# taz.de -- US-Vorwahlen im Bundesstaat New York: Eine schwierige Wahl | |
> Trump-Anhänger, die mit College-Abschlüssen prahlen und Sanders-Fans, die | |
> nicht für ihn stimmen: Der Bundesstaat New York zeigt sich gespalten. | |
Bild: Bernie Sanders' Anhängerschaft – im April in Buffalo im Westen von New… | |
NEW YORK taz | Der Schmied sieht ziemlich unglücklich aus. Dabei hatte er | |
sich gefreut, als seine Frau ihm sagte, dass auf dem Geburtstagsfest ihrer | |
Chefin in einem kleinen Restaurant in Buffalo auch eine Deutsche anwesend | |
sein würde. Er liebt das Land, seit er vor einigen Jahren dort Verwandte | |
besucht hat. Aber nun ist diese Deutsche eine Reporterin, und die | |
Gastgeberin hat ihn als Anhänger von Donald Trump vorgestellt. „Sie denken | |
jetzt sicher, ich bin ein Rassist. Ich bin aber kein Rassist.“ Die | |
Reporterin gibt nicht zu erkennen, ob sie überhaupt etwas denkt. Aber das | |
beruhigt ihn nicht. | |
„Wahrscheinlich halten Sie mich für einen völlig ungebildeten | |
Hinterwäldler“, fährt er fort. „Aber ich habe neben meiner handwerklichen | |
Ausbildung auch einen College-Abschluss.“ Das ist schön. Was der Schmied | |
allerdings nicht zu haben scheint, ist ein Name – oder zumindest will er | |
ihn nicht nennen. Er möchte nämlich nicht, dass in einer Zeitung steht, er | |
sei Trump-Anhänger. Nicht einmal in einer deutschen Zeitung. | |
Da ist er nicht der Einzige. Zwei Tage später sagt ein 50-jähriger | |
Geschäftsmann genau dasselbe. Und der hat sogar von sich aus das Gespräch | |
gesucht, um angebliche Vorurteile gegen Donald Trump aus dem Weg zu räumen. | |
Er fürchte Schwierigkeiten, wenn er sich öffentlich für den | |
republikanischen Präsidentschaftsbewerber ausspreche. „Wer garantiert mir | |
denn, dass dann nicht plötzlich – ‚rein zufällig‘ – die Betriebsprüf… | |
mir vor der Tür stehen? Natürlich klingt das weit hergeholt. Aber man weiß | |
doch nie.“ | |
Man kann es bezeichnend finden, dass ausgerechnet Anhänger des am meisten | |
umstrittenen Kandidaten der Vorwahlen für die US-Präsidentschaft derartige | |
Ängste quälen. Niemand sonst stößt selbst so laute Drohungen gegen so viele | |
verschiedene Gruppen aus wie Donald Trump und seine Mitstreiter: gegen | |
Flüchtlinge, gegen Immigranten ohne gültige Einreisepapiere, gegen andere | |
Politiker, gegen das sogenannte Establishment, gegen Latinos, gegen | |
Journalisten, gegen Mitglieder der Republikanischen Partei, die ihn nicht | |
unterstützen. | |
## Nicht nur Klischees | |
Sein Berater Roger Stone rief kürzlich in einem Hörfunkgespräch öffentlich | |
zur Einschüchterung von Delegierten auf, die während des | |
Nominierungsparteitags im Juli die Seiten wechseln und statt Trump einen | |
anderen Kandidaten wählen: „Wir werden protestieren, Demonstrationen | |
abhalten. Wir werden die Hotels und die Zimmernummern von Delegierten | |
bekannt geben, die sich an diesem Diebstahl beteiligen.“ | |
Wenn Anhänger von Donald Trump unter sich zu sein glauben, dann scheinen | |
sie sich stark zu fühlen. Tausende sind zu einer Kundgebung des Kandidaten | |
in einem Hangar am Stadtrand von Rochester im Westen des Bundesstaats New | |
York gekommen. Man soll niemanden nach seinem Äußeren beurteilen. | |
Selbstverständlich kann ein stiernackiger Mann ein feinsinniger | |
Intellektueller sein. Aber wenn 30 stiernackige Männer mit Lederjacken | |
beisammenstehen, dann will der Eindruck nicht weichen, dass alle Klischees | |
über die Leute, die Trump wählen, keine Klischees sind. Sondern die | |
Beschreibung von Tatsachen. | |
Wer nicht für uns ist, ist gegen uns: Ein Mann, der die Veranstaltung vor | |
deren Ende verlassen will und sich deshalb durch die dicht gedrängten | |
Reihen zwängt, wird angepöbelt und von einem anderen Mann körperlich | |
bedroht: „Warum haust du jetzt ab?“ Das Käppchen auf dessen Kopf, auf dem | |
für Trump geworben wird, wirkt in diesem Augenblick nicht albern. Sondern | |
furchteinflößend. | |
Die Ikonografie des Auftritts ist messianisch. Bei Kundgebungen der | |
demokratischen Präsidentschaftsbewerber Hillary Clinton und Bernie Sanders | |
sehen Polizisten wenig bedrohlich aus, und sie bemühen sich erkennbar um | |
Freundlichkeit. Im Vorfeld der Veranstaltung von Donald Trump bewachen | |
berittene Polizei und in martialisches Schwarz gekleidete Sheriffs die | |
Szene draußen. Drinnen wartet das Publikum stundenlang darauf, dass der | |
Kandidat im Flugzeug aus dem Himmel einschwebt. | |
Dann endlich ist er da. Und spricht auf einer Bühne, auf der im Hintergrund | |
nur eine riesige US-Flagge vor einem schwarzen Vorhang hängt. Keine | |
Plakate, keine Werbung für Trump. Deutlicher kann man die Botschaft der | |
Wahlkampagne nicht transportieren: „Make America Great Again – mach Amerika | |
wieder groß.“ Ausschließlich um die Vereinigten Staaten geht es, Trump will | |
nur deren und des Volkes bescheidener Diener sein. | |
## Die Republikaner suchen ein Kaninchen | |
Inhaltlich liefert der Kandidat wenig Überraschendes. Für Jobs möchte er | |
sorgen und für wirtschaftlichen Aufschwung, die Mittelschicht soll | |
entlastet werden. Er spricht sich gegen internationale Handelsabkommen wie | |
TTIP aus und gegen die von Präsident Barack Obama durchgesetzte Reform des | |
Gesundheitswesens. Das Gefangenenlager Guantánamo soll bestehen bleiben. Am | |
Recht auf Waffenbesitz will er nicht rütteln. Gewürzt wird die Rede mit | |
scharfen Angriffen, vor allem auf die Führung seiner eigenen Partei. | |
[1][Zwischen ihr und Donald Trump] herrscht inzwischen ein offener Kampf. | |
„Schmutzige Tricks“ wirft der Bewerber den Repräsentanten seiner eigenen | |
Partei vor, und dass sie ihn um den Sieg betrügen wollen. Führende | |
Republikaner lassen derweil keinen Zweifel mehr daran, dass ihnen jeder | |
andere Kandidat lieber wäre als der grobschlächtige, unberechenbare | |
Milliardär, den sie allzu lange unterschätzt haben. Aber woher nehmen? | |
Außer Trump sind nur noch zwei andere republikanische Kandidaten bei den | |
Vorwahlen im Rennen. John Kasich, Gouverneur des Bundesstaats Ohio, gilt | |
als gemäßigter Pragmatiker. Ist aber weit abgeschlagen. Und ob die Partei | |
mit dem texanischen Senator Ted Cruz, einem Mitglied der | |
rechtspopulistischen Tea-Party-Bewegung, besser führe als mit Trump, ist | |
zweifelhaft. | |
Alle Hoffnungen der republikanischen Funktionäre beruhen ohnehin darauf, | |
dass Donald Trump es nicht schafft, bis zum Nominierungsparteitag die 1.237 | |
Delegiertenstimmen zu erringen, die für die absolute Mehrheit erforderlich | |
sind. Nur wenn er diese Mehrheit nicht erhält, kommt es nämlich zu | |
Verhandlungen zwischen den Delegierten – und weiteren Wahlgängen mit | |
offenem Ausgang. Die Hoffnungen der Funktionäre sind allerdings nicht | |
unberechtigt. Denn obwohl Trump höchstwahrscheinlich die Vorwahlen im | |
Bundesstaat New York am nächsten Dienstag haushoch gewinnen wird, spricht | |
vieles dafür, dass er insgesamt sein Ziel knapp verfehlt. Und dann? | |
Tagelang wurden schlaue Überlegungen erörtert, auf dem Parteitag ein | |
Kaninchen aus dem Hut zu zaubern – also einen Kandidaten, der gar nicht bei | |
den Vorwahlen angetreten ist – und gegen Donald Trump in die Stichwahl zu | |
schicken. Die Parteistatuten würden das erlauben. Aber das attraktivste | |
Kaninchen, der Sprecher des Repräsentantenhauses Paul Ryan, hat gerade | |
abgewinkt. Ohne eine Hintertür offen zu lassen. Jetzt ist guter Rat teuer. | |
Nach heutigem Stand führt wohl kaum etwas daran vorbei, Trump zu | |
nominieren. Zumal dessen Anhänger und – weniger – Anhängerinnen | |
irgendwelche Zauberkunststücke nicht goutieren würden. Sondern | |
möglicherweise bei den Präsidentschaftswahlen im November einfach zu Hause | |
blieben. Was ein Geschenk für die Demokraten wäre. | |
## „Das muss ein Ende haben“ | |
Wenn man mit Leuten in Ruhe redet, dann wirken sie selten wie Karikaturen | |
ihrer selbst. Sondern ganz vernünftig. Das gilt auch für die Trump-Anhänger | |
in der kleinen Stadt East Aurora, die sich mit der Reporterin in einem | |
Restaurant verabredet haben, um seriös über den Wahlkampf zu sprechen. | |
„Der amerikanische Traum bedeutet nicht, dass es einem selber besser gehen | |
soll“, sagt der 63-jährige frühere Grundstücksmakler Harvey Shyimanski. �… | |
geht eher darum, dass es den Kindern besser gehen soll. Das ist angesichts | |
der gigantischen Staatsverschuldung einfach nicht möglich. Sie müssen für | |
unsere Fehler zahlen. So geht das nicht weiter.“ – „Donald Trump will für | |
Arbeitsplätze sorgen. Wissen Sie, wie viele Arbeitsplätze verloren gegangen | |
sind, weil Firmen ihre Hauptquartiere nach Übersee verlegt haben?“, fragt | |
der 50-jährige Samuel Cosmano, der hier eine Autowaschanlage betreibt. „Das | |
muss ein Ende haben.“ | |
Ein Ende muss nach Ansicht von Donald Trump ja vieles haben. So will er – | |
zumindest vorübergehend – die Grenzen für Muslime schließen. Was sagt die | |
Runde denn dazu? Na ja, das sei eben nötig, bis man erst einmal wisse, wer | |
die Terroristen seien. Und wenn das Gesetz, das religiöse | |
Diskriminierungsverbot der Verfassung, internationale Verträge und Chartas | |
verletze? Dann sei das leider nicht zu ändern. Sieht Mark Adrian, der | |
Rechtsanwalt in der Runde, das genauso? Er zögert. Und sagt dann, nein, so | |
gehe das nicht. „Man kann nicht einen Teil der Verfassung mal eben so außer | |
Kraft setzen und den Rest behalten.“ Sollte Trump tatsächlich Präsident | |
werden, dann wird es Konflikte innerhalb dieses Freundeskreises geben. So | |
viel steht fest. | |
Harvey Shyimanski möchte über die Rassenfrage reden. Seit Jahrzehnten sei | |
die nicht so explosiv gewesen wie jetzt. „Wir haben Milliarden versenkt mit | |
dem Versuch, die Lage zu verbessern.“ Worum es wirklich gehe: gleiche | |
Ausbildungschancen für Kinder zu schaffen. Dafür werde Donald Trump sorgen. | |
„Geld interessiert sich nicht für Hautfarbe und race. Und Trump ist ein | |
Geschäftsmann.“ | |
Sind auch in East Aurora die Konflikte spürbar. „Nein“, antwortet Harvey. | |
„Wieso auch? Wir sind eine fast vollständig weiße Stadt.“ Und eine sehr | |
schmucke dazu. Der Ort mit etwas mehr als 6.000 Einwohnern südöstlich von | |
Buffalo wirkt wie eine äußerst komfortable Puppenstube. Ohne Armut, ohne | |
Not, ohne Probleme. Warum sind eigentlich alle so wütend auf „die“ | |
Politiker? | |
„Die Regierung und die öffentlichen Institutionen sind korrupt“, sagt | |
Michelle Shawver, die Lebensgefährtin von Anwalt Mark Adrian. „Die beiden | |
großen Parteien arbeiten stillschweigend zusammen. Es sind immer dieselben | |
Firmen, die die großen Aufträge bekommen.“ Alle nicken. Schweigend. | |
## Sanders' Anhänger sind trotzdem motiviert | |
Es gibt nicht viel, was die Anhänger von Bernie Sanders mit den Anhägern | |
von Donald Trump verbindet. Das aber schon: die Verachtung für das | |
politische Establishment. 2010 hat der oberste Gerichtshof der USA die | |
engen Grenzen gelockert, die bis dahin für Wahlkampfspenden von Konzernen | |
und Lobbyisten galten. Hillary Clinton wird – allen Umfragen zufolge – die | |
Vorwahlen im Bundesstaat New York gewinnen. Sie verwendet einen großen Teil | |
ihrer Kraft und Zeit darauf, um Großspender zu werben. | |
Anders ihr parteiinterner Rivale Bernie Sanders. Er lehnt es ab, sich von | |
anderen Leuten als individuellen Kleinspendern unterstützen zu lassen. Und | |
dennoch ist es ihm gelungen, in den letzten Monaten kontinuierlich mehr | |
Geld einzusammeln als Clinton. | |
Wenn es etwas gibt, was die Anhänger des Außenseiters motiviert: dann das. | |
Das gilt umso mehr, als sie eigentlich in New York chancenlos sind und das | |
auch wissen. Die Regeln für die Vorwahlen in den USA sind kompliziert. | |
Unterschiedlich von Staat zu Staat, unterschiedlich von Partei zu Partei. | |
In New York sind die demokratischen Vorwahlen „geschlossen“, was heißt, | |
dass nur registrierte demokratische Wähler abstimmen dürfen. Das verschafft | |
Hillary Clinton hier einen großen Vorteil. Schließlich hat sie als | |
langjährige Senatorin des Bundesstaats über einen langen Zeitraum hinweg | |
die Möglichkeit gehabt, Freunde innerhalb der Partei und bei den | |
verschiedenen Lobbygruppen zu sammeln. | |
Derzeit hat Hillary Clinton in allen Umfragen einen zweistelligen Vorsprung | |
vor Bernie Sanders. So kann man das formulieren, wenn man die | |
Chancenlosigkeit von Bernie in diesen Vorwahlen betonen will. [2][Man kann | |
es auch anders sagen]: „Die Unterstützung für Hillary ist eine Meile breit, | |
aber nur einige Zentimeter tief“, meint Paul Passavant, Professor für | |
politische Wissenschaften in der Kleinstadt Geneva. | |
Der 50-Jährige sieht eine Chance für seinen Kandidaten Bernie Sanders, und | |
deshalb betreibt er Stimmenwerbung von Tür zu Tür. Parken, klingeln, kurz | |
reden – wenn denn ausnahmsweise mal jemand zu Hause ist –, Infomaterial | |
abgeben. Sehr große Erfolge kann er an diesem Tag nicht verbuchen. Kaum | |
jemand ist daheim. Er wird wohl wiederkommen müssen. | |
Sein Kollege Larry Campbell, ein pensionierter Professor für Physik, der im | |
Unterschied zu Passavant nicht in den reicheren Vierteln der Stadt, sondern | |
bei armen Leuten an die Türen klopft, hat mehr Erfolg. Hätte ihn jemand | |
begleitet, der oder die Wahlkampf für Hillary betreibt: Sie hätten allen | |
Anlass zur Besorgnis. Keine Freunde der Kandidatin, nirgends. Auch nicht | |
bei Latinos oder Afroamerikanern, die doch angeblich geschlossen für die | |
ehemalige Senatorin stimmen wollen. | |
Eine junge, weiße Frau öffnet die Tür. Und reagiert zunächst sehr | |
abweisend. Ja, sie sei Demokratin. Nein, sie wisse noch nicht, für wen sie | |
stimmen wolle. Für Hillary? „Bestimmt nicht.“ Wir seien hier, um Bernie | |
Sanders zu unterstützen, erklärt Larry. Plötzlich öffnet sich ihr Gesicht, | |
sie zeigt ein breites Lächeln: „Ihn wähle ich. Und wissen Sie, warum? Ich | |
habe eine Versammlung von Schwarzen gesehen. Und er war einer der ganz | |
wenigen Weißen dort.“ | |
## Sie liebe warme Hühnchenflügel, sagt Hillary | |
So ganz genau lässt sich nicht vorhersehen, warum jemand für den einen | |
Kandidaten oder die andere Kandidatin stimmt. Fest steht: Bernie Sanders | |
kämpft bergauf. Aber er tut das ziemlich erfolgreich. „Zum ersten Mal in | |
meinem Leben vertraue ich einem Kandidaten der beiden großen Parteien“, | |
sagt Erika Wischmann, die am Vortag in der Kleinstadt Geneva ein Wahlbüro | |
für Bernie Sanders eröffnet hat. Auf eigene Kosten übrigens. | |
Zwei Wochen Urlaub hat sich die 37-jährige Betreiberin eines Onlineshops | |
für die Kampagne genommen. „Ich habe das Gefühl, das hier ist ein Anfang, | |
und es ist wert, dafür zu kämpfen. Selbst wenn Bernie nicht gewinnt: Seine | |
Kandidatur bringt die progressiven Kräfte zusammen. Das könnte weit über | |
die Vorwahlen hinaus einen Einfluss auf die Politik haben.“ Bernie Sanders | |
hat eine Botschaft: Für die Benachteiligten will er sich einsetzen, für den | |
Frieden, für Gerechtigkeit. | |
Was ist die Botschaft von Hillary Clinton? Sie hält eine Veranstaltung in | |
Buffalo ab, der zweitgrößten Stadt des Bundesstaats New York. Und sie weiß | |
erkennbar, was ihr größtes Handicap ist: [3][dass sie für gefühlskalt | |
gehalten wird]. Es gibt Demokraten, die sie verabscheuen. Niemand | |
verabscheut ihren Rivalen Bernie Sanders. „Ich werde für Hillary stimmen“, | |
sagt der langjährige demokratische Aktivist John Heffron. „Aber mir fallen | |
die Haare aus“ – lachend deutet der 59-Jährige auf sein schütteres, weiß… | |
Haupthaar –, „weil ich Bernie so sehr mag.“ | |
Hillary Clinton kommt eine halbe Stunde zu spät. Sie ist heiser und müde. | |
Aber sie will den Kampf um die Herzen nicht verloren geben: „Als ich | |
Senatorin war, bin ich mindestens 50 Mal hier gewesen. Weil ich es liebe, | |
Buffalo zu besuchen.“ Lauwarmer Applaus. „Und ich liebe warme | |
Hühnchenflügel.“ – „Das hätte sie sich sparen sollen“, sagt eine Zuh… | |
später. „Die heißen hier nämlich entweder heiße Flügel oder | |
Buffalo-Flügel.“ | |
## Das Rennen bleibt offen | |
Noch ist der Kampf um die Herzen nicht vorbei. Eine Angestellte des Hotels, | |
in dem sie bei ihren zahlreichen Besuchen regelmäßig wohnte, habe ihr eine | |
Schneekugel mit einem Büffel geschenkt und sie gebeten, Buffalo nie zu | |
vergessen, sagt Hillary. „Diese Schneekugel habe ich auf meine Kommode | |
gestellt, und ich sehe sie jeden Tag.“ Das Nette an dieser Geschichte ist, | |
dass man sie – leicht abgewandelt – in jeder Stadt erzählen könnte. Das | |
Blöde an dieser Geschichte ist, dass sie so unglaubwürdig wirkt. Selbst | |
wenn sie stimmen sollte. | |
Als dieser Teil des Programms endlich vorbei ist, lässt sich schwer sagen, | |
bei wem die Erleichterung größer ist, bei Hillary Clinton oder bei ihrem | |
Publikum. „Ich will, dass Sie mich auf der Basis meiner Agenda | |
unterstützen.“ Das klingt ehrlich und authentisch – in viel stärkerem Ma�… | |
als bei ähnlichen Auftritten von ihr im Fernsehen. Ob jemand auf dem | |
Bildschirm glaubwürdig wirkt, ist einfach Glückssache. Hillary Clinton hat | |
in dieser Hinsicht Pech. | |
Die Agenda: Mehr Arbeitsplätze mit besserer Bezahlung zu schaffen, die | |
innere und äußere Sicherheit zu gewährleisten und das Land zu einen statt | |
es zu spalten. Sie muss gar nicht sagen, auf wen diese letzte Bemerkung | |
abzielt. Alle wissen es. Auf Donald Trump. | |
Die Rechtsanwältin Jeanne Vinal ist seit Jahren eine treue Anhängerin von | |
Hillary. Sie wird bei den Vorwahlen für sie stimmen, und sie wünscht ihr | |
von ganzem Herzen den Sieg. Aber die 52-Jährige erzählt auch, dass ihre | |
19-jährige Tochter das ganz anders sehe: „Sie sagte: Du bist über 50 und | |
eine Frau, natürlich bist du für Hillary. Du willst eine Frau als | |
Präsidentin sehen, bevor du stirbst.“ Jeanne Vinal lacht. „Vielleicht hat | |
sie recht.“ | |
Ihr Mann wird vielleicht für Bernie Sanders stimmen. Sicher ist er noch | |
nicht. Aber es würde ihm Spaß machen, das Establishment der Partei zu | |
ärgern. Und die Haushaltshilfe der Familie möchte auch nicht Hillary | |
Clinton wählen: „Ich denke nicht, dass eine Frau das Land regieren sollte“, | |
sagt Susie Koteras. „Es gibt da draußen so viele Männer. Sie hätte es | |
schwer, sich zu behaupten. Sie hat ja nicht einmal ihren eigenen Mann unter | |
Kontrolle gehabt.“ Wie gesagt: Es gibt viele Gründe, sich bei den Vorwahlen | |
so oder anders zu entscheiden. Fest steht nur: Das Rennen bleibt offen. | |
19 Apr 2016 | |
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## AUTOREN | |
Bettina Gaus | |
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