# taz.de -- Problem Scheinselbstständigkeit: Die Leiharbeiter des Journalismus | |
> Ohne Pauschalisten geht kaum etwas bei Tageszeitungen und News-Seiten. | |
> Über ein System, das bald zerbrechen könnte. | |
Bild: Fester Schreibtisch in der Redaktion? Feste Arbeitszeiten? Das kann nur s… | |
Anfang April berief Peter Pauls, der Chefredakteur des Kölner | |
Stadtanzeigers, eine spontane Redaktionskonferenz ein: Man solle sich nicht | |
wundern, wenn der Zoll oder die Polizei demnächst anrücken würden, sagt | |
Pauls seinen Mitarbeitern. Bei dem Vorwurf, der im Raum stünde, sei das ein | |
normaler Vorgang. Der Grund für die Warnung an die Redaktion: Gegen DuMont | |
läuft ein „Ermittlungsverfahren wegen Vorenthaltens von | |
Sozialversicherungsbeiträgen“. | |
Es geht also um die Frage, ob der Verlag absichtlich und womöglich im | |
großen Stil Mitarbeiter zu rechtlich falschen Konditionen – als so genannte | |
Scheinselbstständige – beschäftigt hat, um damit auf Kosten der | |
Steuerzahler in wirtschaftlich schlechten Zeiten Geld zu sparen. | |
Die Ermittlungen beim Kölner Stadtanzeiger und dem Boulevard-Blatt Express, | |
die beide zum DuMont-Verlag gehören, hat ein Whistleblower ins Rollen | |
gebracht. Er legte der Deutschen Rentenversicherung eine Liste mit weit | |
über hundert Namen von Personen vor, von denen er überzeugt ist, dass sie | |
als scheinselbstständige Pauschalisten für die verschiedenen Titel des | |
Medienhauses tätig waren oder sind. Die Deutsche Rentenversicherung übergab | |
die Liste dem Zoll, der als zuständige Behörde die Ermittlungen aufnahm. In | |
diesen Wochen werden ehemalige und noch beschäftigte Mitarbeiter zum Zoll | |
in Köln-Porz vorgeladen und dort befragt. Der Verlag selbst will sich nicht | |
zu den Vorgängen äußern. Man arbeite mit der Staatsanwaltschaft zusammen, | |
heißt es nur. | |
Bei DuMont könnte nun ein System zusammenbrechen, das seit Jahren in der | |
Medienbranche praktiziert wird. Auch Spiegel Online, die Zeit, die | |
Süddeutschen Zeitung und ihre Onlineausgabe, aber auch Lokalzeitungen, wie | |
die Stuttgarter Zeitung und der Tagesspiegel bauen auf Pauschalisten oder | |
„feste Freie“ wie sie auch genannt werden. Wenn diese Pauschalisten nur für | |
einen einzigen Auftraggeber tätig sind, ist das illegal. | |
Aufgrund dieses Problems erscheint die Personalpolitik von Teilen der | |
deutschen Verlagsbranche derzeit wie ein Pulverfass. Und so wie es | |
aussieht, könnte dieses bald explodieren. | |
## So sparen die Verlage | |
Pauschalisten erledigen in vielen Zeitungen die tägliche Arbeit, die | |
notwendig ist, damit ihre Zeitung, ihre Nachrichtenseite Tag für Tag in der | |
gewohnten Qualität erscheint. Sie schreiben und recherchieren, redigieren | |
Texte anderer Autoren, planen und bestücken die Seiten, sind | |
blattmacherisch tätig, bestimmen die Themen, über die berichtet wird und | |
betreuen Praktikanten. Festangestellte Mitarbeiter, für die der Verlag ganz | |
regulär Sozialversicherungsbeiträge abführt, Redakteure genannt, sind sie | |
trotzdem nicht. | |
Indem die Verlage sie als freie Mitarbeiter beschäftigen, sparen sie | |
Buchhaltungsaufwand und eine Menge Geld: Bei einem Bruttogehalt von 3.000 | |
Euro monatlich pro Redakteur sind das etwa 580 Euro an Sozialabgaben. Aufs | |
Jahr gerechnet spart das Unternehmen so fast 7.000 Euro für jeden | |
scheinselbstständigen Mitarbeiter. Darüber hinaus umgehen die Verlage den | |
Arbeitnehmerschutz: Urlaubs- und Krankengeld sind nicht vertraglich | |
geregelt, Kündigungsfristen oft ebenso wenig. | |
## Die KSK muss es richten | |
Angesichts der Krise auf dem Anzeigenmarkt und sinkender Auflagen scheint | |
das für viele Häuser ein lohnendes Modell zu sein. In einer Branche aber, | |
die per Definition dafür zuständig ist, Missstände in anderen Unternehmen | |
aufzudecken und die jeden Scoop in anderen Bereichen genüsslich feiert, | |
stellt sich die Frage, warum diese Praxis bis dato kaum diskutiert wurde. | |
Das System funktioniert, weil die Künstlersozialkasse (KSK) einspringt. Sie | |
übernimmt für freischaffende Künstler und Publizisten den Arbeitgeberanteil | |
der Sozialversicherungsbeiträge. Für die Betroffenen selbst besteht also | |
zunächst kein finanzieller Nachteil. Das ist einer der Gründe, warum sich | |
kaum jemand öffentlich beklagt. Die Krux aber ist: Die KSK wird zwar zum | |
Teil über pauschale Abgaben von den Verlagen finanziert, aber auch zu 20 | |
Prozent aus Bundesmitteln. Im Jahr 2015 werden das laut KSK-Prognose 186,89 | |
Millionen Euro sein. Wenn man so will, holen sich die Verlage mithilfe | |
dieses Tricks staatliche Subventionen ab, die ihnen so nicht zustehen. Es | |
geht bei dem rechtswidrigen Pauschalistenmodell also nicht nur um | |
Knebelverträge für Mitarbeiter, es geht vor allem um groß angelegten | |
Sozialbetrug. | |
## Springers Flucht nach vorn | |
Dass DuMont mit dem Problem nicht alleine ist, zeigt der Axel Springer | |
Verlag. Dieser hat sich Ende Februar wegen der mutmaßlich unlauteren | |
Beschäftigungsverhältnisse als erstes und bislang einziges Verlagshaus | |
selbst angezeigt. Bei internen Kontrollen habe der Konzern festgestellt, | |
„dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass in Redaktionen der | |
Axel-Springer-Gesellschaften branchentypisch eingesetzte freie Mitarbeiter | |
in der Vergangenheit arbeitsrechtlich nicht richtig eingeordnet wurden“, | |
wie es in einer Mitteilung des Konzerns hieß. Nun sollen die Sozialbehörden | |
prüfen, ob die vermeintlich selbstständigen Mitarbeiter tatsächlich frei | |
arbeiteten. | |
Ob auch dort ein Whistleblower Informationen an die Behörden lieferte und | |
der Verlag nun mit der Selbstanzeige Schlimmeres verhindern will, ist nicht | |
bekannt. Die Vermutung liegt jedoch nah, dass es auch bei Springer | |
scheinselbstständig Beschäftige gab und gibt. Warum sonst hätte der Verlag | |
den Schritt gehen sollen? | |
Die anderen Verlagshäusern scheinen auch unruhig geworden zu sein: Die | |
Personalabteilung von SpiegelOnline teilte Anfang des Jahres 2014 ihren | |
Pauschalisten mit, dass sie künftig nicht länger als zwei Jahre beschäftigt | |
würden – offenbar aus Angst, dass die Mitarbeiter sonst vor Gericht eine | |
Festanstellung erstreiten. Gelingt das, müsste der Verlag womöglich auch | |
die bislang gesparten Sozialabgaben nachzahlen. Prompt mussten fast alle, | |
die zu diesem Zeitpunkt länger als zwei Jahre frei bei SpiegelOnline | |
beschäftigt waren, gehen. Dass man sich des Problems sehr wohl bewusst ist, | |
zeigt die Reaktion des Verlags. „Wir arbeiten an neuen arbeitsrechtlichen | |
Regelungen für unsere freien Mitarbeiter“, teilte dieser auf Anfrage der | |
taz schriftlich mit. | |
Dass das Problem auch zugunsten statt zulasten der freien Mitarbeiter | |
gelöst werden kann, zeigen Tagesspiegel und Zeit Online. Als beim | |
Tagesspiegel im vergangenen Winter eine Buchprüfung anstand, wurden viele | |
Pauschalisten als feste Redakteure angestellt. Auch Zeit Online wandelt | |
derzeit Pauschalisten-Stellen in feste Beschäftigungsverhältnisse um. | |
Öffentlich zu dem Thema äußern will man sich auch hier nicht. Zu | |
personellen Angelegenheiten gebe man grundsätzlich keine Auskünfte, teilten | |
Sprecherin der Zeit-Verlagsgruppe und des Tagesspiegels auf Nachfrage | |
schriftlich mit. | |
## Probleme auch bei der SZ | |
Ein Verlagshaus, das bislang noch unbehelligt von Ermittlungen blieb, | |
jedoch nach taz-Recherchen ebenfalls im großen Stil Pauschalisten | |
beschäftigt, ist die Süddeutsche Zeitung (SZ) in München. | |
Offen zu sprechen wagt keiner der Betroffenen. In allen Häusern fürchten | |
sie um ihren Job – und um ihre Reputation in der Branche auch über den | |
Verlag hinaus. Niemand will öffentlich als Nestbeschmutzer dastehen, aus | |
Angst sich damit die Karriere zu verbauen. Unter der Oberfläche jedoch sind | |
vor allem junge Mitarbeiter wütend und frustriert. | |
„Wenn ich nicht da wäre, könnte mein Ressort nicht überleben“, sagt etwa | |
eine der übrig gebliebenen Tagesspiegel-Pauschalistinnen. „Wir arbeiten oft | |
noch mehr als unsere Kollegen, weil wir nicht die Sicherheit einer | |
Festanstellung haben.“ Das bestätigen auch Pauschalisten bei | |
Sueddeutsche.de: „Das ist eine Situation, die so einfach nicht geht“, sagt | |
eine Ehemalige. „Bei Online gibt es Ressorts, da ist der Leiter | |
festangestellt und alle restlichen Mitarbeiter nicht.“ Das lässt sich auch | |
aus dem Impressum der Seite ablesen. Wer dort unter „Mitarbeiter“ geführt | |
wird, hat keinen festen Redakteursvertrag. Zählt man ausschließlich die | |
Mitarbeiter der Online-Redaktion, liegt der Anteil der Pauschalisten bei | |
Sueddeutsche.de bei fast 50 Prozent. Eine Quote, die den Schluss zulässt, | |
dass es sich bei dem Beschäftigungsmodell nicht um eine Ausnahme handelt – | |
sondern um ein bewusst forciertes Sparmodell. | |
## „Schmerzensgeld“ | |
Viele der so beschäftigten beziehen ein Honorar, dass sich am Tarifgehalt | |
orientiert. Bei der SZ rund 3.000 Euro, beim Tagesspiegel mit 2.700 Euro | |
nur etwas weniger. Kein schlechtes Gehalt für junge Journalisten. Eine | |
ehemalige Pauschalistin von Sueddeutsche.de spricht jedoch von einer Art | |
„Schmerzensgeld“, für die ständige Unsicherheit, wie sie sagt und dafür, | |
dass sie als Mitarbeiterin das illegale System unfreiwillig stützt. | |
In den Verträgen der Zeit ist beispielsweise vermerkt, dass Pauschalisten | |
nur nach Absprache mit der Redaktion überhaupt für andere große Blätter | |
schreiben dürfen. Für verschiedenen Auftraggeber tätig zu sein, ist jedoch | |
ein Kriterium, das freie Journalisten zu solchen macht. Wie also sollen | |
Pauschalisten Scheinselbstständigkeit vermeiden, wenn es ihnen ihr | |
Arbeitsvertrag schwer macht, für mehrere Auftraggeber zu arbeiten? | |
Bei der Süddeutschen dagegen werden neue Mitarbeiter „wegen der rechtlich | |
schwierigen Situation“ ermuntert, nebenbei für andere Auftraggeber tätig zu | |
sein. Praktisch aber fehlt Mitarbeitern, die vier oder fünf Tage pro Woche | |
in der Redaktion eingespannt sind, dafür schlicht die Zeit. Oft sind sie | |
deshalb gezwungen, zusätzliche Auftraggeber zu erfinden, oder im Fall der | |
SZ Print und Online, die formal als zwei verschiedene Unternehmen | |
auftreten, faktisch aber im selben Haus untergebracht sind, als mehrere | |
Arbeitergeber anzugeben. | |
Indem die Redaktion ihre freien Mitarbeiter regelrecht in die KSK drängt, | |
macht sie sie zu Mitwissern in einem illegalen System. „Das Risiko liegt | |
beim Pauschalisten“, sagt eine ehemalige Sueddeutsche.de-Mitarbeiterin. | |
„Würde man sich beklagen, müsste man zugeben, dass man von Anfang an nur | |
einen Arbeitgeber hatte und die KSK beschissen hat.“ | |
## Die KSK gibt sich erstaunt | |
Warum die Behörden nicht gegen das illegale Treiben vorgehen, bleibt | |
rätselhaft. Auf Nachfrage geben sich die KSK und die Deutsche | |
Rentenversicherung, die eigentlich dafür zuständig sind, derlei Missbrauch | |
im Interesse der Steuerzahler zu verhindern, erstaunt. Die Prüfungen der | |
Anträge zur Mitgliedschaft in der KSK seien angemessen streng, beteuert | |
KSK-Pressesprecherin Monika Heinzelmann. Zwar könnten Fehler bei der | |
Beurteilung passieren. Schließlich sei es nicht ganz einfach zu erkennen, | |
ob sich ein Journalist zu Recht als Freier bei der KSK bewerbe, oder nicht. | |
Ein systematisches Fehlverhalten gebe es bei der Prüfung jedoch nicht. | |
Ähnlich argumentiert man auch bei der Deutschen Rentenversicherung. Deren | |
Prüfdienst sieht sich alle vier Jahre jedes Unternehmen in Deutschland an, | |
um festzustellen, ob alle Beschäftigen ordnungsgemäß angemeldet sind. Dabei | |
würden die Personalunterlagen, die Buchhaltung, aber im Zweifelsfall auch | |
die Dienstpläne überprüft, sagt Pressesprecher Dirk von der Heide. Geht es | |
aber konkret um die Prüfung einzelner Verlage – und die Frage, warum diese | |
Überprüfung ganz offensichtlich nicht funktioniert – beruft sich die | |
Behörde auf den Datenschutz und verweigert die Aussage. Man wird den | |
Eindruck nicht los, es fehle den Behördenmitarbeiter entweder am nötigen | |
Durchblick, um wirklich zu durchschauen, was in den Verlagen vor sich geht | |
– oder als drücke man bei KSK und Rentenversicherung bewusst beide Augen | |
zu. | |
## Trotzdem bleiben Freie still | |
Dass die Pauschalisten sich organisieren und einklagen, kommt trotzdem | |
bislang so gut wie gar nicht vor. „Von Verlagsseite wird einem suggeriert, | |
man würde die Zeitung kaputt machen, wenn man das System kritisiert“, sagt | |
eine ehemalige SZ-Mitarbeiterin. Und eine ehemalige Pauschalistin von | |
SpiegelOnline erzählt, dass selbst dann niemand gewagt hatte, zu klagen, | |
als der Verlag vor anderthalb Jahren alle rauswarf, die länger als zwei | |
Jahre beschäftigt waren. „Keiner legt sich mit dem Spiegel-Verlag an. Das | |
spricht sich rum in Hamburg. Da kannst du gleich einpacken“, sagt sie. | |
Auch bei der taz sind vereinzelt Mitarbeiter als Pauschalisten beschäftigt | |
- meist auf ausdrücklichen Wunsch. Generell legt der Vorstand der taz | |
großen Wert darauf, Mitarbeiter festanzustellen. Darüber hinaus sind die | |
Honorare der taz so niedrig, dass freie Mitarbeiter es sich in der Regel | |
nicht leisten können, auf die taz als einzigen Arbeitgeber zu bauen. | |
Die Angst vieler Pauschalisten, als Netzbeschmutzer da zu stehen, kennt | |
auch Rechtsanwalt Dennis Amour vom Bayerischen Journalistenverband (BJV). | |
„Was wir regelmäßig beobachten ist, dass Journalisten, die aus dem | |
Volontariat kommen, oder ein neues Beschäftigungsverhältnis beginnen, | |
Pauschalverträge mit festgelegtem Honorar, jedoch ohne festgelegte | |
Stundenzahl unterschreiben“, sagt Amour. Der Verlag halte den Vertrag | |
bewusst schwammig, um den Missbrauch nicht auch noch schriftlich zu | |
dokumentieren. | |
Zum Beispiel bei der Festlegung der Arbeitszeiten: Im | |
SZ-Pauschalistenvertrag ist von „Leistungen im abgesprochenen Umfang“ die | |
Rede. Bei Verträgen mit der Zeit und Zeit Online heißt es: „Art und Umfang | |
der Tätigkeit werden mit der Ressortleitung abgesprochen.“ In Spiegel | |
Online-Verträgen steht: „Sie sind in der Gestaltung ihrer Tätigkeit (Zeit, | |
Dauer, Art und Ort der Arbeitsausübung) selbstständig tätig und vollkommen | |
frei.“ Eine glatte Lüge, denn von den Pauschalisten in all diesen Häusern | |
wird erwartet, dass sie ihre Arbeit im Büro ableisten, an den Tagen, die | |
abgesprochen sind oder im Dienstplan stehen. | |
Dennis Amour vom BJV sieht keine rosigen Aussichten, sollte sich die | |
zweifelhafte Personalpraxis der Verlage als illegal verfolgt werden: „Es | |
steht zu befürchten, dass sich die Verlage sehr gut überlegen, ob sie | |
weiterhin so viele freie Journalisten wie bisher beschäftigen. Oder aber | |
die Leute werden in außertariflichen Gesellschaften fest angestellt, aber | |
letztlich zu deutlich schlechteren finanziellen Konditionen. Beides muss | |
verhindert werden. Ziel muss eine tarifliche Beschäftigung der Betroffenen | |
sein“ | |
## Im Zweifel: Nachzahlen | |
Das könnte demnächst auch bei DuMont passieren. Kommen die Richter zu dem | |
Urteil, dass Pauschalisten dort tatsächlich scheinselbstständig beschäftigt | |
waren oder sind, dürfte es für den Verlag wegen der fälligen Nachzahlung | |
von Sozialabgaben plus Strafzuschlag sehr teuer und für die | |
Verantwortlichen brenzlig werden. Ihnen drohen Freiheitsstrafen von bis zu | |
fünf Jahren. „In Zeiten, in denen sogar ein einst hoch geachteter Manager | |
wie Thomas Middelhoff ins Gefängnis geht, sollte man das nicht | |
unterschätzen“, sagt der Whistleblower vom Kölner Stadtanzeiger. | |
Der Nachdruck, mit dem der Kölner Zoll momentan ermittelt, könnte seine | |
Annahme bestärken: Zweieinhalb Stunden dauerte bei ihm die Vernehmung, | |
berichtet ein befragter Mitarbeiter. Ein anderer wurde sogar dreieinhalb | |
Stunden vernommen. Nach ausführlicher Zeugenbelehrung zur Wahrheitspflicht | |
fragten die Vernehmer nach zahlreichen Einzelheiten aus dem Arbeitsalltag, | |
etwa ob Pauschalisten in Dienstpläne eingebunden seien und | |
Anwesenheitspflicht bestehe. Die Zöllner wollten auch Namen und | |
ladungsfähige Adressen von weiteren Leuten, die etwas zu den | |
Arbeitsbedingungen der Pauschalisten sagen können. Ein Befragter berichtet, | |
dass die Beamten nachbohren, wer von dem System wusste. | |
Anmerkung der Redaktion, 7. Juli 2015: In einer früheren Version wurde | |
behauptet, in der taz hätten sich freie Journalisten bereits erfolgreich | |
eingeklagt. Dazu stellt der Geschäftsführer der taz, Karl-Heinz Ruch, fest: | |
„Der Geschäftsführung ist kein Fall bekannt, in dem jemals ein freier | |
Mitarbeiter gegen die taz erfolgreich auf Festanstellung geklagt hätte.“ | |
6 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Anne Fromm | |
Jürn Kruse | |
Anja Krüger | |
## TAGS | |
Journalismus | |
Pauschalisten | |
Verlagswesen | |
Scheinselbstständigkeit | |
Süddeutsche Zeitung | |
ARD | |
Kreativwirtschaft | |
Spiegel Online | |
Künstlersozialkasse | |
Gruner + Jahr | |
Online-Journalismus | |
Gruner + Jahr | |
Scheinselbstständigkeit | |
DuMont | |
Blendle | |
Selbstständige | |
Journalismus | |
Journalist | |
Bundestag | |
Hamburg | |
Mindestlohn | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Frauen in Medien: Aufwärts ist noch nicht oben | |
Die „Süddeutsche Zeitung“ ist eine der Zeitungen mit den wenigsten Frauen | |
in Führungspositionen. Das soll sich ändern, aber nicht alle glauben daran. | |
Selbstständige bei der ARD: Manchmal wie Sachmittel | |
Die Öffentlich-Rechtlichen halten ihre Freien klein. Oft haben sie keine | |
Mitarbeitervertretung. Jetzt haben sie einen eigenen Rat gegründet. | |
Tabea Rößner über Kreative und Armut: „Resultat einer verfehlten Politik“ | |
Viele freie Kulturschaffende mehren den Reichtum der Gesellschaft, ohne am | |
Gewinn teilzuhaben. Die Grünen-Politikerin Tabea Rößner möchte das ändern. | |
„Spiegel Online“ und „Süddeutsche.de“: Neue Chefinnen für Online-Medi… | |
Gleich zwei deutsche Nachrichtenseiten bekommen eine neue Spitze. „SpOn“ | |
und „Süddeutsche.de“ befördern jeweils eine Frau in die Chefredaktion. | |
Unternehmer gegen Künstlersozialkasse: Soziale Verantwortung abgeben | |
Unternehmen greifen erneut die Künstlersozialkasse an. Viele Journalisten | |
und andere Kreative sind auf diese Absicherung aber angewiesen. | |
Freie Mitarbeiter bei Gruner + Jahr: Die einen so, die anderen so | |
Das Hamburger Verlagshaus Gruner und Jahr macht seinen freien Mitarbeitern | |
Angebote für feste Jobs. Doch nicht alle werden gleich behandelt. | |
Arbeitsbedingungen bei der Zeit: Online ist streikbereit | |
Die Redakteure von „Zeit Online“ fordern höhere Löhne und stoßen auf | |
heftigen Widerstand. Ihr Kampf könnte die Branche verändern. | |
Kolumne Die Kriegsreporterin: „Es gibt kein Gemeinschaftsgefühl“ | |
Unsere Kolumnistin heute in einem Schlapphut-Spezial: ein Interview mit | |
einem Mitarbeiter von Gruner + Jahr. Stichwort Scheinselbstständigkeit. | |
Scheinselbstständigkeit im Journalismus: Plötzlich angestellt | |
Die „Süddeutsche Zeitung“ und deren Onlineredaktion stellen ihre | |
Pauschalisten jetzt fest an. Andere Verlagshäuser dürften nachziehen. | |
DuMont verärgert freie Mitarbeiter: Rechtssicherheit auf Kosten der Freien | |
Der Verlag M. DuMont Schauberg bietet Pauschalisten Stellen zu | |
Dumpinglöhnen an. Zuvor wurden Ermittlungen gegen den Verlag eingeleitet. | |
Springer und seine Online-Start-ups: Digital-Babos | |
Eigene Apps, Besuche in Silicon Valley und die Förderung des Online-Kiosks | |
„Blendle“. Springer setzt weiter auf seine Digitalstrategie. Was bringt‘s? | |
Freiberufler oder Scheinselbstständige: Solisten gegen die Sozialgesetze | |
Freiberufler in der IT-Branche sammeln Unterschriften gegen die „Hexenjagd“ | |
der Rentenversicherung auf „Scheinselbstständige“. | |
Zwielichtige PR-Angebote für Freie: Sugardaddys für den Journalismus | |
Die prekäre Lage freier Journalisten wird von PR-Strategen ausgenutzt. Eine | |
dänische Dating-Website ist besonders dreist. | |
DJV-Sprecher über Pauschalisten: „Das ist kein Kavaliersdelikt“ | |
Verlage sparen viel Geld, wenn sie Pauschalisten statt Redakteure | |
beschäftigen, so Hendrik Zörner. Dabei könnten sie sich Festangestellte | |
durchaus leisten. | |
Maloche: Die Kehrseite der Glitzerpassage | |
Die Zahl osteuropäischer Schwarzarbeiter in Berlin steigt. Rumänen haben | |
auch die Mall of Berlin mitgebaut. Sie sollen nur einen Teil ihres Lohns | |
erhalten haben. | |
Streit mit der Rentenkasse: Scheinselbstständige im Bundestag | |
Besucherführer im Bundestag seien scheinselbstständig beschäftigt, sagt die | |
Deutsche Rentenversicherung – und stellt Nachforderungen in Millionenhöhe. | |
Bezahlung in der Gastronomie: In der Regel Rechtsbruch | |
Die „Initiative Gastrolohn“ hat die Arbeitsbedingungen in Hamburger Bars | |
und Restaurants untersucht. Das Ergebnis: Arbeitsrechte werden selten | |
eingehalten. | |
Zeitungszusteller und Mindestlohn: Die im Dunkeln bezahlt man schlecht | |
Der Mindestlohn kommt, aber nicht für alle. Für Zeitungszusteller etwa | |
gelten vorerst Ausnahmen von der 8,50-Euro-Regel. |