# taz.de -- Kommentar Biologischer Landbau: Neue Strategien für Landwirtschaft | |
> Das Modell Bio nutzt wenig, wenn nur ein kleiner Teil der Bauern | |
> mitmacht. Man muss Wege finden, die ganze Agrarwirtschaft zu | |
> ökologisieren. | |
Bild: Auch für den Biobauer muss sich der Anbau lohnen | |
Wir brauchen eine neue Strategie, um die Landwirtschaft umwelt- und | |
tierfreundlicher zu machen. Das muss die Konsequenz daraus sein, dass der | |
Öko-Landbau seit Jahren nur noch vor sich hin dümpelt: Der Anteil der | |
Äcker, Wiesen und Weiden, die nach den Regeln der Öko-Verordnung | |
bewirtschaftet werden, stagniert bei 6 Prozent. Noch nie wuchs die | |
Bio-Fläche in Deutschland so wenig wie 2014 – obwohl der Staat die | |
Biolandwirtschaft nun schon seit Jahrzehnten subventioniert. | |
Gleichzeitig sterben aber immer mehr Pflanzen- und Tierarten aus, weil die | |
konventionelle Landwirtschaft zu viel Pestizide und Dünger ausbringt. | |
Wasser wird zusehends stärker mit Chemikalien von den Feldern belastet. | |
Zudem hält die Branche ihre Tiere oft unter unwürdigen Umständen. | |
Biolandwirte sind im Schnitt in diesen Punkten besser. Sie beweisen | |
tagtäglich, dass eine andere Landwirtschaft möglich ist. Deshalb sind sie | |
als Modell für die gesamte Branche weiter nötig. Und aus diesem Grund | |
sollte der Staat sie auch in Zukunft fördern. | |
Aber das Modell Öko nützt wenig, wenn es dauerhaft nur auf 6 Prozent der | |
Fläche umgesetzt wird. Wir können nicht länger warten, bis der letzte Bauer | |
auf Bio umgestellt hat. Dazu sind die Probleme, die die Landwirtschaft | |
verursacht, einfach zu dringend. | |
Die neue Strategie muss deshalb sein, stärker als bisher die konventionelle | |
Landwirtschaft zu verbessern. Die Düngeverordnung muss so verschärft | |
werden, dass weniger überflüssige Nährstoffe in die Umwelt gelangen. Der | |
Staat sollte es weiter erschweren, Pestizide zu benutzen. Und in der | |
Tierhaltung lautet die Parole: Auslauf für alle, mehr Platz im Stall und | |
Schluss mit Amputationen von Gliedmaßen, um die Tiere an üble | |
Haltungsbedingungen anzupassen. | |
Langfristig würden solche Regeln auch den Biobauern nützen. Denn diese | |
Maßnahmen könnten die konventionelle Erzeugung verteuern. Was nur gerecht | |
wäre. Schließlich produzieren herkömmliche Bauern bislang billiger, indem | |
sie beispielsweise Trinkwasser mit Agrarchemikalien verseuchen – die dann | |
wieder auf Kosten der Allgemeinheit unschädlich gemacht werden müssen. | |
Wenn der Kostenabstand zwischen Bio und anderen Lebensmitteln abnimmt, | |
würde es auch wieder attraktiver für Landwirte, auf den Öko-Landbau mit | |
seinen aufwendigeren Produktionsmethoden umzustellen. | |
27 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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