# taz.de -- Kampf um günstigen Wohnraum: Billigen Häusern droht der Abriss | |
> Die Rettung der Schlichtbauten in Oslebshausen ist vorerst gescheitert – | |
> die Wohnungshilfe wird nicht helfen. Ob die Gewoba nun einspringt, ist | |
> fraglich. | |
Bild: Akut bedroht: Die Reihersiedlung in Oslebshausen | |
BREMEN taz | Der Verein „Wohnungshilfe“ wird die Reihersiedlung in | |
Oslebshausen nicht vom Vonovia-Konzern kaufen. Das hat Vorstand Johannes | |
Frandsen der taz bestätigt. Jetzt bemüht sich der Senat um eine andere | |
Lösung: Ein Verkauf bleibt möglich. | |
Die Reihersiedlung ist eine von drei Schlichtwohnsiedlungen in Bremen. Die | |
in den 20er- und 50er-Jahren errichteten Gebäude haben einen niedrigen | |
Standard, aber günstige Mieten: Ein Häuschen mit Ofenheizung und 40 | |
Quadratmetern kostet rund 170 Euro im Monat. Einst als Übergangslösung | |
gedacht, schützen die Schlichthäuser heute viele ihrer BewohnerInnen vor | |
Obdachlosigkeit. | |
Der Wohnungskonzern Vonovia übernahm die drei Siedlungen vor drei Jahren. | |
Von den fast 200 Wohnungen stehen derzeit etwa 80 Prozent leer. Die | |
Schlichthäuser in Walle und Sebaldsbrück sollen Neubauten weichen. Die | |
BewohnerInnen aber wollen bleiben. Die Siedlung in der Reiherstraße | |
hingegen sollte für einen „symbolischen Preis“ von 140.000 Euro an die | |
Wohnungshilfe verkauft werden. Das verkündete die Vonovia im vergangenen | |
Sommer. | |
Aus Sicht des Vereins scheiterten die Verhandlungen, nachdem er selbst | |
einen privaten Bauinvestor engagierte. Auf diese Kooperation habe Vonovia | |
ablehnend reagiert. Letztlich habe das Unternehmen die Reihersiedlung nicht | |
mehr direkt an den Verein verkaufen wollen. Frandsen vermutet, dass der | |
Gröpelinger Beirat zu dieser Entscheidung beigetragen hat. Der hatte | |
mehrfach gegen den Erhalt der Reihersiedlung votiert. | |
Die Vonovia bedauert das Scheitern der Verhandlungen, nennt aber keine | |
Gründe: „Es wäre eine gute Lösung gewesen, die Reihersiedlung zu erhalten�… | |
sagt ein Sprecher. Das Unternehmen arbeite weiter „in enger Absprache“ mit | |
Bau- und Sozialressort an einer Lösung. Einen Verkauf schließt Vonovia | |
nicht aus. | |
Wie es weitergehen könnte, steht in einem Bericht der Baudeputation. Dort | |
heißt es, der Senat solle „Verhandlungen mit der Eigentümerin, der Gewoba | |
und dem Verein für Innere Mission“ aufnehmen, wenn die Gespräche zwischen | |
Vonovia und der Wohnungshilfe scheitern. Diese Verhandlungen würden derzeit | |
vorbereitet, so das Bauressort. | |
Die halbstaatliche Gewoba ist offen für Gespräche: „Wir wollen uns an einer | |
Lösung beteiligen“, sagt Manfred Corbach, Leiter der Immobilienwirtschaft. | |
Aber: Es helfe den BewohnerInnen nicht, wenn die Gewoba die Siedlung | |
einfach übernähme. Eine vollständige Reparatur würde so viel kosten wie ein | |
Neubau. Die geringen Mieten ließen sich nur sichern, wenn der niedrige | |
Standard bleibe. Viele BewohnerInnen der Siedlung haben dagegen nichts. Die | |
Gewoba schon: „Das entspricht nicht unseren Vorstellungen, | |
verantwortungsvoll mit MieterInnen umzugehen“, so Corbach. | |
14 Feb 2017 | |
## AUTOREN | |
Lukas Thöle | |
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