Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Bremer Mieter kämpfen gegen Abriss: Kein Platz für billige Häuser
> Vonovia will zwei Schlichtsiedlungen abreißen. Die Mieter wehren sich,
> zusammen mit der Initiative „Menschenrecht auf Wohnen“.
Bild: Werden bald abgerissen: Schlichtbauten in Sebaldsbrück
Bremen taz | Rot-Grün will den größten Teil der rund 200 Schlichtbauten in
Bremen endgültig zum Abriss freigeben. Das steht in einem Bericht, den die
Baudeputation am Donnerstag zur Kenntnis nehmen wird. Doch gegen das
Vorhaben gibt es noch Widerstand. Nicht nur Linkspartei, sondern auch das
Aktionsbündnis „Menschenrecht auf Wohnen“ um Joachim Barloschky, das
Diakonische Werk und die BewohnerInnen der Häuser kämpfen weiter für ihren
Erhalt.
Insgesamt gibt es drei Schlichtsiedlungen in Bremen, die früher der
Bremischen gehörten, mittlerweile aber dem börsennotierten Vonovia-Konzern.
Die Siedlung „Am Sacksdamm“ in Sebaldsbrück und in der Holsteiner Straße …
Walle sollen abgerissen werden und Neubauten weichen. Die Reihersiedlung in
Oslebshausen hingegen könnte an die Wohnungshilfe weiter verkauft werden.
Die Häuser haben zwar alle äußerst günstige Mieten, aber auch einen sehr
niedrigen Standard: Viele von ihnen haben keine oder jedenfalls keine
modernen Heizungen oder Warmwasser – von Dämmung ganz zu schweigen. Die
MieterInnen seien „nur schwer“ in Geschosswohnungen zu vermitteln, sagt der
grüne Bausenator.
Für sie stellt das Wohnen in den eingeschossigen Schlichthäusern „häufig
die einzige Alternative zur Obdachlosigkeit dar“, sagt Die Linke. Die CDU
findet indes, dass „menschenwürdiges Wohnen“ in den Häusern oft „nicht
möglich“ sei und will einen „Neubau auf dem Gelände als Chance verstehen�…
Die Mieten darin sollen jedoch acht Euro pro Quadratmeter kosten, berichtet
der Senat – zu viel für die BewohnerInnen der Schlichtbauten.
## Senat und Vonovia lehnen Modernisierungen ab
„Wir wollen bleiben“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung aus der
Waller Siedlung. Sie entstand in den Fünfzigerjahren und hat rund 40
Wohneinheiten. „Wir haben eine sehr gute Nachbarschaft“ und „zum Teil gro…
eigene Investitionen getätigt“, etwa in Warmwasser oder Anbauten. Außerdem
schätzen sie die Lage. „Wir werden keine Chance haben, „so was noch mal
wiederzubekommen.“ Die MieterInnen am Sacksdamm sehen das ähnlich. Und sie
alle fordern die sofortige Instandsetzung ihrer Häuschen, eine
Mitbestimmung der MieterInnen – und eine schnelle Wiedervermietung der
aktuell dort leer stehenden Wohnungen.
Der Senat und die Vonovia lehnen das ab: „Eine Modernisierung – auch
einzelner Wohnungen – ist für die Eigentümerin wirtschaftlich nicht
darstellbar“, heißt es in dem Bericht an die Deputation. Auch für die
Siedlung in Sebaldsbrück, wo auf 9.200 Quadratmetern derzeit noch rund 80
Wohneinheiten stehen, ist eine Instandsetzung laut Vonovia und Senat „mit
einem sehr hohen finanziellen Aufwand verbunden“ – also unrentabel.
Die Initiative „Menschenrecht auf Wohnen“ unterstützt dagegen die jetzigen
MieterInnen in ihren Forderungen, die Diakonie auch: „Die Menschen, die in
den Schlichtwohnungen leben, möchten dort wohnen bleiben und sollten genau
das auch dürfen“, sagt Manfred Meyer, der Geschäftsführer des Diakonischen
Werks Bremen.
Eine Chance darauf hat aber nur, wer in der Reihersiedlung wohnt. Dort gibt
es 52 Wohnungen in eingeschossigen Häusern; sie sind rund 40 Quadratmeter
groß, aber haben zumindest Ofenheizung. „Die Siedlung ist stark
vernachlässigt“, schreibt der Senat – und verweist auf hohe Leerstände in
den Schlichtsiedlungen.
Die Linkspartei wirft Vonovia eine Strategie der „Entmietung“ vor. Sie
verlangt deshalb Verhandlungen mit der Vonovia, damit die halbstaatliche
Wohnungsbaugenossenschaft Gewoba die beiden abrissbedrohten Siedlungen
kaufen und dann zusammen mit der Inneren Mission retten kann. Das aber
steht nicht zur Debatte.
17 Jan 2017
## AUTOREN
Jan Zier
## TAGS
Vonovia
Bremen
Wohnraum
Verdrängung
Gentrifizierung
Sozialwohnungen
Sozialer Wohnungsbau
Sozialer Wohnungsbau
Mieten
Wohnungsleerstand
Grüne Bremen
Bremen
Vonovia
Bremerhaven
## ARTIKEL ZUM THEMA
Deutscher Mieterbund protestiert: „Vonovia verdient sich goldene Nase“
Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen investiert in „Modernisierungen“.
Das hat harte Auswirkungen für die Mieter*innen, findet der Mieterbund.
Bilanz der Wohnungspolitik: Teure Sozialwohnungen
Trotz Förderprogrammen gibt es in Bremen immer weniger günstigen Wohnraum.
Dabei wären viel billigere Mieten durchaus möglich, sagen Experten.
Kampf um Wohnraum: „Kein Schwein hört uns zu“
In Bremen kämpft eine Demo gegen den Abriss der Schlichtbausiedlungen, aber
die rot-grüne Regierung gibt sich ohnmächtig gegenüber der Vonovia
Goldene Zeiten für VermieterInnen: Sie lauern schon
In Bremen steigt die Höhe, bis zu der Sozialkassen die Miete zahlen, ab
März teils stark an. Gut ist das vor allem für die VermieterInnen
Kampf um günstigen Wohnraum: Billigen Häusern droht der Abriss
Die Rettung der Schlichtbauten in Oslebshausen ist vorerst gescheitert –
die Wohnungshilfe wird nicht helfen. Ob die Gewoba nun einspringt, ist
fraglich.
Stadtentwicklung in Bremen: Baugemeinschaften sind sauer
Indem es Grundstücke in Walle als Ganzes an einen Investor vertickt,
verletzt Lohse-Ressort Absprachen und verhindert alternative Wohnprojekte
Wohnen nach Wasserschaden: Schon wieder die „Miethai-AG“
Wiederholt steht ein Vonovia-Haus unter Wasser. Der Vermieter fühlt sich
trotz mangelhafter Sanierung nicht verantwortlich
Abgezockte Mieter in Bremen: Wohngeld für die Dividende
Mieter des Vonovia-Konzerns gegen flächendeckende Mieterhöhungswelle in
Bremen in ehemals staatlichen Wohnungen.
Stadtentwicklung in Bremerhaven: Das Ziel: Die Gentrifizierung
Vor Jahren sagte Bremerhaven seinen vielen Schrottimmobilien den Kampf an.
Jetzt wird Bilanz gezogen und die Stadt zeigt sich zufrieden. Ein Rundgang.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.