# taz.de -- Ölstreit in Russland: Moskau erbost über Yukos-Aktionäre | |
> Russlands Diplomatenkonten in Belgien wurden eingefroren. Die Sperrung | |
> erfolgte im Streit mit Aktionären nach der Verstaatlichung des Konzerns. | |
Bild: Der russische Minister für ökonomische Entwicklung ist nicht erfreut. | |
Moskau afp | Russland hat erbost auf die Sperrung von Konten durch Belgien | |
im Streit mit früheren Yukos-Aktionären reagiert. Das russische | |
Außenministerium bestellte am Donnerstag aus Protest gegen die Sperrung der | |
Konten seiner diplomatischen Vertretungen in Brüssel den belgischen | |
Botschafter Alex Van Meeuwen in Moskau ein. Ehemalige Aktionäre des | |
Ölkonzerns Yukos erreichten nach eigenen Angaben auch in Frankreich die | |
Sperrung russischer Vermögenswerte. | |
Das russische Außenministerium erklärte, die Maßnahme betreffe die | |
russische Botschaft in Belgien sowie Russlands Missionen bei der EU und der | |
Nato. Es handele sich um eine „grobe Verletzung der Normen des | |
Völkerrechts“. Das Königreich müsse umgehend Maßnahmen ergreifen, um die | |
„verletzten souveränen Rechte der Russischen Föderation | |
wiederherzustellen“. Andernfalls würden entsprechende Maßnahmen gegen das | |
Eigentum Belgiens in Russland geprüft. | |
Die Kontensperrungen gehen auf ein Urteil des internationalen | |
Schiedsgerichts in Den Haag von Juli 2014 zurück. Das Gericht hatte | |
Russland dazu verurteilt, ehemaligen Aktionären des Ölkonzerns Yukos | |
Entschädigungen von insgesamt 50 Milliarden Dollar zu überweisen. Die | |
Aktionäre hatten vor dem Gerichtshof wegen Zwangsenteignung geklagt. Yukos | |
war in einem undurchsichtigen Auktionsverfahren an russische | |
Staatsunternehmen unter Führung des Energiekonzerns Rosneft verkauft | |
worden. | |
Der Yukos-Mehrheitsaktionär GML erklärte, die Sperrung von russischen | |
Vermögenswerten auch in Frankreich erreicht zu haben. Der GML-Direktor Tim | |
Osborne sagte der Nachrichtenagentur AFP, die französischen und belgischen | |
Gesetze erlaubten, Vermögen des russischen Staates einzufrieren. Betroffen | |
seien in Frankreich Konten in 40 Banken sowie „acht oder neun Immobilien“. | |
Dies sei bereits vor zwei Wochen passiert, doch sei der Schritt am | |
Donnerstag von Russland öffentlich gemacht worden. | |
## Sperrung durch Gerichtsvollzieher | |
Auch in Großbritannien und den USA würden ähnliche Schritte vorbereitet, | |
sagte der GML-Direktor. Weitere Länder würden folgen. Moskau lehnt eine | |
Entschädigung der ehemaligen Aktienbesitzer mit der Begründung ab, dass die | |
Gerichtsentscheidung unrechtmäßig sei. Der russische Wirtschaftsminister | |
Alexej Uljukajew sagte am Donnerstag laut der Nachrichtenagentur Ria | |
Nowosti, eine Auszahlung von Entschädigungen sei „vollkommen | |
ausgeschlossen“. | |
Der Kreml-Berater Andrej Belussow bezeichnete die Schritte als „illegitim“, | |
sagte jedoch, sie seien erwartet worden. Die Sprecherin des früheren | |
Yukos-Chefs Michail Chodorkowski, Olga Pispanen, sagte AFP, der | |
Geschäftsmann habe persönlich mit den Kontensperrungen in Belgien „nichts | |
zu tun“. Chodorkowski war nach Kritik an der Politik des Kreml zu langen | |
Haftstrafen verurteilt worden, Ende 2013 aber von Russlands Präsident | |
Wladimir Putin begnadigt worden. | |
Der belgische Außenamtssprecher Hendrik Van de Velde sagte AFP, die | |
Einfrierung der Konten der russischen Vertretungen gehe auf eine | |
Entscheidung der Justiz zurück. Sie sei direkt von einem Gerichtsvollzieher | |
umgesetzt worden, die Regierung sei nicht vorab informiert worden und habe | |
selbst keine Rolle dabei gespielt. Das Schiedsgericht in Den Haag wollte | |
sich nicht zu dem Vorgang äußern. Die Einfrierung der Vermögenswerte in | |
Frankreich wurde von offizieller Seite zunächst nicht bestätigt. | |
19 Jun 2015 | |
## TAGS | |
Yukos | |
Russland | |
Belgien | |
Schiedsgericht | |
Michail Chodorkowski | |
Russland | |
Michail Chodorkowski | |
Michail Chodorkowski | |
Hausarrest | |
Wladimir Putin | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Staatlicher Ölkonzern Rosneft: Russland erwägt Teilprivatisierung | |
Der rapide Ölpreisverfall hat den russischen Staatshaushalt stark belastet. | |
Um Druck rauszunehmen, will der Kreml nun Teile von Rosneft verkaufen. | |
Russland fahndet nach Kremlkritiker: Haftbefehl gegen Chodorkowski | |
Gegen den Oligarchen Chodorkowski wird wegen eines Mordfalls aus dem Jahr | |
1998 ermittelt. Chodorkowski ließ mitteilen, seine Reisen nicht | |
einzuschränken. | |
Putin-Kritiker Chodorkowski: Mit leiser Stimme | |
Michail Chodorkowski stellt seine politische Initiative in Berlin vor: Der | |
Westen müsse den Russen seine Werte erklären. In die Politik möchte er | |
nicht. | |
Russischer Milliardär festgesetzt: Oligarch unter Hausarrest | |
Der Milliardär Jewtuschenkow soll beim Erwerb einer Ölfirma Geld gewaschen | |
haben. Der Verkauf käme der staatlichen Ölfirma Rosneft zugute. | |
Kommentar Yukos-Urteil: Niederlage für Putin | |
50 Milliarden Dollar sind selbst für Russland viel Geld. Mit einer Zahlung | |
könnte es zumindest sein ramponiertes Image als Handeslpartner retten. |