# taz.de -- Hochschule Bremen und Zivilklausel: Uniform im Hörsaal | |
> Ein Kooperationsvertrag der Hochschule Bremen mit der Bundeswehr ist nach | |
> Monaten zum ersten Mal öffentlich – und erntet Kritik. | |
Bild: Ab dem Wintersemester auch auf dem Campus? | |
Berlin taz | Am 3. Mai unterzeichneten die Hochschule Bremen und die | |
Bundeswehr einen Kooperationsvertrag, der für hitzige Diskussionen sorgt. | |
Ab dem kommenden Wintersemester, wurde kurz zuvor bekannt, sollen die | |
ersten Soldatinnen als Informatikstudentinnen im Hörsaal sitzen, obwohl die | |
rot-grüne Landesregierung vergangenes Jahr eine Zivilklausel in das | |
Hochschulgesetz aufnahm. Seither müssen „Forschung, Lehre und Studium | |
ausschließlich friedlichen Zwecken“ dienen. Pikant: Die Bremer Hochschule | |
hatte sich dazu bereits zuvor selbst verpflichtet. | |
Während Asta und Hochschulleitung noch stritten, ob eine | |
Bundeswehrkooperation an sich schon die Zivilklausel verletzte, stellte | |
Clemens Prill eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz, das | |
Bürgern Akteneinsicht bei Behörden gewährt. Der Student aus Bremerhaven | |
wollte den Vertrag einsehen. „Auf der Website der Bundeswehr wurde schon | |
mit dem Studiengang geworben, noch bevor die Hochschule den Vertrag | |
unterzeichnet hat. Das kam mir sehr intransparent vor.“ | |
Die Hochschule erwiderte, sie müsse den Vertrag nicht herausgeben. Das | |
Hochschulgesetz schreibe nur die Veröffentlichung von Forschungsverträgen | |
vor. Prill fragte bei der Bundeswehr an – und hatte Erfolg. | |
Seit Montag ist der [1][Vertrag auf der Plattform Fragdenstaat.de] | |
einsehbar. Und er zeigt: Die Einflussnahme der Bundeswehr auf das duale | |
Studium ist dort festgehalten. In Paragraf 2 heißt es: „Die zeitliche und | |
thematische Aufteilung der Ausbildung wird in einer gesonderten | |
Vereinbarung (Studienverlaufsplan) zwischen Hochschule und BAPersBW [Anm: | |
Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr] festgelegt. Bei der | |
Festlegung haben die jeweiligen Belange der Vertragspartner | |
Berücksichtigung zu finden.“ Die Hochschule Bremen bestreitet eine | |
inhaltliche Einflussnahme. „Der Informatikstudiengang besteht seit 16 | |
Jahren“, sagt Sprecher Ulrich Berlin. „Die Studentinnen, die die Bundeswehr | |
schickt, durchlaufen dasselbe Curriculum wie alle anderen auch.“ | |
## Hochschule räumt Fehler ein: Sommerpause ist Schuld | |
Für Andreas Keller von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ist der | |
Vertrag ein Grenzfall. „Auch wenn die Studentinnen später im Büro | |
eingesetzt werden: Wenn die Tätigkeit in der Bundeswehr erfolgt, dient sie | |
militärischen Zwecken.“ Keller vermutet einen Verstoß gegen die | |
Zivilklauseln. „Es ist die Frage, wie ernst die Hochschule ihre | |
Selbstverpflichtung nimmt.“ Zumal die Bundeswehr – nicht die Hochschule – | |
den Vertrag rausrückte. | |
Der Streit belastet auch die die rot-grüne Koalition. Im Mai schon hat | |
SPD-Justizsenator Martin Günthner geäußert, dass er in der Kooperation | |
keinen Konflikt mit der Zivilklausel sehe. Ähnlich äußerte sich auch die | |
SPD-Fraktion. Die wissenschaftspolitische Sprecherin der Grünen, Henrike | |
Müller, hielt den Kooperationsvertrag jedoch „politisch und persönlich“ f… | |
falsch. | |
Gegenüber der taz räumte die Hochschule einen Fehler ein: Sie hätte den | |
Vertrag längst veröffentlichen müssen. So will es das Hochschulgesetz bei | |
Drittmitteleinnahmen über 50.000 Euro. Die Hochschule Bremen kassiert für | |
die über vier Jahre zehn zugesicherten Plätze 120.000 Euro. Grund für die | |
Panne, so Sprecher Berlin, sei wohl die Sommerpause. | |
18 Aug 2016 | |
## LINKS | |
[1] https://fragdenstaat.de/anfrage/anfrage-nach-dem-informationsfreiheitsgeset… | |
## AUTOREN | |
Ralf Pauli | |
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