# taz.de -- Unterkünfte für Lampedusa-Flüchtlinge: Eine Bleibe für den Wint… | |
> Bei der St.Pauli-Kirche sind acht Wohncontainer für Lampedusa-Flüchtlinge | |
> aufgestellt worden. Vorrang haben Asylantragssteller, kontrolliert wird | |
> das aber nicht. | |
Bild: Aufgestellt: das neue Zuhause der Lampedusa-Flüchtlinge. | |
Eine Hürde ist genommen: Am Donnerstag sind die ersten acht Wohncontainer | |
für Lampedusa-Flüchtlinge auf dem Gelände der St. Pauli-Kirche aufgestellt | |
worden. Die Christianskirche in Ottensen erwartet noch am Freitag den | |
Bescheid, auch dort Notunterkünfte für die Gruppe „Lampedusa in Hamburg“, | |
die im Frühjahr nach ihrer Odyssee an der Elbe gestrandet ist und nun ein | |
humanitäres Bleiberecht verlangt, aufstellen zu dürfen. | |
Die beheizten Wohncontainer geben zwei bis drei Flüchtlingen Platz, in | |
etwas geordneteren Verhältnissen den Winter zu überstehen. Bislang hatten | |
rund 80 libysche Kriegsflüchtlinge auf Isomatten und in Schlafsäcken auf | |
dem Steinfußboden des Kirchenschiffs geschlafen. Da das Kirchenschiff nur | |
bedingt beheizt werden kann, ohne die Kirchenorgel zu zerstören, war eine | |
andere Lösung notwendig. | |
„Die Stadt hat signalisiert, dass sie dankbar ist, wenn die Kirche ihr bei | |
der öffentlichen Unterbringung der Flüchtlinge hilft“, sagen die St. | |
Pauli-Pastoren Sieghard Wilm und Martin Paulekun. Die Frage nach der Vor- | |
und Refinanzierung der rund 70.000 Euro sei noch in der Abstimmung. Dieser | |
humanitären Nothilfe war ein politisches Tauziehen der besonderen Art | |
vorausgegangen. Als die Nordkirche im Oktober beim Bezirksamt Altona die | |
Bauanträge stellte, hatte der Staatsrat der Stadtentwicklungsbehörde, | |
Michael Sachs, die neue Bezirksamtsleiterin Liane Melzer (beide SPD) | |
anweisen wollen, einen solchen Beschluss zu verhindern, weil es sich bei | |
den Flüchtlingen formal um „Illegale“ handeln würde. Die Bezirksversammlu… | |
stimmte jedoch einstimmig dem Begehren der Kirche zu. | |
Die Mehrheitsfraktionen bauten jedoch einen Pferdefuß ein, in dem die | |
Kirche dafür Sorge zu tragen hätte, – was nach dem Baurecht gar nicht geht | |
– dass nur Flüchtlinge dort Platz finden, die bei der Ausländerbehörde | |
einen individuellen Asylantrag gestellt hätten. „Von den 80 Personen bei | |
uns haben bis zum heutigen Tag 35 einen Antrag auf humanitäres Bleiberecht | |
gestellt“, sagt Pastor Paulekun. Für dieses Kontingent sei der Bedarf | |
konzipiert. Es werde aber keine Kontrollen geben, die Container könnten | |
„ohne Ansicht der Person“ von den Flüchtlingen genutzt werden. „Wir sind | |
nicht die diejenigen, die registrieren und kontrollieren“, ergänzt Pastor | |
Wilm: „Ich gehe mal nicht davon aus, dass die Polizei kontrollieren wird.“ | |
Die Flüchtlinge befinden sich indes in einem Dilemma. Im Moment sagt ihnen | |
die Innenbehörde offiziell noch zu, für alle diejenigen, die einen | |
individuellen Asylantrag stellen, diesen wohlwollend zu bearbeiten. Ab 1. | |
Dezember treten jedoch neue Paragrafen im Aufenthaltsgesetz in Kraft, | |
wonach das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge alle Kompetenzen an sich | |
ziehen kann. Ob es das tut, weiß selbst die Ausländerbehörde nicht. | |
14 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Kai von Appen | |
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