# taz.de -- Regierung in Schleswig-Holstein: Ampelkiller Kubicki | |
> Der FDP-Politiker hat die SPD ausgespielt. Deren Schwäche bedeutet wohl: | |
> In Kiel kommt keine „Ampel“-Koalition, sondern „Jamaika“. | |
Bild: Die Liberalen, insbesondere Wolfgang Kubicki, bestimmen, wo es langgeht | |
Kiel taz | Wolfgang Kubicki ist ein Taktiker erster Klasse. Nach der | |
Landtagswahl in Schleswig-Holstein hatte der FDP-Spitzenkandidat eine | |
Koalition mit SPD und Grünen unter Führung des SPD-Ministerpräsidenten | |
Torsten Albig direkt ausgeschlossen. Albig, der nur 27,2 Prozent einfuhr, | |
dachte aber zunächst gar nicht daran, einen Rücktritt nach | |
Hannelore-Kraft-Art zu vollziehen. Er fühlte sich trotz der Wahlschlappe | |
dazu befähigt, eine Ampel-Koalition auszuloten. Als nach Kubicki auch die | |
Grünen im Laufe der letzten Woche eine Ampel mit ihm an der Spitze für | |
unwahrscheinlich erklärten, war allen Beteiligten klar, dass der kommende | |
Ministerpräsident nicht Torsten Albig heißen würde. | |
Am Dienstag nun zog Albig die Konsequenz aus all den ungünstigen Umständen | |
und [1][legte sein Landtagsmandat nieder]. Der bisherige Ministerpräsident | |
erklärte, seine Arbeit als Mitglied einer Landesregierung werde „in jedem | |
Fall mit der Neuwahl einer Ministerpräsidentin oder eines | |
Ministerpräsidenten“ enden. Aber was heißt das nun für die weiteren | |
Koalitionsverhandlungen? Dass eine Ampel wieder möglich ist? Auch nicht. | |
Geht es nämlich nach der FDP, spielt die neue Personallage bei der SPD | |
überhaupt keine Rolle für die Liberalen. Während Dienstagmittag CDU und | |
Grüne fleißig sondierten, ließ der Taktiker Kubicki verbreiten, dass seine | |
Partei eine Ampel kategorisch ausschließen werde – Albig hin oder her. Und | |
in der Tat: Als nach zweieinhalb Stunden Gesprächen im Hotel Kieler | |
Kaufmann die Spitzenleute von Grünen und CDU vor die Presse traten, | |
erklärten auch die Grünen die Ampeloption für erledigt. Punktsieg für | |
Kubicki – auch wenn das niemand bei den Grünen zugeben mag. | |
Weniger Kubickis harte Linie als vielmehr die schwache SPD-Strategie führen | |
die Grünen als Ampelkiller an. „Der SPD ist es nicht gelungen, eine Idee | |
aufzuzeigen, wie es jetzt in Schleswig-Holstein weitergehen kann“, sagte | |
Umweltminister Robert Habeck. Der Grund ist so simpel wie ernüchternd: Im | |
hohen Norden fehlt es der SPD schlicht an spitzenfähigem Personal. Außer | |
Albig hätte nur noch Ralf Stegner das Format zum Ministerpräsidenten | |
gehabt. Doch dessen Popularitätswerte sind kaum messbar, selbst intern | |
kreidet man ihm taktische Fehler im Wahlkampf an. | |
## Große Koalition ist nicht beliebt | |
Der Kreisverband Nordfriesland teilte offiziell mit, man wünsche einen | |
kompletten personellen Neustart – ohne Ralf Stegner. Dass der abtritt, gilt | |
als ausgeschlossen, eine Ampelkoalition aber ebenso. Stegner hatte eine | |
Woche Zeit, potenzielle SpitzenkandidatInnen zu suchen; fündig geworden ist | |
er bis Dienstag jedoch nicht. Somit verbleiben zwei Möglichkeiten in | |
Schleswig-Holstein: Eine sogenannte „Jamaika-Koalition“, ein Bündnis aus | |
CDU, Grünen und FDP – oder eine Große Koalition aus CDU und SPD. | |
Für eine Koalition zwischen CDU, Grünen und FDP spricht vor allem, dass | |
eine Große Koalition gerade nicht angesagt ist. „Wir bevorzugen Jamaika. | |
Das war schon vor der Wahl so“, sagte CDU-Spitzenkandidat Daniel Günther. | |
Grünen-Spitzenkandidatin Monika Heinold meinte: „Ich bin ein Mensch, der | |
offen dafür ist, in schwierigen Zeiten Lösungen zu finden.“ | |
Einen ersten Schritt haben die Grünen bereits am Montag zurückgelegt. | |
„Konstruktive Gespräche“ habe man mit der FDP geführt. Zu diesem Zeitpunkt | |
war die Ampel noch im Rennen und sowohl Grüne als auch FDP, die bei der | |
Wahl knapp weniger Stimmen als die Grünen erhalten hatte, hatten noch alle | |
Trümpfe in der Hand. Weil Kubicki die SPD nun rausgeschossen hat, kann die | |
CDU selbstbewusster in die weiteren Gespräche gehen. Sie wird auf jeden | |
Fall regieren und den Ministerpräsidenten stellen. Kubicki sei Dank. | |
17 May 2017 | |
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## AUTOREN | |
David Joram | |
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