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# taz.de -- Russland und die Opec-Entscheidung: Keine Freude für den Rubel
> Nachdem die Opec die Ölfördermenge nicht drosseln will, fällt der Ölpreis
> weiter. Das macht Nicht-Mitglied Russland ganz schön zu schaffen.
Bild: Ausgerechnet vor Beginn der Adventszeit verliert der russische Rubel rapi…
MOSKAU taz | Russland hatte sich zum ersten Mal Mühe gegeben, die in der
Opec zusammengeschlossenen erdölproduzierenden Länder zu einer Drosselung
der Fördermenge zu überreden – jedenfalls hinter den Kulissen. Denn der
niedrige Ölpreis macht dem Land ganz schön zu schaffen. Doch Saudi-Arabien
und Co lehnten ab.
Die Folge: Der Rubel verfällt immer mehr. Am Freitag näherte sich der
US-Dollar an der Moskauer Börse mit 49 Rubel bereits der psychologisch
signifikanten 50-er Marke. Auch der Euro legte auf 62 Rubel zu. Die
russische Währung hat damit seit Jahresbeginn rund 33 Prozent ihres Wertes
gegenüber dem US Dollar verloren. Der Ölpreis fiel nach der OPEC Sitzung um
sechs Dollar auf 71 Dollar pro Fass. Noch vor kurzem war die russische
Führung davon überzeugt gewesen, der Ölpreis könne nicht auf weniger als 80
Dollar je Fass sinken.
Offiziell beschwichtigt Moskau aber. Schon zu Wochenbeginn hatte Präsident
Wladimir Putin erklärt, dass Russland mit niedrigem Ölpreis und
Währungsverfall bestens zurechtkommen werde - was auch immer Russlands
Feinde unternehmen würden. In Moskau halten viele, darunter wohl auch
Putin, den Ölpreisverfall für eine gezielte Maßnahme der USA und
Saudi-Arabiens, um Moskau für den Anschluss der Krim und den Krieg in der
Ostukraine abzustrafen.
Auf Visite in China betonte der Kremlchef kürzlich, die Festlegung des
Ölpreises habe stets „ein politisches Element“. Mit den jüngsten
Entwicklungen in der Ukraine ist es in Mode gekommen, von einem
„geopolitischen Preis“ zu sprechen. Ist doch auch die Geopolitik zu einer
Obsession des Kreml geworden.
## Großprojekte müssen verschoben werden
Experten vermuten allerdings, dass Saudi-Arabien die Produktion nicht
runterfährt, weil es keine weiteren Abnehmer in den USA verlieren will, die
durch die Gewinnung von Schieferöl zum größten Öl-Produzenten der Welt
aufsteigen.
Der Chef des größten russischen Ölkonzerns Rosneft, Igor Setschin, geht
unterdessen von einem weiteren Einbruch des Ölpreises aus. Der Intimus
Putins rechnet in den nächsten Monaten mit einem Absinken des Preises auf
60 US-Dollar je Fass. „Die jetzige Lage auf dem Markt erfordert aber keine
unerwarteten Eingriffe, noch ist nichts Außerordentliches passiert“,
beschwichtigte er, räumt jedoch ein, dass kostspielige Projekte auf Eis
gelegt werden müssten. Das ist buchstäblich gemeint, denn dazu zählt auch
die Erschließung schwieriger Förderquellen in der Arktis. Neue Quellen sind
für Russland lebenswichtig, wenn es sein Öl-Fördervolumen aufrechterhalten
will.
Schon in nächster Zeit wird der Kreml mit den Einnahmen aus dem
Rohstoffverkauf sparsamer umgehen müssen. Geldgeschenke an die Bevölkerung
können nicht mehr nach dem Gießkannenprinzip verteilt werden. Ob das auch
Auswirkungen auf die geopolitische Agenda des Kreml haben wird, bleibt
abzuwarten.
Klar ist jedoch, dass viele Großprojekte wie die Rundumsanierung der Krim
verschoben werden müssen. Finanzminister Anton Siluanow rechnet bei einem
30-prozentigen Ölpreisverfall mit Mindereinnahmen von rund 100 Milliarden
Dollar. Die westlichen Sanktionen, die sich investitionshemmend auswirken,
schlagen demgegenüber nur mit einem Minus von 40 Milliarden Dollar zu
Buche.
28 Nov 2014
## AUTOREN
Klaus-Helge Donath
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