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# taz.de -- Umfrage zur Zukunft der Arbeit: Angst vor der Digitalisierung
> Die Arbeitswelt der Zukunft bringt Jobverlust und treibt die soziale
> Spaltung noch weiter voran. Das glaubt zumindest die Mehrzahl der
> Deutschen.
Bild: Und kochen kann er auch: Versuchsroboter an der Universität Bremen
Wenn Bundesforschungsministerin Johanna Wanka am Montag in Hannover zum
Start der Cebit den Innovationspreis der Messe verleiht, dann hat sie
frische Zahlen und Statistiken aus ihrem Hause im Gepäck, die überhaupt
nicht zur dort verbreiteten Digitalisierungs-Euphorie passen.
Nach dem jüngsten [1][„Zukunftsmonitor“ des Bundesministeriums für Bildung
und Forschung (BMBF)] blicken viele Deutsche mit Sorge auf die Arbeitswelt
im Jahre 2030: Robotik und Digitaltechniken werden die Arbeitsplätze der
Menschen dramatisch verändern oder sogar abschaffen. 60 Prozent der
Befragten erwarten, dass „durch die Veränderungen Jobs verloren gehen“.
Anders als bei früheren Zukunftsbefragungen des BMBF, in denen
Technikfortschritte in der Medizin oder der Bildung überwiegend begrüßt
wurden, fallen die Erwartungen an die Zukunft der Arbeit und die Folgen der
Industrie 4.0 deutlich negativer aus. So erwarten 42 Prozent, dass die
neuen Technologien zu „negativen Veränderungen in der Arbeitswelt“ des
Jahres 2030 führen werden. Ein Drittel rechnet mit überwiegend positiven
Verbesserungen. 20 Prozent glauben, dass es „keine gravierenden
Veränderungen“ geben werde. Bei dieser Gruppe dürfte der Aufwach-Effekt am
stärksten ausfallen.
Überraschend kritisch werden die sozialen Folgen der neuen Arbeitswelt
bewertet. „Die Geschwindigkeit der Digitalisierung fördert Abstiegsängste�…
stellt die Untersuchung fest: „81 Prozent der Befragten fürchten, dass die
technologische Entwicklung dazu führt, dass mehr Menschen beruflich
abgehängt werden“.
Und wer den Job behält, hat auch nicht so viel davon. 84 Prozent glauben,
dass „durch die Digitalisierung in Zukunft die Gehaltsunterschiede zunehmen
könnten“. Mit anderen Worten: Die Menschen erwarten eine stärkere
Polarisierung der Einkommen. Innovation – so die Volksmeinung – treibt in
letzter Instanz die soziale Ungleichheit. Die satten Gewinne kommen nur
wenigen zugute.
Ob sich in diesen Zahlen bereits eine Akzeptanz-Erosion in der breiten
Bevölkerung gegenüber ungesteuertem Fortschritt ankündigt, kann man bei
der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf, dem Thinktank der
DGB-Gewerkschaften, noch nicht erkennen. Dort geht man von einer
positiveren Stimmungslage aus, die im vergangenen Jahr über eine große
Befragung von 2.600 Betriebsräten durch das Wirtschafts- und
Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Stiftung ermittelt wurde.
Auf die Frage nach den Auswirkungen der „zunehmenden Digitalisierung der
Arbeit im Betrieb“ sahen 40 Prozent der Betriebsräte „überwiegend positive
Auswirkungen“, 15 Prozent dagegen mehr negative Folgen, während die größte
Gruppe mit 42 Prozent „keine Auswirkungen“ registrierte. Allerdings handelt
es sich hierbei um den Ist-Zustand 2016 und keine Zukunftsabschätzung für
2030.
Die für die gesamte deutsche Bevölkerung repräsentativen Zahlen des
„Zukunftsmonitors“ wurden im Januar über eine Befragung von 1.004 Bürgern
durch das Meinungsforschungsinstitut Kantar Emnid im Auftrag des BMBF
ermittelt. Auch positive Erwartungen wurden registriert, besonders bei der
jüngeren Generation, die technikaufgeschlossener ist als Eltern und
Großeltern. So erwarten 59 Prozent der 14- bis 19-Jährigen, dass „durch die
Digitalisierung positive Effekte auf die Vereinbarkeit von Arbeit und
Familienleben erzielt werden können“. Das Meinungsbild wird in einer
öffentlichen Veranstaltung – der „Zukunftsnacht“ zum Thema „Denken und
Arbeiten in der Welt von morgen“ – am 29. März im BMBF in Berlin vertieft.
19 Mar 2017
## LINKS
[1] https://www.zukunft-verstehen.de/zukunftsforen/zukunftsforum-4/der-zukunfts…
## AUTOREN
Manfred Ronzheimer
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