# taz.de -- Maßnahmen gegen Falschmeldungen: Facebook sagt Fake News Kampf an | |
> Facebook hat einen Plan vorgelegt, wie es gegen Falschmeldungen vorgehen | |
> will. Zunächst bleibt es bei einer Testphase in den USA. | |
Bild: Facebook begibt sich auf die Suche nach Falschmeldungen | |
BERLIN taz | Facebook hat am Donnerstag Maßnahmen vorgestellt, wie es die | |
Verbreitung von Falschmeldungen eindämmen möchte. Kritiker_innen hatten dem | |
US-Unternehmen zuvor vorgeworfen, Donald Trump indirekt zum Wahlsieg | |
verholfen zu haben. Im Finale des US-Wahlkampfs seien die zehn | |
meistgeteilten Geschichten auf Facebook Fake-News gewesen. | |
Falsche Nachrichten werden nicht nur als Propaganda-Mittel aus politischem | |
Interesse, sondern auch aus Profit-Zwecken verbreitet. Texte, die Empörung | |
provozieren, verbreiten sich schnell und werden häufig als Hetze | |
beispielsweise gegen Geflüchtete genutzt. | |
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg wies die Vorwürfe zunächst zurück, Trump | |
zum Sieg verholfen zu haben, und verneinte, dass Facebook ein Problem mit | |
Falschmeldungen habe – nur um kurz später zu verkünden, dass Strategien | |
gegen die Verbreitung von Fake-News erarbeitet würden. | |
In einem Blogpost fasste Adam Mosseri, zuständig für den Bereich Newsfeed | |
bei Facebook, am Donnerstag das Projekt gegen Falschmeldungen in vier | |
Schritten zusammen. Dabei wies er die Verantwortung Facebooks für das | |
Entstehen und Verbreiten von Fake-News zumindest teilweise zurück: „Wir | |
glauben daran, den Menschen eine Stimme zu geben, und können dabei nicht | |
die Schiedsrichter der Wahrheit werden.“ Bei ihrem Test beschränke sich das | |
Unternehmen daher auf die „schlimmsten der schlimmen“ Falschmeldungen. | |
Die erste Maßnahme des Unternehmens soll es Nutzer_innen in Zukunft | |
erleichtern, Posts zu melden, die ihnen als Falschnachrichten erscheinen. | |
Bislang musste man bei einer Meldung unter drei vorgegebenen Gründen („Es | |
ist nervig oder uninteressant“, „Es sollte meiner Meinung nach nicht auf | |
Facebook sein“, „Es handelt sich um Spam“) entscheiden. Die vierte | |
Auswahlmöglichkeit – „Es ist eine Falschmeldung“ – soll in der Testpha… | |
hinzugefügt werden. | |
Kennzeichnung „umstrittener“ Posts | |
Diese Meldungen und „andere Signale“, die in Mosseris Post nicht näher | |
erläutert werden, sollen von Dritten geprüft und gegebenenfalls mit einem | |
Button „umstritten“ gekennzeichnet werden. ABC News und PolitiFact sowie 41 | |
weitere Redaktionen sollen die Faktenlage der gemeldeten Beiträge | |
überprüfen. Die 43 Organisationen gehören dem International | |
Fact-Checking-Network (IFCN) des Poynter-Instituts for Media Studies an und | |
haben den „Fact Checkers Code of Priniciples“ unterschrieben. | |
Haben die Organisationen einen Post als „umstritten“ gekennzeichnet, wird | |
dieser nicht gelöscht, doch landet er im Newsfeed weiter unten und kann | |
nicht mehr gegen Bezahlung beworben werden. Mosseri argumentiert, dass | |
dieses Verfahren den User_innen mehr Kontext liefere und ihnen dabei helfe | |
zu entscheiden, ob sie einen Post teilen möchten oder nicht. | |
Anhand von Nutzerstatistiken möchte Facebook die Position der Nachrichten | |
im Newsfeed anpassen. Dabei nimmt Facebook an, dass Artikel, die viel | |
gelesen und wenig geteilt werden, „irreführende“ Inhalte haben müssen und | |
demnach Falschmeldungen sind. Auch diese Posts würden dann eine geringere | |
Gewichtung erfahren und im Newsfeed weiter unten erscheinen. | |
Der letzte Schritt soll Betrüger_innen das absichtliche Verbreiten von | |
Fake-News erschweren. Gefälschte Internetadressen, die aussehen wie die | |
Adressen bekannter Medienorganisationen, verbreiten Falschmeldungen aus | |
einem finanziellen Interesse. Mit Fake-News ködern sie Nutzer_innen auf | |
ihre Website, die sich in vielen Fällen dann als Werbeseite herausstellt. | |
Dies widerspricht den Nutzerbedingungen Facebooks. Mit stärkerer Kontrolle | |
möchte Facebook gegen diese Betrüger_innen vorgehen und ihnen den Zugang zu | |
Facebook sperren. | |
Pilotprojekt in den USA | |
Bei den vier Maßnahmen, die nun ergriffen werden sollen, handelt es sich | |
zunächst jedoch nur um ein Pilotprojekt, das auf die USA beschränkt bleibt. | |
Dabei gibt das Unternehmen einen Großteil der Verantwortung ab – an | |
außenstehende Redaktionen und an die Vernunft und Eingriffe der | |
Nutzer_innen. | |
Ob der Testlauf zu weniger Falschmeldungen auf der Plattform führen und auf | |
andere Länder übertragen wird, muss sich erst noch zeigen. Fraglich bleibt | |
auch, ob mithilfe der Nutzerstatistiken Falschmeldungen verhindert werden | |
können. Denn gerade gefälschte Nachrichten werden häufig gelesen und | |
geteilt, wie der US-Wahlkampf gezeigt hat. | |
Auch in Deutschland wird die Kritik am Umgang Facebooks mit Falschmeldungen | |
immer lauter. Bundesjustizminister Heiko Maas droht nun mit Bußgeldern als | |
letzte Maßnahme, wenn gefälschte Nachrichten und Hassbotschaften nicht | |
zeitnah gelöscht werden. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung forderte er am | |
Donnerstag, Facebook müsse seine „gesellschaftliche Verpflichtung“ als eine | |
Plattform wahrnehmen, auf der kein Platz für „Beleidigungen, | |
Volksverhetzung oder Verleumdung“ sei. | |
16 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Carolina Schwarz | |
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