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# taz.de -- Nachhaltiges Obst: Voll Banane
> Der Anbau der Frucht ist oft weder fair noch ökologisch. Ein neues
> Bündnis will nun mit Akteuren wie Kaufland die Sparte umkrempeln.
Bild: Bananen und Äpfel sind die Lieblingsfrüchte der Deutschen
Berlin taz | Bananen sind die exotische Lieblingsfrucht der Deutschen,
gleich nach den überwiegend einheimisch produzierten Äpfeln. Bei 11
Kilogramm im Jahr liegt der Pro-Kopf-Verzehr. Trotz langer Transportwege
bewegt sich der Ladenpreis meist unter dem der einheimischen Obstsorten.
Wie das gehen kann? Frank Braßel von der Entwicklungshilfeorganisation
Oxfam hat die Antwort: „Das Bananengeschäft ist ein Sektor, der
gekennzeichnet ist durch eine jahrzehntelange knallharte Ausbeutung auf
nationaler und internationaler Ebene.“
Daran soll sich nun mit einem neuen „Aktionsbündnis für nachhaltige
Bananen“ (ABNB) etwas ändern. In der vergangenen Woche hat sich das Bündnis
auf der weltgrößten Fruchthandelsmesse, „Fruit Logistica“, in Berlin
vorgestellt. „Unser Ziel ist es, dass langfristig alle Bananen, die auf dem
deutschen Markt vertrieben werden, entlang ihrer gesamten
Wertschöpfungskette nachhaltiger produziert werden und somit Menschenrechte
geachtet und Umweltschutz gefördert werden“, sagt Netzwerksprecherin
Alexandra Kessler.
Auf den Plantagen in Übersee herrschen oft unsoziale Arbeitsbedingungen.
Zudem schädigt der massive Einsatz von Pestiziden auf lange Sicht Mensch
und Natur. Oxfam hatte in der vergangenen Woche eine Studie der
Organisation ÄrztInnen für gesunde Umwelt (AEGU) veröffentlicht, für die
Arbeiter auf konventionellen und ökologischen Bananenplantagen in Ecuador
auf Zellveränderungen untersucht wurden. Von acht typischen Indikatoren,
die auf ein erhöhtes Krebsrisiko hindeuten, waren bei Arbeitern im
konventionellen Anbau alle deutlich erhöht, teils um bis zu 155 Prozent.
## Branchenübergreifende Lösung gesucht
Bisher engagieren sich lediglich einzelne Lebensmittelketten in hauseigenen
Lösungen für den Import von ökologisch zertifizierten Bananen, die in der
Regel um 1 Euro pro Kilo teurer sind als die konventionelle Ware. Das neue
Bündnis strebt nun eine branchenübergreifende Lösung an, die auch
gemeinsame Standards in den Herstellungsländern durchsetzen will.
Angestoßen hat der Verein Transfair die Bananen-Initiative. Er vergibt in
Deutschland bereits das Fairtrade-Siegel. Neben Oxfam, den
Umweltorganisationen WWF und Global Nature Fund haben sich auch einer der
weltweit größten Bananenimporteure, Fyffes, und die Handelskette Kaufland
angeschlossen. Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des
Bundesentwicklungsministeriums.
„Wir wollen die Transparenz in der Lieferkette erhöhen und die Arbeits- und
Lebensbedingungen in den Anbauländern schrittweise verbessern“, sagt
Hansjörg Plöger, Kaufland-Zentraleinkäufer für Obst und Gemüse. Pro Jahr
holt seine Kette 70 Millionen Kilogramm Bananen nach Deutschland.
Die neue Produktionsform soll in diesem Jahr auf einer 800 Hektar großen
Plantage in Ecuador beginnen. „Für diese Farm geben wir einen höheren
Return, aber dafür wollen wir auch bestimmen, wo die Mittel hingehen“, sagt
Plöger. Teilweise wird dies ein höherer Lohn für die Arbeiter sein, aber
auch bessere Schulbildung und Wohnverhältnisse werden angestrebt.
## „Ich kann nicht sagen, ob es klappt“
Kein leichtes Unterfangen, weiß Braßel, der die Ökologisierung des
Bananensektors schon seit drei Jahrzehnten begleitet. „Es ist schon
ungewöhnlich, dass sich jetzt Importeure und Einzelhandel mit Umwelt- und
sozialen Gruppen rund um ein so belastetes Thema zusammenfinden“, stellt er
fest. „Ich kann nicht sagen, ob es klappt, aber wir haben die Hoffnung.“
Andernfalls werde man die Reißleine ziehen: „Oxfam wird bei keiner
Greenwashing-Initiative mitmachen“, versichert ihr Sprecher. Alle Bananen –
und nicht nur ein Edelsegment – müssten fair und nachhaltig hergestellt
werden.
13 Feb 2017
## AUTOREN
Manfred Ronzheimer
## TAGS
Bio-Lebensmittel
Fair Trade
Fairtrade
Bananen
Ecuador
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Nachhaltigkeit
Oxfam
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