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# taz.de -- Kolumne Right Trash: AfD macht sich zum Affen
> Mit ihrer Gegnerschaft zur Ehe für alle hat die AfD ein
> Alleinstellungsmerkmal entdeckt. Und das verteidigt sie mit dem
> homophoben Holzhammer.
Bild: Die Grünen feiern die Ehe für alle. Die AfD verschickt lieber homophobe…
Für die AfD hätte es eine Steilvorlage sein können. Am vergangenen Freitag
beschloss der Bundestag mit deutlicher Mehrheit die Ehe für alle, selbst 75
Mitglieder der Union stimmten dafür. Die Grünen beschossen ihren
Abgeordneten Volker Beck, der seit Jahrzehnten für die vollständige
Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben kämpft, aus Freude und Dank mit
Konfetti, auf den Zuschauerrängen fielen sich gleichgeschlechtliche Paare
in die Arme, andere feierten vor dem Bundestag.
Die AfD lehnt die „Ehe für alle“ ab – und hat damit nun ein echtes
Alleinstellungsmerkmal. Doch die RechtspopulistInnen griffen gleich
mehrfach daneben.
Die Berliner AfD twitterte: „Das ist eine Familie“, dazu ein [1][Foto von
fünf, vollständig in rot gekleideten Menschen]. Das Problem: Eine der
Frauen sah weniger nach drittem Kind denn nach zweiter Mutter aus – eine
Welle von Lesben- und Polygamiewitzen brach über die AfD herein. Dann
stellte sich heraus: Mit derselben Familie wirbt auch eine
Scheidungsanwältin. Der Spott war groß und nicht mehr abzubiegen, auch als
schließlich bekannt wurde, dass es sich auf dem Foto tatsächlich um eine
traditionelle Familie aus den USA handelt.
Dann kündigte die AfD an, eine Verfassungsklage gegen die Ehe für alle zu
prüfen. Das Problem: Die Partei ist bei einer so genannten
Normenkontrollklage [2][gar nicht klageberechtigt]. Dafür müsste sie schon
Teil einer Landesregierung oder mit einer sehr großen Fraktion im Bundestag
sein – beides dürfte in naher Zukunft nicht der Fall sein.
## Beleidigende Tweets
Schließlich griff der Pressesprecher der AfD, Christian Lüth, zum
homophoben Holzhammer. Auf Twitter schrieb er: „Frage: Nach der Ehe für
alle könnte nun @VolkerBeck theoretisch auch einen Moslem oder einen
Gorilla heiraten, oder?“ Und als die Huffington Post [3][kritisch darüber
berichtete], setzte Lüth noch einen drauf: „Liebe @HuffPostDE, ich
entschuldige mich bei Gorillas & Muslimen, denen wollte ich keine
Eheabsichten mit @volker_beck unterstellen.“
Die Gleichsetzung zwischen Homosexuellen, MuslimInnen und SodomistInnen,
die Lüth hier macht, wird auch von anderen RechtspopulistInnen gerne
verwendet – häufig ergänzt durch Pädophilie. Die Junge Freiheit druckte
eine Karikatur, auf der sich hinter zwei schwulen Männern eine Frau mit
ihrem Vogel, ein vollbärtiger Muslim mit vier Burka-Trägerinnen im
Schlepptau und ein Junge mit seinem Teddybär in die Schlange auf dem Weg
zur „Ehe für alle“ einreihen.
## Und die WählerInnen?
Jürgen Elsässer, Chefredakteur des rechtspopulistischen Magazins Compact,
schrieb: „Merkel verschwult die CDU und verkohlt die Schwulen.“ Und benutzt
exakt dasselbe Bild: Die „nächsten Heiratskandidaten“ würden schon um die
Ecke warten: „Moslems mit ihrer Vielweiberei, die Tierliebhaber, die
Kinderficker – wie sollte man denen in Zukunft verweigern, was man jetzt
den Homosexuellen gestattet?“
Problematisch für die AfD: Diese Gleichsetzung trifft auch ihre
[4][Spitzenkandidatin Alice Weidel], die lesbisch ist und mit ihrer
Partnerin zwei Kinder großzieht. Wie sollen die WählerInnen das zusammen
kriegen? Dass Weidel selbst den Kampf gegen die vermeintliche Islamisierung
als wichtiger postuliert als die Ehe für alle, dürfte da nur begrenzt
weiterhelfen. Außerdem: Selbst unter den AfD-AnhängerInnen spricht sich nur
noch die knappe Hälfte gegen die „Ehe für alle“ aus.
Derzeit liegt die AfD in Umfragen nur noch bei um die sieben Prozent. Lüths
Tweets sind inzwischen blockiert.
7 Jul 2017
## LINKS
[1] http://meedia.de/2017/06/29/das-ist-eine-familie-afd-macht-sich-nach-ehefue…
[2] http://www.bildblog.de/90910/medien-verbreiten-ehe-fuer-alle-unsinn-der-afd/
[3] http://www.huffingtonpost.de/2017/07/01/afd-volker-beck-christian_n_1735578…
[4] /Homophobie-im-AfD-Programm/!5415782
## AUTOREN
Sabine am Orde
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