# taz.de -- Klagefonds für Auskunftsrechte: Stiftungen fördern Transparenz | |
> Wer von Behörden keine Auskünfte bekommt, kann Geld für Prozess- und | |
> Anwaltskosten beantragen. Die ersten zwei Projekte stehen schon fest. | |
Bild: Gut zu wissen: Wolfgang Schäuble, Johann-Heinrich-Voß-Preisträger für… | |
Berlin taz | Die Auskunftsrechte sind in Deutschland eine Art | |
Glückslotterie. Zwar gibt es Informationsfreiheitsrechte (IFG) auf | |
Länderebene seit fast 20 Jahren, doch bis heute entscheiden Bundes- und | |
Landesbehörden scheinbar nach Gutdünken. | |
Auf die Anfrage etwa, welche Geschenke die Bundesministerien ihren | |
MitarbeiterInnen in der laufenden Legislaturperiode machten, schickten alle | |
Behörden anstandslos eine entsprechende Liste zu – mit Ausnahme des | |
Verteidigungsministeriums. Die erhoben eine Gebühr über 350 Euro für den | |
„erhöhten Verwaltungsaufwand“. | |
Eine Abschreckungsgebühr, glaubt Arne Semsrott von der Open Knowledge | |
Foundation, der die Anfrage gestellt hat. „Wir wollen die Willkür der | |
Behörden stoppen, bei unliebsamen Informationen hohe Verwaltungsgebühren zu | |
verlangen“. Außerdem sollten es für Behörden einheitliche Vorgaben geben, | |
ob und wie hoch die Gebühren sein dürfen. Auf Bundesebene können sie für | |
Auskünfte bis zu 500 Euro in Rechnung stellen, in den Bundesländern zum | |
Teil über 1.000 Euro. | |
## Prozesshilfe bei sturen Behörden | |
Einen Schritt in Richtung mehr Transparenz soll nun mit dem Klagefonds | |
Transparenzklagen.de erreicht werden, den Semsrotts Open Knowledge | |
Foundation zusammen mit der Gesellschaft für Freiheitsrechte eingerichtet | |
hat. Ab diesen Samstag können Antragsteller auf der Website Unterstützung | |
für Prozess- und Anwaltskosten für Anfragen beantragen, die auch nach dem | |
Widerspruch des Antragstellers abgelehnt wurden. | |
20.000 Euro stehen für „strategische Verfahren“ zur Verfügung, die über … | |
konkreten Fall hinaus grundsätzliche Bedeutung haben müssen. Das Geld kommt | |
überwiegend von der „Bewegungsstiftung“ aus Verden bei Bremen. Auch die | |
Rudolf Augstein Stiftung will einige Klagen finanzieren, mit denen gezielt | |
journalistische Recherchen vorangebracht werden sollen. | |
Thematische Vorgaben für die Prozesshilfe gibt es aber nicht. „Egal ob es | |
um das Klärwerk um die Ecke geht oder die Vergabe von öffentlichen | |
Aufträgen. Wichtig ist nur, dass es eine abgelehnte Anfrage nach | |
Informationsfreiheitsgesetz gibt“, sagt Mitinitiator Semsrott. | |
## Welcher Minister nimmt Geschenke an? | |
Denn diese sollen damit gestärkt werden. Zwei Anfragen, die so zu einem | |
Musterprozess werden könnten, stehen schon fest. Darunter auch die Anfrage | |
zu Geschenken an MitarbeiterInnen der Bundesministerien. | |
Übrigens: In der aktuellen Bundesregierung hat – laut Bundeskanzleramt – | |
bislang nur ein Minister Geschenke erhalten: 2015 den | |
Johann-Heinrich-Voß-Preis für Literatur und auch 2015 den Point-Alpha-Preis | |
für Verdienste um die Einheit Deutschlands und Europas in Frieden und | |
Freiheit. | |
Der Preisträger: Finanzminister Wolfgang Schäuble. In beiden Fällen hat er | |
die Preisgelder (10.000 und 25.000 Euro) gespendet. | |
NaN NaN | |
## AUTOREN | |
Ralf Pauli | |
## TAGS | |
Transparenz | |
Behörden | |
re:publica | |
Informationsfreiheitsgesetz | |
Informationsfreiheitsgesetz | |
Bundeswehr | |
Ufo | |
Informationsfreiheitsgesetz | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
De Maizière auf der Re:publica: Eifersüchtig auf Facebook | |
Der Bundesinnenminister gibt auf der Netzkonferenz den Digitalpolitiker. | |
Netzaktive kritisieren seine Rolle bei Überwachung und Sicherheit. | |
Transparenz in Bremer Behörden: Gesetz gut, Umsetzung schlecht | |
Bremen hat Bronze im bundesweiten Transparenzranking. Behörden kommen | |
jedoch ihrer Veröffentlichungspflicht deutlich zu selten nach | |
Informationsfreiheitsgesetze im Norden: Ein bisschen Transparenz | |
Eigentlich wollte Rot-Grün in Niedersachsen Behörden verpflichten, | |
umfassend zu informieren – doch der jetzt vorgelegte Entwurf ist | |
windelweich. Auch die Vorbilder Hamburg und Bremen veröffentlichen längst | |
nicht alles | |
Hochschule Bremen und Zivilklausel: Uniform im Hörsaal | |
Ein Kooperationsvertrag der Hochschule Bremen mit der Bundeswehr ist nach | |
Monaten zum ersten Mal öffentlich – und erntet Kritik. | |
Transparenz im Bundestag: Die Ufos kommen! | |
Endlich ist es so weit: Dank eines Grundsatzurteils darf nun jeder wissen, | |
was der Bundestag über Ufos weiß – und über Guttenbergs plumpe Plagiate. | |
Auskunftsrechte bei Behörden: Informationen ohne Freiheit | |
Am 28. September ist der „Right to know day“. Bei behördlicher Transparenz | |
rangiert Deutschland sehr weit hinten. |