| # taz.de -- Streit über Flüchtlingspolitik: SPD-Bürgermeister tritt aus Part… | |
| > Magdeburgs Bürgermeister Lutz Trümper streitet sich mit seiner | |
| > Landeschefin über die Flüchtlingspolitik. Ein Dissens, der Konsequenzen | |
| > hat. | |
| Bild: Die SPD-Mitgliedschaft ist Vergangenheit: Magdeburgs OB Lutz Trümper. | |
| Dresden taz | Lutz Trümper, seit 14 Jahren Oberbürgermeister von Magdeburg, | |
| ist aus der SPD ausgetreten. Er gab sein Parteibuch am Mittwochvormittag | |
| persönlich in der Geschäftsstelle der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt | |
| ab. | |
| Trümper begründete diesen Schritt mit Differenzen zur Führung der | |
| Landespartei in der Flüchtlingspolitik, namentlich zur Landesvorsitzenden | |
| Katrin Budde. Sie hatte ihm vorgeworfen, mit seinen Äußerungen der Partei | |
| zu schaden. Diesen Schaden wolle er mit Blick auf die im März 2016 | |
| anstehenden Landtagswahlen von der SPD abwenden, erklärte Trümper. | |
| Der Oberbürgermeister hatte Anfang der Woche in einem Interview in der | |
| Magdeburger Volksstimme der Auffassung von Ministerpräsident Rainer | |
| Haseloff (CDU) zugestimmt, die Belastungsgrenze durch Flüchtlinge sei für | |
| Sachsen-Anhalt erreicht. Budde hingegen hatte auch mit Blick auf den | |
| anstehenden Nachtragshaushalt als Koalitionspartnerin der Union Haseloff | |
| kritisiert. | |
| „Ich wüsste nicht, wie wir 2016 noch einmal 30.000 Menschen vernünftig | |
| unterbringen sollten“, sagte nun Trümper der Zeitung. Schon jetzt fehle es | |
| an Zelten und Ausrüstung, die Flüchtlingshelfer seien am Limit, die | |
| Akzeptanz in der Bevölkerung sinke. In jedem Fall seien die für die | |
| Kommunen bereitgestellten Gelder viel zu niedrig angesetzt. Unter Umständen | |
| könne Magdeburg bis zu 1 000 Asylbewerber im Jahr verkraften, aber nur in | |
| geordneten Strukturen. | |
| ## Jährlich eine Million Flüchtlinge | |
| Als zentralen Dissenspunkt mit Budde benannte Trümper im MDR-Fernsehen die | |
| Aussicht, dass auch in den kommenden Jahren mit einer Million Flüchtlingen | |
| in Deutschland pro Jahr zu rechnen sei. „Wir versuchen, mit dem | |
| individuellen Asylrecht eine Völkerwanderung zu beherrschen“, entgegnete | |
| Trümper. | |
| Am Dienstagabend hatte sich dieser Konflikt bei einem Treffen von | |
| SPD-Landes- und -Kommunalpolitikern zugespitzt. Am Folgetag verließ Trümper | |
| die Partei, in die der promovierte Chemiker 1990 eingetreten war. „Ich bin | |
| nicht bereit, mir den Mund verbieten zu lassen“, erklärte er. | |
| Oberbürgermeister von Magdeburg will der 60-Jährige aber bleiben. Im März | |
| dieses Jahres hatte er dank eines 70-Prozent-Wahlerfolges eine weitere | |
| siebenjährige Amtszeit angetreten. | |
| Die SPD-Landes- und Fraktionschefin Katrin Budde bezeichnete den | |
| Parteiaustritt Trümpers als „einen Verlust für die SPD“ und „große | |
| menschliche Enttäuschung“. Sie bedauerte die nun fehlende kommunale | |
| Kompetenz in der Partei. Andere Teilnehmer der Sitzung am Dienstagabend | |
| empfanden die Kontroversen nicht als unüberbrückbar und hatten einen so | |
| drastischen Schritt Trümpers nicht erwartet. | |
| CDU-Fraktionschef André Schröder zeigte geradezu Mitgefühl und gab sich | |
| „ohne Häme und Spott“. Sein Kollege Wulf Gallert von der Linken wertete den | |
| Austritt als „konsequent“, weil Trümper auch in der Vergangenheit immer | |
| häufiger CDU-Positionen vertreten habe. Einen Parteiwechsel schloss dieser | |
| aber aus und verwahrte sich gegen eine Vereinnahmung durch rechte | |
| Strömungen. | |
| 15 Oct 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Michael Bartsch | |
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