| # taz.de -- Kolumne Der rote Faden: Laut, hässlich, Trump | |
| > Donald Trumps Schreien eigene Schreie entgegenzusetzen, wäre weder klug | |
| > noch wirksam. Welches Amerika wollen die Bürger? | |
| Bild: Auch als Tattoo nicht gerade der Kracher: Donald Trump | |
| „Herr Trump, ich versuche mein Bestes, nicht politisch zu sein. … Doch ich | |
| habe begriffen, dass es nicht länger eine politische Entscheidung ist, | |
| gegen Sie zu sein. Es ist eine moralische. … Ich habe gesehen, wie Sie | |
| Flüchtlinge mit Schlangen vergleichen und behaupten, der Islam hasst uns. … | |
| Sie sind ein Mann, der im Streben nach persönlicher Macht Vorurteile und | |
| Gewalt fördert. … Herzlich, Brandon Stanton.“ | |
| Donald Trump, der Rassist. Trump, der Präsidentschaftskandidat, der es gut | |
| findet, wenn einer seiner Anhänger einem Schwarzen einen Faustschlag ins | |
| Gesicht versetzt. Trump, der Brandredner. Nichts aus [1][Stantons offenem | |
| Brief] ist wirklich neu. Und doch elektrisiert der Brief, den der Fotograf | |
| diese Woche online stellte. Laut Facebook ist sein Post der wahrscheinlich | |
| meistgeteilte Eintrag, den es bisher gab. Mehr als 2,1 Millionen Menschen | |
| gefiel der Text bis Freitag – darunter ein „Like“ von Hillary Clinton. | |
| Wichtiger noch: Mehr als eine Million Menschen haben den Beitrag geteilt. | |
| Das ist es, was Amerika braucht: eine Bewegung. | |
| Trump wird durch seine eigene Partei auf dem Weg zur Nominierung kaum mehr | |
| aufzuhalten sein. Die hektischen Versuche, mit denen die Republikaner | |
| irgendwie auf eine Kampfabstimmung beim Parteitag im Juli hoffen und sich | |
| gar noch am Donnerstag „House of Cards“-mäßig in Hinterzimmern trafen, um | |
| eine Strategie gegen Trump zu entwerfen, zeugen von nichts als | |
| Verzweiflung. Mitte März eine Strategie gegen den populärsten Kandidaten im | |
| Bewerberfeld zu stricken, ist lächerlich. | |
| Außerdem hat Teflon-Trump bewiesen, dass so einiges an ihm abprallt. | |
| Regelmäßig schickt er Tweets mit einem einzigen Satz in die Welt: [2][“MAKE | |
| AMERICA GREAT AGAIN.“] Und zwar genau so, in Versalien. Immer wieder. Und | |
| man möchte ihm völlig irrational entgegenschreien: „SHUT UP.“ | |
| ## #WhichHillary | |
| Das ist Trumps Bewegung: laut, hässlich. Stantons Brief ist leise, | |
| ausgeruht. Es ist beruhigend, dass auch er gelesen wird. Trumps Schreien | |
| ein Schreien entgegenzusetzen wäre weder klug noch wirksam, würde | |
| allenfalls kurz vom Frust befreien. | |
| Der Linken in den USA wird nicht gefallen, dass es ausgerechnet Hillary | |
| Clinton ist, auf die sie nun wohl setzen müssen. Progressive arbeiten sich | |
| derzeit auf Twitter immer noch an der Demokratin ab. [3][#WhichHillary] ist | |
| seit Wochen ein beliebter Hashtag. Er soll die Unterschiede zwischen | |
| Sanders und Clinton aufzeigen und die 68-Jährige als Opportunistin | |
| entlarven. Sollte es aber zum wahrscheinlichen Duell Clinton versus Trump | |
| kommen, sollten all diejenigen, die Clintons Fehler suchen und finden – | |
| niemand behauptet, sie ist die Traumkandidatin –, auf den Hashtag #WhichUSA | |
| umsteigen. | |
| Welches Amerika will diese Gesellschaft? So richtig schön pathetisch, | |
| klassischer Ami-Style. Aber wer derzeit durchs Land reist, der kann nicht | |
| anders, als sich diese Frage zu stellen. George W. Bush war schon keine | |
| Glanzleistung, vor allem seine Wiederwahl. Nun, nach acht Obama-Jahren, auf | |
| konservativer Seite die Wahl zwischen Trump und Ted Cruz zu haben, lässt | |
| Bush fast, nun, harmlos erscheinen. | |
| ## 20 Minunten Taxifahrt, 20 Minuten Hass | |
| Aber Trumps und Cruz’ Popularität sind leider nicht nur der Ausdruck | |
| einiger weniger im Land oder eine Phase. Das zeigt sich, wenn der | |
| armenische Taxifahrer in Las Vegas wutentbrannt darüber schimpft, dass man | |
| auf keinen Fall noch mehr Migranten im Land brauche, die keine Steuern | |
| zahlen und ihm, dem hart arbeitenden Mann der Mittelschicht, alles kaputt | |
| machen. Dass seine Eltern als Einwanderer genau diese Chance hatten und | |
| nutzten, ist etwas anderes, klar. 20 Minuten Taxifahrt, 20 Minuten Hass. | |
| Dass Vorurteile und Rassismus weit verbreitet sind, [4][zeigt eine | |
| Untersuchung von einem Online-Wohnungsfinder], der Tweets nach | |
| beleidigender und rassistischer Sprache durchsucht hat. Während der | |
| Südstaat Louisiana wenig überraschend an der Spitze steht, folgt auf Rang | |
| zwei direkt Nevada. Der Staat, der demografisch das künftige Amerika | |
| spiegelt. Hohe Anteile an Latinos, Afroamerikanern und Amerikanern mit | |
| asiatischen Wurzeln leben dort. Gelebte Vielfalt heißt das immer so schön. | |
| Aber mit dieser Vielfalt kommen zu viele Amerikaner ganz offensichtlich | |
| nicht klar. Es ist leicht, einen Tweet in der Anonymität des Internets zu | |
| verfassen. Der kann auch wieder gelöscht werden. Das Kreuz jedoch, das | |
| viele auf ihrem Wahlzettel bei Trump oder Cruz machen, kann nicht mehr | |
| gelöscht werden. „Ich begreife, dass es keine richtige Zeit gibt, um gegen | |
| Gewalt und Vorurteile zu sein. Die Zeit ist immer jetzt“, schreibt Stanton | |
| in seinem Brief. Amerika braucht mehr Stantons, mehr Briefe; mehr Bewegung. | |
| 19 Mar 2016 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.facebook.com/humansofnewyork/ | |
| [2] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/710563892687196160 | |
| [3] https://twitter.com/search?q=%23WhichHillary&src=tyah | |
| [4] http://www.slate.com/blogs/xx_factor/2016/03/08/the_states_with_the_highest… | |
| ## AUTOREN | |
| Rieke Havertz | |
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