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# taz.de -- Wohnen nach Wasserschaden: Schon wieder die „Miethai-AG“
> Wiederholt steht ein Vonovia-Haus unter Wasser. Der Vermieter fühlt sich
> trotz mangelhafter Sanierung nicht verantwortlich
Bild: So sieht es aus, wenn die Vivonia Wände saniert
BREMEN taz | Zwei Mal musste die Feuerwehr in letzter Zeit zum Osterdeich
zu einem Haus der Wohnungsbaugesellschaft Vonovia anrücken: Einmal standen
in zwei Parterre-Wohnungen Teppiche und Parkett unter Abwasser – in der
einen war das Wasser aus der Toilette hochgekommen, in der anderen aus der
Dusche. Beide MieterInnen haben derzeit Ersatzwohnungen. Und beim
„Starkregen“ am vergangenen Montag brach schlicht ein Stück des
Abwasserrohres heraus: In den gesamten Kellerräumen stand das Abwasser
knöcheltief.
Seit gestern hängt dort ein Zettel der Wasserschadens-Sanierungsfirma
Belfor an der Tür: Am Montag kommt ein Container in den Garten. Denn die
Kellerräume, die nicht leer sind, werden nicht saniert. „Wird denn vorher
dokumentiert, was wir da in den Container werfen? Bekommen wir denn die
Sachen ersetzt?“, fragt eine Mieterin den freundlichen Mann von der Belfor.
Der zuckt die Schultern: „Da müssen sie bei der Vonovia-Zentrale in
Düsseldorf anrufen.“
Aber die sagt klar: Die Fußböden werden saniert, das Mobiliar sei Sache der
Hausratsversicherung. Wer keine hat, hat Pech gehabt. „Elementarschäden“
nennt das die Versicherungsbranche, und da wird es kompliziert. Denn die
kann man extra versichern, aber damit sind „Elementarschäden durch
Rückstau“ nicht abgedeckt. Diese kann man wiederum extra versichern – aber
nur, wenn eine „Rückstauklappe“ in den Leitungen eingebaut ist. Das hat die
Vonovia, die früher Deutsche Annington hieß, nicht gemacht.
Dass es sich bei der Schadensentstehung um „höhere Gewalt“ handeln könnte,
bezweifelt Mieterin Birte B. ohnehin: „Die haben doch in den letzten
Monaten alles saniert“, sagt sie. Das Abwasserrohr, aus dem ein Kniestück
einfach herausgefallen ist, ist neu. Das Fallrohr am Haus, an dem das
Wasser herabstürzte, ist neu.
Das Abwasserrohr, das im Vorgarten den Kanalanschluss herstellt, ist neu
gemacht – allerdings von einer Gartenbaufirma, die auch das Buschwerk im
Vorgarten entfernt hat. Früher, sagt B., habe es solche Schäden bei
vergleichbaren Wetterlagen nicht gegeben. Und an den unmittelbar
benachbarten Häusern seien ja auch keine Schäden entstanden. B. hat einen
Anwalt eingeschaltet.
„Die Dachsanierung haben Bulgaren gemacht“, sagt B. Jedenfalls hätten die
PKWs der Arbeiter bulgarische Kennzeichen getragen. „Von denen hat keiner
deutsch gesprochen.“ Geschlafen hätten die Arbeiter auf dem Speicher,
geduscht in einer freien Wohnung des Hauses, den Baustellenstrom hätten sie
aus einer Steckdose im Waschmaschinenraum abgezapft, dessen Kosten auf die
Mieter umgelegt werden. Als die Bauarbeiter Latten vom Dach einfach
herunter warfen, hätten die Mieter das Gewerbeaufsichtsamt verständigt.
Seit dem ersten April bereits verlangt die Vonovia für die Sanierung des
Hauses eine Mieterhöhung von bis zu 30 Prozent – obwohl die Arbeiten noch
gar nicht abgeschlossen sind. An Dutzenden Stellen fehlen Fliesen, andere
Restarbeiten stehen noch aus, aus dem Waschmaschinenraum läuft die Brühe
über ein Loch in die Erde – die Waschmaschinen sind nicht an die
Kanalisation angeschlossen.
Das Gebäude am Osterdeich gehörte früher der kommunalen
„Beamtenbau“-Gesellschaft“. Seit dem Verkauf 1994 wechselten die Wohnungen
immer wieder den Besitzer. Die derzeitige Eigentümerin hat sich jüngst zu
„Vonovia“ umbenannt, weil der Ruf der Deutschen Annington so schlecht war:
Joachim Barloschky vom Bremer Aktionsbündnis „Menschenrecht auf Wohnen“
nannte die Wohnungsbaugesellschaft im Jahr 2014 den „größten und
schlimmsten Vermieter in Deutschland“, der Stern verpasste ihr den Titel
„Miethai-AG.“
10 Jun 2016
## AUTOREN
Klaus Wolschner
## TAGS
Bremen
Mietenbewegung
Vermieter
Mieterschutz
Miete
Überflutung
Sozialer Wohnungsbau
Vonovia
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Wohnungsnot
Wohnungsmarkt
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