# taz.de -- Bewegungsprofil von Carsharing-Kunden: BMW im Sammelfieber | |
> Mit vernetzten Autos lassen sich Bewegungsprofile der Nutzer erstellen. | |
> Das scheint auch der an Drive Now beteiligte Konzern BMW zu machen. | |
Bild: Was ist spacig beleuchtet, fährt elektrisch und sammelt Daten? | |
BERLIN taz | Kunden des Carsharing-Anbieters Drive Now müssen damit | |
rechnen, dass sich von ihren Fahrten Bewegungsprofile erstellen lassen. Ein | |
entsprechender Fall wurde nun durch ein Gerichtsverfahren bekannt. | |
Laut einem [1][Bericht des Manager Magazins] hat BMW dem Landgericht Köln | |
Daten übermittelt, an Hand derer die Kammer das Bewegungsprofil einer Fahrt | |
rekonstruieren konnte, bei der ein Kunde im vergangenen Jahr einen | |
tödlichen Unfall verursacht hatte. Aus den Daten habe sich unter anderem | |
Strecke und Geschwindigkeiten nachvollziehen lassen. | |
Drive Now – eine Kooperation von BMW und Sixt – bestritt dem Magazin | |
zufolge, dass die Daten vom Carsharing-Anbieter selbst stammen. Das Gericht | |
habe bestätigt, die Daten von BMW erhalten zu haben. | |
Eine solche Erhebung dürfte allerdings illegal sein. Nach dem | |
Bundesdatenschutzgesetz ist das Sammeln, Verarbeiten und Nutzen | |
persönlicher Daten nur dann legal, wenn es entweder gesetzlich erlaubt ist | |
oder der Nutzer dem zustimmt. Fragen dazu, welche Daten BMW in seinen | |
Fahrzeugen standardmäßig erhebt und auf welcher rechtlichen Grundlage | |
beantwortete das Unternehmen nicht. | |
Das Unternehmen erklärte jedoch, wie die Rekonstruktion der Daten möglich | |
geworden sei: Ein speziell in Carsharing-Fahrzeuge eingebautes Modul | |
speichere unter anderem Standortdaten des Autos. Der Carsharing-Betreiber | |
enthalte zu Abrechnungszwecken Orts- und Zeitangaben zu Mietbeginn und | |
-ende. Weitere Daten „werden ausschließlich von der BMW Group und nur im | |
Einzelfall zu konkreten Supportzwecken bei Kundenrückfragen/-beschwerden | |
oder technischen Problemen abgerufen“, so BMW gegenüber der taz. | |
In dem jetzt bekanntgewordenen Fall habe man Datensätze des | |
Carsharing-Anbieters – der die Identität des Kunden kennt – und des | |
Fahrzeugs zusammengeführt „und daraus ein personenbezogenes Bewegungsprofil | |
rekonstruiert“, heißt es in der Antwort. Das Unternehmen betonte jedoch, | |
keine Bewegungsprofile zu erheben oder zu speichern. | |
## Von Beleuchtung bis CDs | |
BMW ist bereits in der Vergangenheit damit aufgefallen, eine Reihe von | |
Fahrdaten zu sammeln, mit denen sich auch Nutzungsprofile erstellen lassen. | |
So veröffentlichte etwa der ADAC im Mai die Ergebnisse einer Untersuchung, | |
bei der Technik-Experten unter anderem den BMW 320d und das Elektroauto BMW | |
i3 unter die Lupe genommen hatten. | |
Das Ergebnis: Der BMW 320d speicherte unter anderem die Betriebsstunden der | |
Fahrzeugbeleuchtung, die Anzahl der eingelegten CDs und DVDs, die Anzahl | |
der automatischen Gurtstraffungen sowie die Maximal-Drehzahl des Motors | |
samt Kilometerstand – und erlaubt damit Rückschlüsse auf den Fahrstil. | |
Beim BMW i3 waren es unter anderem die letzten rund hundert | |
Abstellpositionen des Fahrzeugs sowie die gewählten Fahrmodi. Bei dem | |
Elektroauto werde ein Teil der von den Testern gefundenen Daten automatisch | |
nach jedem Abschalten der Zündung und dem Abschließen des Autos | |
übermittelt. Andere Hersteller sind allerdings nicht | |
datenschutzfreundlicher: Auch die Mercedes B-Klasse und der Renault Zoe | |
erheben laut der Untersuchung sensible Daten. | |
„Die Verbraucher brauchen Wahlfreiheit, sie sollten auch nein sagen | |
können“, kritisiert Christian Buric vom ADAC die Praxis der Hersteller, | |
Daten zu speichern, ohne die Nutzer ausdrücklich darüber zu informieren. | |
Als der Verband sich bei der Auswertung der Studie mit den Konzernen in | |
Verbindung gesetzt habe, hätten die in der Regel überhaupt nicht begründen | |
können, wofür sie die Fahrdaten eigentlich erheben. Buric rät | |
Drive-Now-Kunden nun, bei beiden Unternehmen nachzufragen, welche Daten | |
gesammelt werden und damit Druck auszuüben. | |
Besser hat es da Nordrhein-Westfalen. Das Land hat im vergangenen Jahr | |
begonnen, seinen Fuhrpark an Streifenwagen für die Polizei umzustellen – | |
auf den BMW 318d. Auch diese Fahrzeuge sammeln Daten über das | |
Fahrverhalten, zumindest normalerweise. Bei den Streifenwagen ist das laut | |
[2][einer Anfrage von Netzpolitik.org] nicht der Fall – es sei vertraglich | |
vereinbart, dass BMW die entsprechende Funktion deaktiviert. | |
22 Jul 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/bmw-autobauer-liefe… | |
[2] https://netzpolitik.org/2016/neue-streifenwagen-in-nrw-uebermitteln-keine-d… | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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