# taz.de -- CSU wirbt für Vorratsdatenspeicherung: Propaganda aus der Mottenki… | |
> Mit einem Youtube-Clip will die CSU Verständnis für die „digitale | |
> Spurensicherung“ schaffen. Die Argumente sind bekannt – und falsch. | |
Bild: Die CSU beschäftigt Top-Grafikdesigner: Symbolbild Kinderpornografie. | |
BERLIN taz | Hans Peter-Uhl ist CSU-Bundestagsabgeordneter und glühender | |
Befürworter der Vorratsdatenspeicherung. [1][Nach dem Massaker von Utøya], | |
nach dem [2][article_id=243650:Bekanntwerden der NSU-Mordserie], nach den | |
Anschlägen auf den Boston-Marathon, [3][denen von Paris] und Kopenhagen: So | |
verlässlich wie das Glaubensbekenntnis in der Messe gesprochen wird, | |
fordert Uhl die Speicherung personenbezogener Kommunikationsdaten. | |
Damit liegt er voll auf Parteilinie. Zu Prävention und Aufklärung mag die | |
CSU auch Ideen haben, laut und deutlich jedoch verlangt sie immer und immer | |
wieder die umfassendere Überwachung, nicht etwa verdächtiger Individuen, | |
sondern der ganzen Gesellschaft. | |
Dass die Überwachung und Speicherung der Kommunikationsdaten zum Beispiel | |
die Anschläge in Paris nicht verhindern konnten, ficht die CSU nicht an. | |
Auch nicht, dass die Täter auffällig oft bereits polizeibekannt und als | |
„Gefährder“ eingestuft waren. Argumentativ bewegt sie sich schließlich in | |
einem Muster, dass undurchlässiger ist als der Kühlkreislauf eines gut | |
gepflegten Atomkraftwerkes: Werden Anschläge verhindert, dann dank der | |
Vorratsdatenspeicherung, werden sie durchgeführt, dann weil es nicht genug | |
Vorratsdatenspeicherung gibt. | |
Dass es [4][dennoch Bedenken dagegen gibt], die gesamte Bevölkerung qua | |
Massenüberwachung unter Terrorverdacht zu stellen, hat die CSU-Fraktion im | |
bayerischen Landtag dazu bewogen, ein Aufklärungsvideo ins Netz zu stellen. | |
Mit altbackenen Propaganda-Strichzeichnungen, soll die Akzeptanz für | |
Überwachungsmaßnahmen gestärkt werden. | |
Um den unangenehmen Beigeschmack abzuschwächen, der einer anlasslosen | |
Speicherung sämtlicher Kommunikationsdaten nun einmal innewohnt, wird | |
selbst das Wort „Vorratsdatenspeicherung“ für obsolet erklärt. Statt dess… | |
sollen wir den implizit ausgesprochenen Generalverdacht besser in der | |
Rubrik „Digitale Spurensicherung“ einsortieren. Das sei „genau wie bei den | |
guten alten Fingerabdrücken im Tatort“. Dass die „guten alten | |
Fingerabdrücke“ aller Menschen aus gutem Grund nicht vorsorglich in | |
Verdachtsdateien für Straftäter gespeichert werden dürfen, bleibt | |
unerwähnt. | |
Neben allerlei fahrlässiger Simplifizierung im Clip fällt am schwersten | |
vielleicht die Verharmlosung der Metadatenspeicherung ins Gewicht. Die | |
Polizei habe keinen Zugriff auf den Inhalt der Kommunikation, sondern „nur“ | |
auf die Information „Wer? Wo? Mit wem? Wie lange?“. [5][Ein alter Scherz] | |
bringt das Problem auf den Punkt: „Die Behörden wissen zwar, dass du eine | |
halbe Stunde von der Golden-Gate-Bridge mit der Suizid-Hilfe-Hotline | |
telefoniert hast. Aber worüber gesprochen wurde, das wissen sie ganz sicher | |
nicht.“ | |
1 Mar 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://www.n-tv.de/politik/Pawlow-auf-dem-Rueckzug-article3912721.html | |
[2] http://www.deutschlandfunk.de/ein-laenger-vorbereiteter-terroranschlag.694.… | |
[3] http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.anschlag-auf-charlie-hebdo-nach-… | |
[4] http://netzpolitik.org/2015/beissreflex-vorratsdatenspeicherung/ | |
[5] http://www.eff.org/deeplinks/2013/06/why-metadata-matters | |
## AUTOREN | |
Daniél Kretschmar | |
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