# taz.de -- Atommüll in Deutschland: Eine Endlagerbehörde – aber welche? | |
> Die Kommission stellt die geplante Struktur für den Betrieb und die | |
> Aufsicht von Endlagern infrage. Und lässt eine entscheidende Frage offen. | |
Bild: Wer soll über sie wachen? Atommüllfässer in Morsleben. | |
BERLIN taz | Die geplante Struktur für den Betrieb und die Regulierung der | |
deutschen Atommüllendlager sollte grundsätzlich überarbeitet werden. Das | |
sieht der erste inhaltliche Beschluss der Expertenkommission vor, die das | |
Endlagergesetz evaluieren und Kriterien für einen Standort entwickeln soll. | |
Bisher sieht das im Jahr 2013 verabschiedete Standortauswahlgesetz vor, | |
dass ein neues „Bundesamt für kerntechnische Entsorgung“ (BfE) als | |
entscheidende Regulierungsbehörde für die Endlager geschaffen wird. Das | |
bestehende Bundesamt für Stahlenschutz (BfS), das derzeit die Endlager | |
überwacht und zum Teil auch für den Betrieb verantwortlich ist, soll | |
demnach entscheidende Kompetenzen verlieren und nur noch als Betreiber | |
agieren, wobei der faktische Betrieb wie bisher teilweise im Auftrag des | |
BfS durch private Unternehmen durchgeführt würde. | |
Diese Beteiligung von zwei Bundesbehörden am Endlagerprozess findet die | |
Kommission nicht sinnvoll. Stattdessen wollen die Mitglieder, zu denen | |
Bundes- und Landespolitiker sowie Wissenschaftler und Vertreter aus | |
Wirtschaft, Gewerkschaft, Kirchen und Umweltverbänden gehören, die | |
staatlichen Regulierungs-, Genehmigungs- und Aufsichtsaufgaben beim | |
Atommüll in einem Bundesamt konzentrieren. Damit übernimmt die Kommission | |
in weiten Teilen einen Vorschlag, den BfS-Präsident Wolfram König Ende | |
letzen Jahres präsentiert hatte. | |
Eine entscheidende Frage lässt die Kommission allerdings ausdrücklich | |
offen, weil es darüber keine Einigung gab – nämlich welche Behörde die | |
Aufgabe wahrnehmen soll. Eigentlich spräche nichts dagegen, damit das | |
bestehende BfS zu beauftragen; dort ist die fachliche Kompetenz zweifellos | |
vorhanden. Aber Atomkraftfreunde haben traditionell Vorbehalte gegen das | |
Amt, dessen aktueller Chef Grünen-Mitglied ist. | |
Der CDU-Abgeordnete Steffen Kanitz etwa will das neue BfE wie geplant mit | |
dem Endlager betrauen und das BfS als Behörde für alle übrigen Fragen des | |
Strahlenschutzes bestehen lassen. Der Jurist Hartmut Gaßner spottete | |
hingegen, dann bleibe nur ein „Bundesamt für Sonnenbänke“ übrig. | |
Vertagt wurde ein Antrag von Jörg Sommer von der Deutschen Umweltstiftung, | |
dass die Vertreter der Energiekonzerne ihre Mitgliedschaft in der | |
Kommission ruhen lassen sollten, solange ihre Unternehmen gegen den | |
Atomausstieg klagen. Darüber soll zunächst eine neue Arbeitsgruppe beraten. | |
2 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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