# taz.de -- Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeld über Hochschulproteste:… | |
> Die Studienbedingungen in Hamburg sind gut, sagt Dorothee Stapelfeldt. | |
> Dem Asta, der Protest ankündigt, empfiehlt sie „weniger Dogmatik“. | |
Bild: "Mehr sachliche Analyse täte gut“: Geht es nach der Senatorin, haben e… | |
taz: Frau Stapelfeldt, der Asta der Universität kündigt einen heißen | |
Protest-Herbst an. Zu Recht? | |
Dorothee Stapelfeldt: Es ist ja zunächst einmal nichts Besonderes, dass | |
jeder Asta sich überlegt, wie sehen wir die Lage, was wollen wir ändern. | |
Wie sind denn die Bedingungen für hiesige Studierende? | |
Nach meiner Auffassung hinreichend gut: Wir haben die Studiengebühren | |
abgeschafft. Trotzdem gibt es mehr Geld für die Betreuung der Studierenden | |
als früher, weil wir den Wegfall der Studiengebühren – etwa 39 Millionen | |
Euro – dauerhaft vollständig kompensieren. Außerdem wurden die | |
überfrachteten Bachelor- und Master-Curricula verschlankt. | |
Und doch gibt es Sorge um die künftige Finanzierung. Laut der | |
„Kapazitätsverordnung“ sinkt die Zahl der Lehrveranstaltungsstunden an der | |
Uni bis 2016 von 19.027 auf 18.094 – minus fünf Prozent. Und es soll knapp | |
400 Studienplätze weniger geben. | |
Wir haben in der Tat mit der Universität im Oktober 2012 einen moderaten | |
Abwuchs vereinbart. Allerdings vor allem in Bereichen, die schon bisher | |
immer sehr groß waren. | |
Reicht das denn? Immerhin gibt es in Hamburg immer mehr Abiturienten. | |
Deshalb werden wir darauf achten, dass die Zahl der Studienanfängerplätze | |
im Wesentlichen stabil bleibt. Man muss aber die die bundesweite | |
Entwicklung im Blick haben. Dabei wird auch der dritte Hochschulpakt von | |
Bund und Ländern, der voraussichtlich zum Jahresende beschlossen wird, | |
weiterhelfen. | |
Das Budget steigt jährlich um knapp ein Prozent, die Kostensteigerungen | |
liegen weit darüber. Warum stattet Hamburg seine Hochschulen nicht | |
angemessen aus? | |
Das Bild ist unvollständig. Tatsächlich hat die Uni neben ihrem | |
Globalbudget von 289 Millionen Euro finanzielle Reserven von knapp 180 | |
Millionen Euro und liquide Mittel von rund 200 Millionen Euro. | |
… die sie für Investitionen braucht. | |
Das stimmt für die Bauunterhaltung. Die großen Bauinvestitionen werden | |
künftig über das Mieter-Vermieter-Modell geschultert. Und das Geld für | |
diese Mieten bekommt die Universität dauerhaft zusätzlich von der Stadt. | |
Die Studierendenvertretung wirft Ihnen auch Inhaltliches vor: Demnach | |
halten Sie am Konzept der unternehmerischen Hochschule Ihrer Vorgänger | |
fest. | |
Das tun wir nicht. Etwas weniger Dogmatik und mehr sachliche Analyse würde | |
der Diskussion an der einen oder anderen Stelle guttun. | |
Als Sie noch selbst in der Opposition waren, haben Sie die Abschaffung des | |
externen Hochschulrats verlangt. Warum sind Sie davon abgewichen? | |
Weil wir der Meinung sind, ein kritischer Diskurs mit Personen, die einen | |
Blick von außen haben, kann den Hochschulen nicht schaden. Aber mit dem | |
neuen Hochschulgesetz haben wir die Kompetenzen klar zugunsten des | |
Akademischen Senats verschoben und die Selbstverwaltung der Hochschulen | |
auch sonst gestärkt. Das jetzige Modell ist eine gute Lösung. | |
Sie erhielten zuletzt heftigen Gegenwind für Ihr Strategie-Papier. Der Asta | |
sagt, es sei an Wirtschaftsinteressen orientiert. Aber auch der | |
Uni-Präsident fordert, Sie sollen es zurückziehen – denn es sei ohne die | |
Hochschulen entstanden. Was tun Sie nun? | |
Der Staat muss hier auch seine Verantwortung wahrnehmen, indem er | |
Entwicklungslinien formuliert. Mir geht es darum, wie sich die Hochschulen | |
in den kommenden Jahren im Hinblick auf ihren Bildungsauftrag aufstellen | |
sollen. Dazu sind wir weiter mit den Hochschulen im Gespräch. | |
15 Oct 2014 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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