# taz.de -- Pro & Contra Schwarz, Grün, Gelb: Wollen wir Jamaika? | |
> Schleswig-Holstein hat gewählt: Eine mögliche Kombination wäre jetzt | |
> Schwarz-Grün-Gelb. Können wir diese Koalition wollen? | |
Bild: Manche finden Jamaika richtig toll. | |
HAMBURG taz| Jamaika – die Insel gilt Vielen als paradiesisch und | |
Wunschziel. Politisch hingegen sind die Möglichkeiten eines Zusammenspiels | |
von CDU, Bündnis 90 Die Grünen und FDP noch weitgehend unerforscht. Die | |
Chancen und Risiken einer solchen nach den Nationalfarben des | |
Karibikstaates benannte Jamaika-Koalition, die es auf Länderebene erstmals | |
und ziemlich erfolglos im Saarland gab, erforscht taz.nord in ihrem | |
Wochenendschwerpunkt, den es zwischen Göttingen und Flensburg an jedem | |
guten Kiosk [1][oder als e-Paper im Abonnement gibt]. Aber können wir ein | |
solches Dreierbündnis überhaupt wollen? | |
## Ja, Jamaika, ist doch klar! | |
Die nächste Landesregierung in Schleswig-Holstein wird nach dem | |
Ausschlussprinzip ermittelt. Rein rechnerisch erreichen drei Bündnisse | |
Mehrheiten im Landtag, das heißt aber nicht, dass sie eine programmatische | |
Perspektive für fünf gemeinsame Regierungsjahre entwickeln können. Deshalb | |
bleibt als einzig realistische Koalition: CDU, Grüne und FDP. | |
Eine erneute Große Koalition wie die von 2005 bis 2009 mit Peter Harry | |
Carstensen (CDU) und Ralf Stegner (SPD) kann niemand wollen. Selbst wenn es | |
nicht wieder in ein Hass-Bündnis ausarten sollte, wäre es bestenfalls eine | |
Notgemeinschaft, in der sich die „Regierungs-“Partner“ gegenseitig | |
unablässig argwöhnisch belauern würden. Da kann nichts Gutes draus werden, | |
und wenn es ganz schlimm kommt, stärkt es nur Politikverdrossenheit und | |
Rechtspopulismus. | |
Für eine rot-grün-gelbe Ampel wäre ein neues, überzeugendes personelles | |
Angebot der SPD notwendig. Noch-Ministerpräsident Torsten Albig ist | |
mindestens bei der FDP unerwünscht, Partei- und Fraktionschef Ralf Stegner | |
nicht mal bei den eigenen Leuten mehrheitsfähig. Wer also dann? | |
Erste Wahl wäre Wirtschaftsminister Reinhard Meyer, bei der FDP akzeptiert, | |
wenn auch bei den Grünen nicht besonders wohl gelitten. Bildungsministerin | |
Britta Ernst hätte das Format, würde aber zusammen mit Hamburgs | |
Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) das erste regierende Ehepaar Deutschlands | |
bilden – ein Nordstaat der besonderen Art. Aber Meyer und Ernst wären als | |
in Hamburg wohnende Pendler ohne Hausmacht im SPD-Landesverband, zudem | |
würde FDP-Haudegen Wolfgang Kubicki sie beständig spüren lassen, dass sie | |
nur MinisterpräsidentIn von seinen Gnaden wären. | |
Deshalb bleibt als einzige Lösung Jamaika. Daniel Günther (CDU), Kubicki | |
und das grüne Spitzenduo Monika Heinold und Robert Habeck kommen schon | |
miteinander klar, und programmatisch gibt es keine unüberwindbaren Hürden. | |
Es muss nicht immer Liebe sein, eine Zweck-WG tut's auch. | |
Mit der Perspektive, dass nach der Bundestagswahl im September auch im Bund | |
Jamaika sehr wahrscheinlich die einzige Alternative zur Fortsetzung der | |
Großen Koalition sein dürfte. Im hohen Norden wird schon mal getestet. | |
Sven-Michael Veit | |
## Nein, Jamaika muss nicht sein! | |
Wäre eine Jamaika-Koalition von CDU, Grünen und FDP in Schleswig-Holstein | |
alternativlos? Mitnichten. Gegen eine rot-grün-gelbe Ampel spricht derzeit | |
nur eins: Es ist der Öffentlichkeit schwer vermittelbar, dass die SPD als | |
eindeutiger Wahlverlierer die kommende Koalition anführt, während die an | |
ihr vorbeigaloppierte CDU auf der harten Oppositionsbank verbleibt. Das | |
widerspricht eigentlich den demokratischen Gepflogenheiten dieses Landes. | |
Doch wichtiger als dieses ungeschriebene Gesetz ist doch die Frage: Welches | |
Bündnis kann stabil und vertrauensvoll zusammenarbeiten und bringt | |
Schleswig-Holstein voran? Jede Koalition, die eine parlamentarische | |
Mehrheit hinter sich bringt, steht da zur Debatte. So funktioniert | |
Demokratie. Mehrheit ist Mehrheit. | |
Die wahrscheinlichste Alternative zu Jamaika ist die Ampel, da eine Große | |
Koalition kurz vor der Bundestagswahl weder von der CDU noch der SPD | |
gewollt wird. Doch für eine Ampel braucht es einen personellen Neuanfangs | |
beim Wahlverlierer SPD. | |
Denn alle Wahlanalysen zeigen: Die SPD-Schlappe ist vor allem eine | |
Niederlage Torsten Albigs, dem pastoral klingenden Ministerpräsidenten, der | |
im Wahlkampf kein Fettnäpfchen ausließ. Nur verbunden mit einem personellen | |
Neuanfang an der SPD-Spitze ist die Ampel sinnvoll und auch vermittelbar. | |
Bei der Frage, wer in Schleswig-Holstein mit wem regieren soll, muss es um | |
Inhalte, Gemeinsamkeiten und ein politisches Konzept für die kommenden fünf | |
Jahre gehen. Der Graben zwischen CDU und Grünen ist hier noch tief. Wenn | |
der grüne Frontmann Robert Habeck betont, „der Weg nach Jamaika“ sei „aus | |
inhaltlichen Gründen unendlich weit“, eine „inhaltliche Idee“ könne nur… | |
rot-grünes Bündnis zusammen mit der FDP entwickeln, gibt er die politische | |
Realität wieder. Viel spricht dafür, dass die Schnittmenge der | |
Ampel-Partner größer ist als die eines Jamaika-Terzetts. | |
Welche Konturen die eine wie die andere Koalition hätte, gilt es zu | |
sondieren. Erst wenn Ampel und Jamaika ein politisches und personelles | |
Profil bekommen haben, können die möglichen Koalitionspartner entscheiden, | |
welches Bündnis passt, für die Umsetzung der eigenen politischen Ziele und | |
das Land Schleswig-Holstein. Marco Carini | |
12 May 2017 | |
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## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
Marco Carini | |
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