# taz.de -- Landtagswahl in Schleswig-Holstein: Deutlicher Vorsprung für die C… | |
> Die SPD wird abgestraft und fährt das zweitschlechteste Ergebnis ihrer | |
> Geschichte ein. Die CDU schafft einen Sensationssieg. | |
Bild: Die SPD schwimmt nicht mehr oben | |
Kiel taz | Die SPD hat bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein eine | |
krachende Niederlage eingefahren. Die Sozialdemokraten hinter | |
Noch-Ministerpräsident Torsten Albig schafften laut einer Hochrechnung der | |
Forschungsgruppe Wahlen nur knapp 27 Prozent. Bei der Landtagswahl 2012 | |
waren es noch 30,4 Prozent gewesen. Klarer Wahlsieger ist die CDU. Die | |
Christdemokraten legten mit ihrem Spitzenkandidaten Daniel Günther stark zu | |
und landeten bei gut 33 Prozent (2012: 30,8 Prozent). Damit steht in | |
Schleswig-Holstein ein Regierungswechsel bevor, der nächste | |
Ministerpräsident könnte Christdemokrat sein. Demoskopen hatten bis zuletzt | |
ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen beiden Parteien vorhergesagt. | |
Für die Sozialdemokratie bedeutet das Ergebnis eine mittlere Katastrophe. | |
Der Hype um den Kanzlerkandidaten Martin Schulz, der zuletzt im Bund | |
abflaute, hat sich im Norden ins Gegenteil verkehrt. Die Kieler SPD fuhr | |
das zweitschlechteste Ergebnis ihrer Geschichte ein. „Ein bitterer Tag für | |
meine Regierung, ein bitterer Tag für mich“, kommentierte Albig. Ob er | |
persönliche Konsequenzen zieht, blieb am Sonntagabend bis Redaktionsschluss | |
offen. | |
Die Küstenkoalition aus SPD, Grünen und SSW, der Partei der dänischen | |
Minderheit, ist abgewählt. Künftig wäre eine Große Koalition möglich, bei | |
der die SPD die Juniorpartnerin wäre. Außerdem sind Dreierbündnisse | |
denkbar, etwa ein Jamaika-Bündnis aus CDU, Grünen und FDP oder eine Ampel | |
aus SPD, FDP und Grünen. Selbst eine schwarz-grüne Koalition hatte nach den | |
ersten Hochrechnungen am Sonntagabend eine hauchdünne Mehrheit. | |
Bei der Landes-CDU herrschte Euphorie. Unter tosendem Jubel kam der | |
Wahlsieger in den Saal. „Die Menschen haben eine klare Entscheidung | |
getroffen“, rief Günther. Die Regierung Albig sei abgewählt. Damit dürfte | |
er Recht haben: Die Regierungsbildung wird wegen der komplexen Gemengelage | |
Zeit in Anspruch nehmen. Aber der Ball liegt im Feld der CDU. Dass der | |
SPD-Verlierer Albig nun voller Energie ein Dreierbündnis unter seiner | |
Führung verhandelt, ist sehr unwahrscheinlich. | |
Die Grünen stemmten sich erfolgreich gegen den düsteren Bundestrend und | |
holten 13 Prozent (2012: 13,2). Die Ökopartei profitierte von ihrem | |
beliebten Landwirtschafts- und Umweltminister Robert Habeck. „Das ist das | |
Ende vom Abgesang der Grünen“, sagte Habeck. Er hätte gerne die bisherige | |
Koalition fortgesetzt. Zwar hatte seine Partei im Wahlkampf auf | |
Eigenständigkeit gesetzt, doch vor einem Bündnis mit CDU und FDP dürften | |
schwierige Verhandlungen stehen. | |
## Linkspartei nicht im Landtag | |
Die Freidemokraten fuhren gut 11 Prozent ein (2012: 8,2), Spitzenkandidat | |
Wolfgang Kubicki, von dessen Popularität und Selbstdarstellungstalent der | |
nördlichste Landesverband der Liberalen schon seit Jahrzehnten zehrt, hat | |
seine FDP hochgezogen. Das bedeutet Rückenwind vor den Wahlen in | |
Nordrhein-Westfalen am nächsten Sonntag und der Bundestagswahl im | |
September. „Ein gutes Omen für die Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen, | |
da wird es weitergehen mit Christian Lindner“, sagte Kubicki. | |
Wahrscheinlich ist, dass es die AfD in den Landtag schafft. Sie kann als | |
zusätzlicher Player knappe Mehrheiten von zwei Partnern verhindern. In den | |
Hochrechnungen liegen die Rechtspopulisten knapp über der Fünfprozenthürde. | |
Sie schneiden in Schleswig-Holstein im Vergleich zu vorherigen | |
Landtagswahlen und zum Bundestrend schlecht ab. Dies hatte sich in Umfragen | |
bereits angekündigt. | |
Eine Besonderheit in Land ist der Südschleswigsche Wählerverband (SSW), der | |
gut 3 Prozent erreichte (2012: 4,6). Die Regionalpartei der dänischen | |
Minderheit sitzt damit in jedem Fall im Parlament, sie ist von der | |
Fünfprozenthürde befreit. Die Linkspartei schaffte gut 3 Prozent (2012: | |
2,3) und wird weiter nicht im Landtag vertreten sein. Die Piraten, die 2012 | |
triumphale 8,2 Prozent verbuchten, fliegen mit nicht mal 2 Prozent sang- | |
und klanglos aus dem Parlament. | |
Die Wahlbeteiligung lag laut ARD mit 66 Prozent deutlich höher als 2012 | |
(60,2 Prozent). | |
7 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
Ulrich Schulte | |
## TAGS | |
Schleswig-Holstein | |
CDU | |
SPD | |
Torsten Albig | |
Daniel Günther | |
Jamaika | |
Landtagswahl Schleswig-Holstein | |
Martin Schulz | |
Schwerpunkt AfD | |
Landtagswahl Schleswig-Holstein | |
SPD Schleswig-Holstein | |
FDP | |
Daniel Günther | |
Robert Habeck | |
Schleswig-Holstein | |
Schleswig-Holstein | |
Schwerpunkt Landtagswahlen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Pro & Contra Schwarz, Grün, Gelb: Wollen wir Jamaika? | |
Schleswig-Holstein hat gewählt: Eine mögliche Kombination wäre jetzt | |
Schwarz-Grün-Gelb. Können wir diese Koalition wollen? | |
Herabsetzung des Wahlalters: Ab 16 Jahren an die Urne | |
In Schleswig-Holstein durften schon 16-Jährige bei der Landtagswahl | |
abstimmen. Das ist in nur drei weiteren Bundesländern ebenfalls möglich. | |
Debatte Martin-Schulz-Effekt: Jetzt bloß keine Panik | |
Die Niederlage in Schleswig-Holstein muss keine Trendwende für die SPD im | |
Bund sein. Sie muss nur das Richtige daraus lernen. | |
Kommentar AfD in Schleswig-Holstein: Der harte Kern bleibt | |
Die AfD bleibt eine Randpartei. Doch ihr beständiger Einzug in die Landtage | |
spricht für eine gefestigte Kernwählerschaft – am rechten Rand. | |
Koalitionsbildung in Schleswig-Holstein: Erst Schamfrist, dann Jamaika | |
Die Landesregierung wird nach dem Ausschlussprinzip ermittelt: Übrig bleibt | |
als einzige realistische Möglichkeit die Koalition von CDU, Grünen und FDP. | |
Enttäuschung an der SPD-Basis: Auf Euphorie folgt Ernüchterung | |
Das Ergebnis in Schleswig-Holstein verpasst auch den Berliner Genossen | |
einen Dämpfer. Tenor: Schulz muss jetzt mal liefern. | |
Landtagswahl in Schleswig-Holstein: Habeck nimmt Kurs auf Jamaika | |
Die Küstenkoalition in Schleswig-Holstein ist am Ende. Die Grünen | |
debattieren nun, ob sie doch mit CDU und FDP regieren wollen. | |
Kommentar Wahl in Schleswig-Holstein: Der Habeck-Effekt | |
Gegen den Trend erzielen die Nord-Grünen ein starkes Ergebnis. Aber eine | |
Koalition mit der CDU würde zum Problem für die Partei im Bund. | |
Liberalismus von Grünen und FDP: Bloß nicht runterziehen lassen | |
Robert Habeck von den Grünen und Christian Lindner von der FDP wollen ihre | |
Partei neu positionieren. Der Test: zwei Landtagswahlen. | |
Wahlkampf in Schleswig-Holstein: Rückenwind für Günther | |
Auf den letzten Metern wird es spannend: Der CDU-Spitzenkandidat holt auf. | |
Das SPD-Duo agiert mit verteilten Rollen. | |
Albig auf dem absteigenden Ast: Es wird eng in Schleswig-Holstein | |
Es geht knapp zu in der Landtagswahl in Schleswig-Holstein. Wer am Ende | |
siegt, und ob es überhaupt Sieger und Besiegte gibt, ist nicht | |
vorhersehbar. | |
Die Misere der Piratenpartei: Klarmachen zum Kentern | |
Vor fünf Jahren waren sie noch Politstars. In Schleswig-Holstein und NRW | |
dürften die Piraten aus den letzten Landtagen fliegen. |