# taz.de -- US-Reaktionen auf Terror in Brüssel: Trumps Angstmacherei | |
> Nach den Anschlägen sieht sich Donald Trump in seiner Idee der | |
> geschlossenen Grenzen bestätigt. Hillary Clinton widerspricht seiner | |
> Ideologie. | |
Bild: Donald Trump wollte 2005 schon mal die zerstörten Twin Tower in New York… | |
BERLIN taz | Donald Trump hat es schon immer gewusst. Nach den | |
Terroranschlägen in Brüssel veröffentlicht er auf Instagram den Ausschnitt | |
eines Interviews, das er Fox News im Januar gegeben hat. [1][“Vor 20 Jahren | |
war ich in Brüssel, so ein schöner Ort. Jetzt ist es ein Drecksloch. … Es | |
wird etwas passieren.“] Drecksloch ist nicht gerade präsidialer | |
Sprachgebrauch, aber darum schert sich der Republikanische | |
Präsidentschaftsbewerber nicht. | |
Trump fühlt sich durch die Attentate darin bestätigt, dass seine Ideen | |
richtig sind: Grenzen dicht, Pauschalverurteilung von Muslimen und Folter | |
als probates Mittel im Anti-Terror-Kampf. Trump, dem die Nominierung in | |
seiner Partei kaum noch zu nehmen ist – [2][am Dienstag gewann er auch die | |
Vorwahl in Arizona] – hält sich nicht zurück. „Wenn ich die Gesetze | |
ausweiten könnte, würde ich sehr viel mehr tun als nur Waterboarding“, | |
sagte Trump am Dienstag dem Sender NBC. | |
Die Konservativen in den USA reagieren nach Anschlägen in der Regel mit | |
Forderungen nach mehr Sicherheit und mehr Überwachung. Trump und Ted Cruz, | |
der einzig verbliebene Kandidat, der Trump vielleicht noch stoppen könnte, | |
bleiben dieser Linie im Extremen treu. Freiheitswerte zählen im Angesicht | |
von Terror nicht mehr im „land of the free“. Auch Cruz [3][reagierte | |
natürlich auf die Attentate]: „Wir brauchen keinen weiteren Vortrag über | |
Islamophobie von unserem Präsidenten … Wir müssen den Plan stoppen, | |
Tausende muslimische Flüchtlinge aus Syrien ins Land zu bringen.“ Betonung | |
auf muslimisch. | |
Außen- und sicherheitspolitisch neigen weder Trump noch Cruz zu großen | |
Abwägungsprozessen. Trump hat kurz vor den Ereignissen in Brüssel [4][in | |
einem Gespräch] mit der Washington Post seine außenpolitische Agenda | |
vorgestellt. Die UN hält er für inkompetent, die Nato ist ihm zu teuer, das | |
Atomabkommen mit dem Iran für den größten Fehler von Außenminister John | |
Kerry. „Wir müssen uns um uns selbst kümmern“, sagte Trump in dem | |
Interview. | |
## Ein realistisches Szenario | |
Noch ist Trump nicht Kandidat der Republikaner und noch lange nicht | |
Präsident, aber sich darauf zu verlassen, dass Hillary Clinton ihn am Ende | |
schon stoppen wird, ist gefährlich. Blake Hounshell, einer der führenden | |
Journalisten von Politico, twitterte nach den Anschlägen: [5][“Amerika | |
könnte einen Terroranschlag entfernt sein von einem Präsidenten Donald | |
Trump.“] Das ist keine Hysterie, sondern ein realistisches Szenario. Trump, | |
der Quereinsteiger in die Politik, hat seinen gesamten Wahlkampf auf | |
Emotionen aufgebaut. Er setzt auf den Frust derer, die vom Leben enttäuscht | |
sind und Angst vor dem Fremden und den Fremden haben, die aus ihrer Sicht | |
dafür verantwortlich sind, dass es Amerika nicht mehr gut geht. | |
Seine Propaganda eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bauen zielt genauso | |
darauf ab wie ständig zu suggerieren, im Zweifel alle Grenzen zu schließen. | |
[6][“Inkompetente Hillary, möchte die Grenzen trotz der furchtbaren | |
Anschläge in Brüssel schwach und offen halten … Niemals!“], twitterte er. | |
Die Angst vor einem Anschlag „auf amerikanischem Boden“ ist seit 9/11 | |
immanent. Sie zeigt sich in überzogenen Überwachungsgesetzen genauso wie in | |
fremdenfeindlichen Ressentiments in der Gesellschaft. Da wird ein | |
muslimischer Junge schon mal von der Polizei abgeführt, weil seine | |
selbstgebastelte Uhr eine Bombe sein könnte. | |
## Clinton will keine Mauern bauen | |
Auch die Demokraten pflegen einen oft sehr pragmatischen Umgang mit der | |
Frage, ob Sicherheit oder Freiheit in einer Gesellschaft höher zu bewerten | |
ist. Clinton wählt nach Brüssel den Gegenentwurf zu den Repulikanern: „Im | |
Angesicht von Terrorismus verfällt Amerika nicht in Panik. Wir bauen keine | |
Mauern oder wenden uns von unseren Verbündeten ab. … Wir können nicht | |
einfach alles über Bord werfen und anfangen, zu foltern“, [7][sagte sie in | |
einer Rede] nach ihrem Sieg bei der Vorwahl in Arizona. | |
Clinton, die wahrscheinliche Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, | |
versucht, die Wahl im November zu einer Werteabstimmung zu machen. | |
Wohlwissend, dass sie nicht die populärste Kandidatin ist. Es wird nicht | |
leicht sein, gegen die Angstmacherei eines Donald Trump anzukommen. Noch | |
jedoch [8][führt Clinton in Umfragen] im direkten Vergleich mit Trump. | |
24 Mar 2016 | |
## LINKS | |
[1] https://www.instagram.com/p/BDQvbInGhWM/ | |
[2] /Vorwahlen-in-den-USA/!5289537 | |
[3] https://www.youtube.com/watch?time_continue=333&v=wbPibBoA_LM | |
[4] https://www.washingtonpost.com/blogs/post-partisan/wp/2016/03/21/a-transcri… | |
[5] https://twitter.com/blakehounshell/status/712233418390687744 | |
[6] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/712473816614772736 | |
[7] https://www.youtube.com/watch?v=rTxqawpHOkQ | |
[8] http://www.realclearpolitics.com/epolls/2016/president/us/general_election_… | |
## AUTOREN | |
Rieke Havertz | |
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