| # taz.de -- Merkels Rede zu Griechenland: „Wo eine Wille ist, ist auch ein We… | |
| > Eine Woche vor dem EU-Gipfel gibt Kanzlerin Angela Merkel eine | |
| > Regierungserklärung ab. Die Botschaft ist klar: Griechenland muss im Euro | |
| > bleiben. | |
| Bild: Zuversichtlich: Angela Merkel während ihrer Regierungserklärung am 18. … | |
| BERLIN taz | Im Bundestag ging es am Donnerstagmorgen turbulent zu. Vor | |
| ihrer Reise zum EU-Gipfel in der kommenden Woche gab die Bundeskanzlerin | |
| eine Regierungserklärung ab. An einem Tag wie diesem, an dem zugleich in | |
| Luxemburg die EU-Finanzminister zur Griechenlandkrise berieten und im | |
| Kanzleramt der langerwartete Flüchtlingsgipfel stattfand, war man gespannt, | |
| was Angela Merkel zu sagen hat. | |
| Tatsächlich platzierte sie in ihrer fünfundzwanzigminütigen Rede einen | |
| jener Sätze, die bleiben dürften, wenn es wieder einmal um die Haltung der | |
| Bundesregierung zu Griechenland geht. Er lautete: „Wo eine Wille ist, ist | |
| auch ein Weg.“ | |
| Gemeint damit waren alle Mitgliedstaaten des Euroraums. Jedoch allen voran | |
| die griechische Regierung. Merkel stellte klar, dass sie ein Ausscheiden | |
| Griechenlands aus dem Euro auf jeden Fall verhindern möchte. Sie drängte | |
| Athen, sich schnell mit den „drei Institutionen“, dem Internationalen | |
| Währungsfonds, der Europäischen Zentralbank und der EU-Kommission, auf ein | |
| Reformprogramm zu einigen. Dann könnten die Euro-Finanzminister und | |
| schließlich auch der Bundestag der Auszahlung weiterer Finanzhilfen | |
| zustimmen. | |
| Zugleich bemühte sie sich, mit ihrer Rede etwas Druck aus der deutschen | |
| Debatte zu nehmen. Ausführlich ging sie darauf ein, dass Europa auch diese | |
| Krise meistern werde. „Europa ist unstrittig robuster geworden“, sagte sie. | |
| Man müsse sich darauf besinnen, was die gemeinsame Währung stärker gemacht | |
| habe, aber auch darauf, dass der Euro immer weit mehr gewesen sei als eine | |
| Währung. Auch andere Länder hätten Krisen erfolgreich gemeistert. | |
| Griechenland könne das ebenfalls. | |
| ## Gefährdung der Demokratie | |
| Als Oppositionsführer trat nach Merkel Gregor Gysi ans Mikrofon. Er | |
| erinnerte daran, dass Griechenland schon sieben Milliarden Euro | |
| zurückgezahlt habe und im übrigen Athen, anders als immer verbreitet, | |
| sämtliche Rüstungsprogramme bereits eingefroren habe. Der Bundesregierung | |
| hielt er vor, sie wolle mit ihrem Druck auf Tsipras das Ende einer linken | |
| Regierung in Europa herbeiführen. Dahinter stehe die Angst, dass auch die | |
| krisengeschüttelten Spanier demnächst links wählen könnten. | |
| Die Mehrheit der Griechen habe nun einmal die vorherige Politik abgewählt. | |
| Die Bundesregierung solle nun nicht erwarten, dass die neue Regierung die | |
| Politik ihrer Vorgänger übernehme. „Sie gefährden die Demokratie“, rief | |
| Gysi Richtung Regierungsbank. Aus den Reihen der Unionsfraktion erntete er | |
| Gelächter. | |
| Ärger gab es im Plenum, weil Linke-Abgeordnete nach der Rede der Kanzlerin | |
| Transparente mit dem Slogan „Solidarität mit Griechenland!“ hochgehalten | |
| hatten. Bundestagspräsident Norbert Lammert verwarnte die Politiker. Zudem | |
| hatte es während der Kanzlerinnenrede einen Zwischenruf aus den Reihen der | |
| Linken gegeben, die Bundesregierung betreibe „finanzpolitischen | |
| Massenmord“. Fraktionschef Gysi rechtfertigte das mit den Worten, dies sei | |
| nicht seine Wortwahl, doch eine „finanzpolitische Katastrophe“ sehe er | |
| allemal. | |
| ## Vorwürfe an Athen | |
| SPD-Fraktionschef Thomas Oppermanns Rede war deutlich gesetzter. Oppermann | |
| warf Griechenland vor, Solidarität einzufordern, ohne selbst das Mögliche | |
| zu tun. „Wir wollen den Kompromiss, aber wir lassen uns nicht erpressen“, | |
| sagte er. Es dürfe sich in Europa nicht die Logik durchsetzen, dass | |
| nationaler Egoismus umso erfolgreicher sei, je aggressiver er vorgetragen | |
| werde. Unions-Fraktionschef Volker Kauder warf der Regierung in Athen vor, | |
| die handele „gegen die Interessen der Bevölkerung“. | |
| Die Grünen verwiesen auf die „immensen Kosten“, sollte eine Einigung mit | |
| Griechenland nicht gelingen. „Dann hätten wir eine humanitäre Katastrophe | |
| in Europa“, sagte Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt. Ein Scheitern | |
| würde aber auch bedeuten, „dass man 70 Milliarden Euro sofort in den Wind | |
| schießt. Das sind nämlich die deutschen Kredite, die dort liegen.“ | |
| Göring-Eckardt beklagte, dass die aktuelle Zahlungskrise und das | |
| innenpolitische Gezerre bei diesem Thema die europäische Idee als Ganzes in | |
| Verruf bringe. Sie wandte sich direkt an die Kanzlerin: „Haben Sie das | |
| gesamte Europa noch im Blick, oder geht es nur noch um den Showdown?“ Aber | |
| Merkel las schon wieder SMS. | |
| 18 Jun 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Anja Maier | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Krise in Griechenland | |
| Griechenland | |
| Grexit | |
| Schuldenkrise | |
| Schwerpunkt Angela Merkel | |
| Flüchtlinge | |
| Flüchtlinge | |
| Griechenland | |
| Griechenland | |
| staatspleite | |
| Griechenland | |
| EU-Finanzpolitik | |
| Griechenland-Hilfe | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| Schwerpunkt Krise in Griechenland | |
| Schwerpunkt Krise in Griechenland | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Kommentar Flüchtlingsgipfel: Flüchtlinge, euch geht‘s wohl zu gut | |
| Die grün-rote Regierung in Stuttgart berät ihre Asyl-Strategie. Das | |
| Ergebnis ist von den Vorstellungen der Union praktisch nicht zu | |
| unterscheiden. | |
| Gipfel in Baden-Württemberg: Konsequent mit Task Force | |
| Die Flüchtlingszahlen steigen stärker als erwartet. Im Südwesten greift die | |
| grün-rote Landesregierung nun zu Maßnahmen, um der Probleme Herr zu werden. | |
| Berichterstattung über Griechenland: Tsipras und die „Rote Betty“ | |
| Einige Medien meinen erkannt zu haben, warum Tsipras sich der EU nicht | |
| beugen will. Sie greifen zum Klischee aller Erklärungen: Die Frau ist | |
| schuld. | |
| Demonstration in Berlin: Ein anderes Europa | |
| Mehrere tausend Menschen demonstrieren für ein soziales Europa. Vor allem | |
| die Hilfe für Flüchtlinge ist ihnen ein wichtiges Anliegen. | |
| Geschichte der Staatspleiten: Korinthenkrise machte Griechen fertig | |
| Den meisten Staatspleiten ging ein Krieg voraus. In Griechenland war 1893 | |
| der Einbruch des Korinthen-Exports schuld. | |
| EU-Sondergipfel Griechenland: Es geht immer weiter | |
| Das Treffen der Euro-Finanzminister zu Griechenland verlief erfolglos. Nun | |
| soll im Schuldenstreit auf einem Sondergipfel weiter beraten werden. | |
| Finanzministertreffen in Luxemburg: Fünf Szenarien für Griechenland | |
| Griechenland droht die Staatspleite – wenn nicht doch eine Lösung im | |
| Schuldenstreit gefunden wird. Noch geht das Ringen weiter. | |
| Griechenland kurz vor der Pleite: Zwischen Bankrott und EU-Austritt | |
| Premier Tsipras gerät unter Druck – von allen Seiten. Auch der Chef der | |
| griechischen Notenbank übt sich in Schwarzmalerei. | |
| Aufnahmequoten für Flüchtlinge: EU bleibt gespalten | |
| Italien fordert eine gerechtere Verteilung von Flüchtlingen in Europa. | |
| Künftig soll die Grenzagentur Frontex auch selbst abschieben dürfen. | |
| Verhandlungen um Griechenland-Hilfe: Die Zeit wird knapp und knapper | |
| Die EU-Kommission schafft es nicht, sich mit Griechenland zu einigen. | |
| Athener Regierungskreise nennen die Forderungen „absurd“. | |
| Neue Griechenland-Gesprächen in Brüssel: Athen zeigt sich kompromissbereit | |
| Die Zeit wird knapp für Tsipras, nun soll konstruktiv verhandelt werden. | |
| Beim Primärüberschuss könnte Athen den Verhandlungspartnern entgegenkommen. |