# taz.de -- Papst Franziskus in Armenien: Christliche PR in Eriwan | |
> Der Papst hatte das Massaker an den Armeniern schon im vergangenen Jahr | |
> als Genozid bezeichnet. Nun besuchte er die Gedenkstätte in Eriwan. | |
Bild: In kirchlichem Auftrag: Jorge Bergoglio | |
BERLIN taz | „Gott segne eure Zukunft und gewähre, dass der Weg der | |
Versöhnung zwischen dem armenischen und dem türkischen Volk | |
wiederaufgenommen werde und Frieden auch in Berg-Karabach entstehen möge“, | |
sagte Papst Franziskus am Samstag in der armenischen Hauptstadt Eriwan. Von | |
Freitag bis Sonntag besuchte der Pontifex die Südkaukasusrepublik. Es war | |
der zweite Besuch eines Oberhauptes der katholischen Kirche seit der | |
Unabhängigkeit Armeniens 1991. | |
Das Thema Völkermord an den Armeniern im Jahre 1915 im Osmanischen Reich | |
war einer der wichtigsten Aspekte der Reise. Am Samstag besuchte Franziskus | |
das Genozidmahnmal in Eriwan. „Diese Tragödie, dieser Genozid, hat leider | |
die traurige Liste der entsetzlichen Katastrophen des vergangenen | |
Jahrhunderts eröffnet“, sagte er. 2015 hatte Franziskus aus Anlass des 100. | |
Jahrestages des Genozids eine Messe im Petersdom gefeiert und dabei vom | |
„ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts“ gesprochen. | |
„Obwohl der Papst und der Vatikan den Völkermord offiziell anerkannt haben, | |
fordert Franziskus das auch von anderen Staaten. Ein Grund dafür ist: Die | |
Anerkennung des Völkermords schließt eine Wiederholung solcher Gräueltaten | |
aus“, sagt Stepan Danieljan, Chef des Zentrums „Zusammenarbeit für | |
Demokratie“ in Eriwan und Chefredakteur des Portals [1][religions.am]. | |
„Das erste christliche Land Armenien, wie es der Papst selbst definiert, | |
ist im Westen von der sunnitischen Türkei, im Osten von schiitischen | |
Aserbaidschan umgeben und damit isoliert. Die Papstreise nach Armenien | |
könnte man auch als indirekte Warnung vor allem an die muslimischen | |
Nachbarn interpretieren“, so Danieljan. Er befürchtet, dass bei einer | |
erneuten Eskalation des Karabachkonfliktes dessen religiöser Aspekt stärker | |
zum Tragen kommen könnte. Das religiöse Oberhaupt Aserbaidschans, | |
Allahschükür Paschazade, habe diesen Aspekt betont und mehrmals von einem | |
religiös-heiligen Krieg in Karabach gesprochen. | |
Der Papstbesuch sei eine große Unterstützung für Armenien auf der | |
internationalen Bühne, glaubt Danieljan. „Das war politische PR für das | |
kleine christliche Land in einer muslimisch geprägten Region.“ Der Papst | |
feierte Messen in Eriwan, der katholisch geprägten zweitgrößten Stadt | |
Gjumri sowie in Etschmiadsin, wo sich das Patriarchat der Armenischen | |
Apostolischen Kirche befindet. | |
## Große Begeisterung | |
Die Armenier empfingen den Papst überall mit enormer Begeisterung. „Das hat | |
nichts mit Glauben oder Religiosität zu tun“, erklärt Danieljan. „Die | |
Armenier sind ein Teil der christlichen Zivilisation. Zu Sowjetzeiten gab | |
es nur eine Religion, den Atheismus. In den 25 Jahren Unabhängigkeit haben | |
die Armenier jedoch wieder begonnen, sich stark mit dem Christentum zu | |
identifizieren“, sagt Danieljan. | |
Dafür gebe es noch andere Gründe wie die Konflikte mit der Türkei und | |
Aserbaidschan, die Verfolgung christlicher Armenier sowie die Zerstörung | |
armenischer Kirchen und des christlichen Erbes in Syrien. Seit 2012 sind | |
20.000 armenische Syrer nach Armenien geflohen, 16.000 davon leben derzeit | |
in der Kaukasusrepublik. | |
Den Besuch des Papstes versuchten auch Oppositionelle zu nutzen, um ihre | |
Stimme zu erheben. Sechs Aktivisten wurden festgenommen, die | |
Protestaktionen gegen die Regierung von Sersch Sargsjan geplant haben | |
sollen. Während des Friedensgebetes am Platz der Republik in Eriwan nahmen | |
Polizisten einer Demonstrantin ein Plakat weg. Darauf stand: „Freiheit für | |
die politischen Gefangenen in Armenien“. | |
26 Jun 2016 | |
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[1] https://religions.am/ | |
## AUTOREN | |
Tigran Petrosyan | |
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