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# taz.de -- „Kunst aus dem Holocaust“ in Berlin: Zeugnisse des Leids
> Jetzt im Deutschen Historischen Museum in Berlin: „Kunst aus dem
> Holocaust“ – 100 Werke aus der Gedenkstätte Yad Vashem.
Bild: „Mädchen auf dem Feld“ von Nelly Toll.
Berlin taz | Nelly Toll ist acht Jahre alt, als sie 1943 die „Mädchen im
Feld“ malt (Bild oben). Sie wohnt mit ihrer Mutter in einer Kammer in
Lemberg, dem heutigen Lviv in der Ukraine. Sie darf keinen Lärm machen und
das Zimmer nicht verlassen. Es gehört einem christlichen Ehepaar. Nelly hat
sich vor den Nazis versteckt, die 1941 in Lemberg einmarschiert sind. Ihren
fünfjährigen Bruder hat die SS ermordet – so wie fast die gesamte jüdische
Bevölkerung der Stadt. Nelly Toll malt, was sie so gerne machen möchte,
aber nicht darf: im Sommer auf einem Feld in der Sonne spazieren gehen.
Der 1904 geborene Felix Nussbaum ist nach dem Einmarsch der Deutschen in
Frankreich verhaftet worden. Er wird im Lager Saint-Cyprien inhaftiert. Ihm
gelingt es zu fliehen. In einem Versteck in Brüssel thematisiert er in
seinen Kunstwerken das Leiden der Juden. Dazu zählen „Der Flüchtling“ und
„Die Synagoge im Lager Saint-Cyprien“. Sie zeigen die Realität.
Seit Dienstag sind die Werke in einer Ausstellung im Deutschen Historischen
Museum zu sehen. „Kunst aus dem Holocaust“ versammelt 100 Bilder aus der
Sammlung der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem. Bei der Eröffnung am Tag
zuvor war auch die Künstlerin Nelly Toll anwesend. Die kleine dunkelhaarige
Dame hat den Holocaust überlebt, Kunst studiert und ist später in die USA
ausgewandert. Geduldig beantwortet sie nun alle Fragen: Die
Zeichenutensilien, erzählt sie, bekam sie von ihrer Mutter geschenkt. Und
nein, sie habe damals nicht gewusst, welche Bedeutung dieses Bild einmal
haben werde.
Felix Nussbaum kann man nicht mehr fragen. Im Juni 1944 flog sein Versteck
auf, er wurde zusammen mit seiner Frau in das Lager Mechelen gebracht. Im
Juli 1944 deportierten die Nazis das Ehepaar nach Auschwitz. Dort wurden
sie umgebracht.
Nelly Toll ist die letzte lebende Zeugin. 26 der 50 Künstler, deren Werke
ausgestellt werden, haben den Holocaust überlebt. 25 sind später
verstorben. Die anderen 24 sind von den Nazis ermordet worden.
26 Jan 2016
## AUTOREN
Klaus Hillenbrand
## TAGS
Holocaust-Gedenktag
Holocaust
Schwerpunkt Nationalsozialismus
Künstler
Kunstmarkt
Shoa
Synagoge
Holocaust
Europa
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