| # taz.de -- Analyse durch UN-Wissenschaftler: Pestizid Glyphosat schädigt Erbg… | |
| > Die Chemikalie ist nicht nur „wahrscheinlich krebserregend“, sondern | |
| > verändert auch das Erbgut, so Forscher der Weltgesundheitsorganisation. | |
| Bild: Bauer besprüht sein Feld: Glyphosat tötet alle Pflanzen. | |
| Berlin taz | Tumorforscher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben | |
| weitere Argumente für ein Verbot des weltweit am meisten genutzten | |
| Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat geliefert. Das geht aus der mit | |
| Spannung erwarteten [1][Monografie über das Pestizid] hervor, die die | |
| Krebsforschungsagentur der UN-Organisation (IARC) am Mittwochabend | |
| veröffentlicht hat. | |
| Darin begründen die Wissenschaftler auf 92 Seiten ausführlich ihr im März | |
| bekannt gegebenes Urteil, dass der Wirkstoff [2][“wahrscheinlich | |
| krebserregend“] sei. Neu ist, dass sie auch feststellen: „Es gibt starke | |
| Belege, dass die Exposition gegenüber Glyphosat oder auf Glyphosat | |
| basierenden Formulierungen genotoxisch [erbgutverändernd] ist“. | |
| Diese Einschätzung könnte weitreichende Konsequenzen haben. Denn wenn eine | |
| Substanz das Erbgut verändern kann, sollten Menschen am besten gar nicht | |
| mit ihr in Kontakt kommen. Die Behörden können in diesen Fällen keine für | |
| die Gesundheit unbedenkliche Dosis des Stoffes festlegen. Es „wird generell | |
| davon ausgegangen, dass sie [3][keinem Schwellenwert unterliegen]“, | |
| schreibt die zuständige deutsche Behörde, das Bundesinstitut für | |
| Risikobewertung. | |
| Derzeit aber enthalten vor allem viele konventionelle Lebensmittel | |
| Glyphosat-Reste, weil Landwirte mit dem Pestizid auf dem Feld unerwünschte | |
| Pflanzen töten oder die Reifung von Getreide beschleunigen. Rückstände sind | |
| bis zu bestimmten Grenzwerten legal. Das ermöglicht, dass Glyphosat | |
| massenhaft eingesetzt werden kann. Rund 100 der in Deutschland zugelassenen | |
| Pestizide enthalten den Wirkstoff – allen voran der Unkrautvernichter | |
| „[4][RoundUp]“ des US-Agrochemiekonzerns Monsanto. Besonders zugenommen hat | |
| der Glyphosat-Verbrauch weltweit, weil die meisten gentechnisch veränderten | |
| Pflanzen gegen den Stoff resistent sind. | |
| ## Schäden an Tieren und menschlichen Zellen | |
| In Laborversuchen schädigte Glyphosat jedoch das Erbgut menschlicher Zellen | |
| etwa aus der Leber, wie die IARC-Forscher berichten. Auch in Experimenten | |
| mit Mäusen und anderen Tieren seien DNA- oder Chromosomen-Defekte auf die | |
| Chemikalie zurückgeführt worden. Die Wissenschaftler halten diese Schäden | |
| für den Grund, weshalb Glyphosat Krebs auslösen könnte. | |
| Dennoch erklärte die „[5][Arbeitsgemeinschaft Glyphosat]“, die Hersteller | |
| und Händler der Chemikalie umfasst, dass die IARC-Klassifizierung „wenig | |
| bis keine praktische Relevanz für die Bewertung möglicher Risiken“ habe. | |
| Die Forscher ermittelten Krebsgefahren nach eigenen Angaben schon dann, | |
| wenn bei den aktuell üblichen Dosen „die Risiken sehr gering sind“. Das sei | |
| ein „außergewöhnlich vorsichtiger Ansatz“, nach dem sogar Alkohol als | |
| definitiv krebserregend eingestuft worden sei. | |
| ## Forscher verteidigen sich | |
| [6][Dana Loomis], einer der IARC-Autoren, wies die Kritik im Gespräch mit | |
| der taz zurück. „Wir versuchen zwar, nicht das Risiko einer bestimmten | |
| Dosis zu schätzen“, sagte der Epidemiologe. Aber die Studien, die die | |
| Forscher ausgewertet haben, berücksichtigten sehr wohl die jeweilige Dosis. | |
| Zudem sei die Klassifizierung als Grundlage für die Risikobewertung nötig. | |
| Denn erst dann wisse man ja, ob ein Stoff überhaupt Krebs auslösen kann | |
| oder nicht. Unabhängig von der Dosis sagt Loomis: „Die wissenschaftlichen | |
| Erkenntnisse deuten darauf hin, dass bei der Risikobewertung ein Modell | |
| ohne einen theoretisch sicheren Schwellenwert nötig ist.“ | |
| Der [7][Naturschutzbund] forderte, Glyphosat zu verbieten, bis alle Fragen | |
| geklärt seien. Das Bundesinstitut für Risikobewertung, das den Stoff | |
| bislang für unbedenklich hält, will den IARC-Bericht prüfen. | |
| 31 Jul 2015 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://monographs.iarc.fr/ENG/Monographs/vol112/index.php | |
| [2] /Studie-ueber-Pflanzenschutzmittel/!5015595 | |
| [3] http://www.bfr.bund.de/de/toxikologische_beurteilung_von_chemischen_stoffen… | |
| [4] http://www.roundup.de/ | |
| [5] http://www.glyphosat.de/startseite | |
| [6] http://www.iarc.fr/en/staffdirectory/displaystaff.php?id=40514 | |
| [7] http://www.fruchtportal.de/artikel/nabu-who-studie-bestatigt-glyphosat-ist-… | |
| ## AUTOREN | |
| Jost Maurin | |
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