# taz.de -- Zugeständnisse bei Facebook: Problembewusstsein okay | |
> Mark Zuckerberg erklärt, er wolle gegen Falschmeldungen vorgehen. Gegen | |
> Hass im Netz macht das Netzwerk Facebook (noch) nichts. | |
Bild: Hinter den Kulissen arbeitet Facebook laut Zuckerberg bereits an Probleme… | |
Bis der Schöpfer eingesteht, dass auf seinem blauen Planeten mit bald zwei | |
Milliarden Bewohnern nicht alles rund läuft, geht für gewöhnlich | |
erschreckend viel Zeit drauf. Nun aber hat Mark Zuckerberg schnell | |
reagiert. | |
Vor nicht mal zwei Wochen bezeichnete „Zuck“ die Vorstellung, gefälschte | |
Nachrichten über Facebook hätten Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten | |
gemacht, noch als „ganz schön verrückt“. Fake-News machten schließlich | |
grundsätzlich nur „einen sehr geringen Teil“ aller Inhalte aus. | |
Am diesem Wochenende nun aber informierte der Konzernchef mit einem | |
[1][Facebook-Eintrag]: Man nehme Falschinformationen „ernst“ und arbeite – | |
siehe da! – „schon lange an diesem Problem“. Er gesteht also ein: Das | |
Facebook-Management hat vor geraumer Zeit festgestellt, wie gefährlich | |
Falschmeldungen sein können, die sich mitunter rasant verbreiten. | |
Gleich mehrere Entwicklungen in den vergangenen Tagen dürften den | |
Facebook-Chef zur öffentlichen Kehrtwende bewogen haben: Die | |
Nachrichtenseite Buzzfeed, die in den USA auch ernsthaften Journalismus | |
betreibt, hat in der vergangenen Woche eine brisante Analyse | |
veröffentlicht. Demnach haben sich zur Präsidentschaftswahl | |
[2][Falschmeldungen weiter verbreitet als seriöse Medienberichte]. Facebook | |
hat das bislang nicht dementiert. | |
## Tot, dank Softwarefehler | |
Dazu kommt eine peinliche Panne: Nur zwei Tage, nachdem Zuckerberg | |
Falschinfos auf Facebook noch klein geredet hat, waren mehrere Millionen | |
Nutzer fälschlicherweise tot – auch der Schöpfer selbst. Softwarefehler. | |
Zuckerberg schreibt nun, er wolle – wenn auch wie üblich vor allem mit | |
Partnern statt eigenen Leuten – Quellen verifizieren und Fakten in | |
geteilten Beiträgen prüfen. Zweifelhafte Beiträge will Facebook künftig mit | |
Warnhinweisen versehen. Außerdem sollen Anbieter, die Fake-News vorsätzlich | |
verbreiten, [3][kein Werbegeld mehr abbekommen]. Entsprechend will das auch | |
Google handhaben. Falschmeldungen sollen sich nicht mehr lohnen, im | |
wahrsten Sinne des Wortes. | |
Unterdessen hat Facebook noch immer ein anderes Problem mit Inhalten: Vor | |
allem deutsche Politiker drängen das soziale Netzwerk weiter zum Kampf | |
gegen den Hass. | |
Nachdem Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) festgestellt hat, dass | |
Facebook – so wie auch YouTube und Twitter – rassistische und | |
gewaltverherrlichende Botschaften noch immer nicht zuverlässig genug | |
löscht, haben die Justizminister der Länder die Bundesregierung am | |
vergangenen Donnerstag aufgefordert, „zeitnah“ entsprechende | |
Gesetzesänderungen zu prüfen. | |
## Ruf nach Strafen | |
Hamburgs Justizsenator Till Steffen forderte, Maas müsse „mehr tun als mit | |
den großen Internetkonzernen nur Tee zu trinken“ – eine Anspielung auf die | |
[4][„Task-Force gegen Hass im Netz“], die Maas vor einem Jahr eingerichtet | |
und auch Facebook-Manager mit an den Verhandlungstisch gebracht hat. | |
Der Grünen-Politiker wünscht sich viel mehr Strafen, die Konzerne wie | |
Facebook „auch spüren“. Wenn Facebook Hass-Botschaften, die Nutzer melden, | |
nicht löscht, müsse ein Bußgeld „von bis zu einer Million Euro“ fällig | |
sein. | |
Am gestrigen Sonntag hat zudem Unionsfraktionschef Volker Kauder [5][in | |
einem Gastbeitrag für die Welt] eingestanden, in der Politik habe „lange | |
die fast naive Annahme geherrscht, der Hass im Netz könnte dadurch | |
neutralisiert werden, dass sich nur genügend Nutzer zur Gegenrede | |
entschließen“ – der sogenannten Counterspeech, auf die wiederum Facebook | |
setzt. Dass dieses Instrument das Problemlösen würde, sei aber ein | |
„Irrglaube“, notiert Kauder. Es brauche zusätzlich „die Verteidigung des | |
Rechts mit den Mitteln der Rechtsordnung“. | |
Die könnte für Facebook-Schöpfer auch zu einem persönlichen Problem werden: | |
Nach wie vor ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts | |
auf Beihilfe zur Volksverhetzung – gegen diverse Facebook-Manager, | |
inklusive „Zuck“. | |
20 Nov 2016 | |
## LINKS | |
[1] https://www.facebook.com/zuck/posts/10103269806149061 | |
[2] https://www.buzzfeed.com/craigsilverman/viral-fake-election-news-outperform… | |
[3] https://www.theguardian.com/technology/2016/nov/15/facebook-google-fake-new… | |
[4] /Facebook-kuendigt-Massnahmen-an/!5232136 | |
[5] https://www.welt.de/debatte/kommentare/article159606823/Wenn-das-Netz-weite… | |
## AUTOREN | |
Daniel Bouhs | |
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