# taz.de -- Staatlicher Ölkonzern Rosneft: Russland erwägt Teilprivatisierung | |
> Der rapide Ölpreisverfall hat den russischen Staatshaushalt stark | |
> belastet. Um Druck rauszunehmen, will der Kreml nun Teile von Rosneft | |
> verkaufen. | |
Bild: Ein hartes Geschäft: Ölförderung durch den Staatskonzern Rosneft (Arch… | |
MOSKAU dpa/rtr | Russland erwägt als Reaktion auf den rapiden | |
Ölpreisverfall eine Teilprivatisierung des Rohstoffkonzerns Rosneft. Es | |
gehe um ein Paket von 19,5 Prozent, sagte Finanzminister Anton Siluanow am | |
Samstag im Staatsfernsehen. Diese Anteile seien bereits vor einigen Jahren | |
dafür im Gespräch gewesen. Derzeit hält die Regierung Rosneft zufolge rund | |
70 Prozent an dem Ölkonzern. | |
Der stetige Ölpreisverfall in den vergangenen anderthalb Jahren setzt den | |
russischen Staatshaushalt immer stärker unter Druck. Laut Experten hängt | |
der Etat der Rohstoffmacht etwa zur Hälfte von den Einnahmen aus dem Handel | |
mit Öl und Gas ab. Der Haushalt für 2016 basiert auf einem angenommenen | |
Ölpreis von 50 US-Dollar je Barrel (159 Liter). Zuletzt kostete ein Barrel | |
der Nordsee-Sorte Brent jedoch weniger als 30 Dollar. | |
Auch die Rückkehr des Iran auf den Weltmarkt nach dem Ende der | |
Wirtschaftssanktionen könnte die verfügbare Ölmenge weiter steigern und die | |
Preise weiter drücken. | |
Durch den Ölpreisrutsch droht in Russland eine Haushaltslücke von | |
umgerechnet 36 Milliarden Euro. Diese Schätzung nannte Finanzminister Anton | |
Siluanow am Samstag in einem Fernsehinterview für den Fall, dass der | |
Ölpreis auf dem aktuellen Niveau verharrt und sich nicht wieder erholt. | |
Seinen Worten zufolge könnte sich die Regierung in Moskau dann auch | |
gezwungen sehen, auf ihre Rücklagen zurückzugreifen. Um das Defizit | |
auszugleichen, sei es möglich, den staatlichen Vermögensfonds NWF | |
anzuzapfen. | |
Russland hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Privatisierungen | |
angekündigt, um sich bei Engpässen Geld zu beschaffen – so auch in der | |
schweren Finanzkrise 2009. Siluanow sagte, auch Anteile anderer | |
Staatsunternehmen – zum Beispiel Banken – könnten künftig verkauft werden, | |
um Haushaltslücken zu stopfen. | |
Auch die Landeswährung Rubel hat seit Beginn des drastischen Rückgangs der | |
Ölpreise massiv an Außenwert verloren, zum Dollar beträgt das Minus mehr | |
als 50 Prozent. Siluanow sagte, da der Ölpreis nicht mehr so stark fallen | |
dürfte wie bisher, werde auch der Rubel nicht erneut in dem Ausmaß | |
nachgeben. | |
17 Jan 2016 | |
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