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# taz.de -- Kolumne Der Rote Faden: Darf ich weiterschreiben?
> Eigentlich wollte unser Autor nur über den Falschmelder von der CDU
> schreiben. Dann mischte sich der Wahrheits-Algorithmus ein.
Bild: Der Falschmelder von der CDU: Bundesinnenminister Thomas de Maizière
Die CDU will ihren Innenminister Thomas de Maizière bestrafen. Wie genau
ist noch nicht klar, aber diese Woche sagte der Chef des
Bundestagsinnenausschusses, Ansgar Heveling (CDU), er halte bei
Falschmeldungen „eine Strafverschärfung für sinnvoll, wenn es hierbei um
einen gezielten Kampagnencharakter geht“. Der CDU-Rechtspolitiker Patrick
Sensburg will „gezielte Desinformation zur Destabilisierung eines Staats“
unter Strafe stellen.
Endlich.
De Maizière hatte im Juni gesagt, es „könne nicht sein, dass 70 Prozent der
Männer unter 40 Jahren vor einer Abschiebung für krank und nicht
transportfähig erklärt werden. Dagegen spricht jede Erfahrung.“ [1][Die
Zahlen hatte der Innenminister glatt erfunden].
Aber die Wahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt
waren da drei Monate her, die in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin würden
noch kommen. Thomas de Maizière mag sich gedacht haben [ACHTUNG: Der
Wahrheitsgehalt dieser Passage gilt als umstritten. Quelle nicht
ersichtlich], dass es an der Zeit sei, zu zeigen, wie ernst nicht nur die
AfD, sondern auch seine Partei die Sorgen der Bürger nehme.
Vielleicht wollte er sich auch nur den Job einfacher machen [ACHTUNG: Der
Wahrheitsgehalt dieser Passage ist ebenfalls umstritten. Bei diesem Text
könnte es sich um „Fake News“ handeln. Wollen Sie tatsächlich
weiterlesen?], schließlich gilt das Kanzlerinnen-Credo, nur die ganz
besonders Verfolgten sollten in Deutschland Zuflucht finden, während am
Mittwoch der [2][22-jährige Rahmat aus Wörth an der Isar nach Afghanistan]
abgeschoben wurde, trotzdem er an Tuberkulose erkrankt ist und Vater und
Bruder von den Taliban getötet worden sein sollen [ACHTUNG: Die Quelle für
diese Information ist ein gewisser „San Quentin Lichtblau“ auf Facebook.
Das klingt nach einem Fantasienamen und ist bereits der dritte Hinweis auf
eine Falschinformation in diesem Text. Wir empfehlen, ihn NICHT
weiterzulesen.].
[EINSPRUCH DES AUTORS: [3][Quentin Lichtblau ist ein Journalist, der unter
anderem für die taz gearbeitet] und seine solide Arbeitsweise unter Beweis
gestellt hat.]
[WIDERSPRUCH: Die tageszeitung, besser bekannt unter der Abkürzung taz, ist
ein Medium der sogenannten Gegenöffentlichkeit und damit Teil einer im
postfaktischen Raum agierenden Publikationssphäre, die sogenannte
unterdrückte Nachrichten veröffentlicht – ein Euphemismus für Behauptungen,
die keinen geprüften Tatsachen entsprechen.]
[EINSPRUCH DES AUTORS: Habt ihr ein Ei auf dem Kopf, Ihr Knechte? [4][Das
ist Jahre her,] wann aktualisiert Ihr endlich mal euren beknackten
Wahrheitsalgorithmus?]
[WIDERSPRUCH: Beleidigungen führen zur Reduzierung Ihres
[5][Reputationskontos]. Ihr Glaubwürdigkeitsfaktor ist auf 0,789 gesunken.
Sie können die Reduktion akzeptieren und sich entschuldigen, dann werden
Ihnen 0,02 Punkte auf Ihrem Konto gutgeschrieben. Oder Sie legen
Widerspruch ein, dann wird Ihr Text an unser Truth-Awareness-Team
weitergeleitet. Während das berät, können Sie eine Schreibpause einlegen
und sich beruhigen].
[AKZEPTIEREN: Okay, okay! Bloß nicht das Awareness-Team. Die warten in der
Redaktion auf den Text.]
[FRAGE: Ist Ihnen klar, dass, wenn Sie weiterhin in einem Medium
publizieren, das von so wenigen Leuten gelesen wird, Ihr
Glaubwürdigkeitsfaktor automatisch weiter sinkt?]
[UNVERSTÄNDNIS: Was, wieso?]
[ERKLÄRUNG: Unser Algorithmus bewertet Nachrichten, die von wenigen geteilt
werden als potenzielle Falschmeldungen.]
[GROSSES UNVERSTÄNDNIS: Was hat denn Beliebtheit mit Wahrheit zu tun?
[STOLZE ERWIDERUNG: Alles.]
[FRAGE: Phhh. Darf ich weiter schreiben?]
[ERWIDERUNG: Entschuldigen Sie sich?]
[ANTWORT: Ich habe doch schon auf „akzeptieren“ gedrückt.]
[MAHNUNG: Ein Knopfdruck ist so leicht. Meinen Sie es denn wirklich ernst
mit Ihrer Reue?]
[OHMEINGOTTOHMEINGOTT: JA!]
[ZWEITE MAHNUNG: Das Schreiben in Großbuchstaben zeigt an, dass Sie
[6][eventuell erregt sind]. Sind Sie sicher, dass Sie sich entschuldigen
möchten?
[GRMPF: Ja.]
[GÖNNERHAFT: Schreiben Sie, Schulz, schreiben Sie. Sie haben ja nicht den
ganzen Tag.
Am Donnerstag hat Facebook einen Plan für den künftigen Umgang mit
Falschmeldungen vorgestellt. Nutzer sollen Posts als Fake News melden
können, nach Überprüfung sollen diese als „umstritten“ markiert werden
können. Außerdem sollen Falschmeldungen schlechter bewertet und weniger oft
angezeigt werden. Wenn Artikel von Menschen gelesen und dann nicht geteilt
werden, sieht Facebook dies als ein mögliches Signal für Falschmeldungen.
Außerdem will das Unternehmen Anreize setzen, um das Verbreiten von Fake
News zu begrenzen.
[FREUDE: Das wird toll!!!]
17 Dec 2016
## LINKS
[1] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/thomas-de-maiziere-falsche-zahlen…
[2] https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10154111510841430&set=a.2652335…
[3] /!221369/
[4] /!293465/
[5] http://subs.emis.de/LNI/Proceedings/Proceedings154/gi-proc-154-320.pdf
[6] http://www.beyars.com/de_grossbuchstaben-schreien.html
## AUTOREN
Daniel Schulz
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Renate Künast
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