# taz.de -- Kommentar Rassismus in Deutschland: Bürger, Biedermänner, Brandst… | |
> Nicht Fremde sind es, die dieses Land bedrohen, sondern Einheimische, die | |
> ihren Hass auf die Straßen tragen. Sie unterhöhlen die Demokratie. | |
Bild: Eher besorgniserregend denn besorgt: Es sind die vermeintlichen „Bürge… | |
Die Furcht vor den Fremden ist ein Phänomen, das nicht vor Grenzen | |
haltmacht. In Ungarn applaudieren viele Menschen der Politik von Viktor | |
Orbán. In Wien hat die FPÖ bei den jüngsten Wahlen einen neuen Rekord | |
einfahren dürfen. Gewählt worden sind die Rechtspopulisten dort in den | |
Vorstädten von vermeintlich braven Bürgern. Fast überall in Deutschland | |
haben Fremdenfeinde in jüngster Zeit Flüchtlingsheime in Brand gesetzt. Die | |
Täter sind offenbar weniger ideologisch gefestigte Neonazis als vielmehr | |
[1][Nachbarn von nebenan]. | |
Doch während die Fremdenfeinde im Westen der Bundesrepublik ihren Rassismus | |
hinter vorgezogenen Gardinen verborgen halten, ist in den ostdeutschen | |
Bundesländern zu beobachten, dass Menschen sich in großer Zahl zu ihren | |
rassistischen Vorstellungen bekennen. Sie treten öffentlich auf und | |
verbreiten offen ihre Hassparolen. Sie dominieren die Debatten in den | |
Fußgängerzonen. Und sie zeigen [2][immer weniger Berührungsängste] | |
gegenüber bekennenden Rechtsradikalen. | |
Neonazis kann man allerdings, wenn sie Straftaten begehen, einsperren. Die | |
NS-nostalgischen ideologischen Versatzstücke in ihren Köpfen sind zwar zum | |
Fürchten, aber doch nirgendwo mehrheitsfähig. Sie sind gefährlich, aber sie | |
bilden keine Gefahr für die Demokratie. | |
Die „besorgten Bürger“ im Osten Deutschlands dagegen beginnen unsere | |
Gesellschaftsordnung zu bedrohen. Sie unterhöhlen mit immer aggressiverem | |
Vorgehen die Demokratie. Wer mag noch Bürgermeister werden, wenn die Gefahr | |
droht, demnächst von diesen sogenannten Wutbürgern persönlichen Besuch zu | |
erhalten? Wer wagt es noch, vor einer für Flüchtlinge vorgesehene Turnhalle | |
dort demonstrierenden aggressiven Fremdenfeinden Kontra zu geben? | |
Nicht die Fremden bedrohen dieses Land, sondern diese Einheimischen. Es | |
existiert kein Patentrezept, um sie zu isolieren. Es helfen weder | |
Dachlatten noch salbungsvolle Worte. Natürlich ist es legitim, die | |
Problematik der hohen Flüchtlingszahl zu diskutieren. Was aber ganz gewiss | |
nichts nützt, ist, die Fremdenfeinde für gesellschaftsfähig zu erachten und | |
ihren Forderungen auch nur ein Jota nachzugeben. | |
Wer glaubt, ein paar weniger Asylsuchende in Pirna, Heidenau oder Dresden | |
würden deeskalierend wirken, verkennt, dass es den Fremdenfeinden nicht um | |
Kompromisse geht. Weder wollen diese einen Kompromiss noch sind deren | |
Ansichten kompromissfähig. Sie wollen den autoritären Staat. | |
So verführerisch die Vorstellung eines Entgegenkommens manchen Politikern | |
in der Hoffnung auf neue Wählerstimmen erscheinen mag: Es wäre der Anfang | |
vom Ende dieser liberal geprägten Demokratie. | |
14 Oct 2015 | |
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## AUTOREN | |
Klaus Hillenbrand | |
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