| # taz.de -- Standort für Atomendlager gesucht: Kommission denkt bis 2170 | |
| > In Gorleben darf kein Bergwerk entstehen, das die Eignung als | |
| > Atommüllendlager verhindert. An Alternativstandorten ist das anders. Bis | |
| > jetzt. | |
| Bild: Bislang als einziger potenzieller Standort gesichert: der umstrittene Sal… | |
| BERLIN taz | In der Debatte um den Standort für ein atomares Endlager | |
| drängt die Endlagerkommission des Bundestags auf ein neues Gesetz, das | |
| andere mögliche Orte jenseits von Gorleben sichern soll. „Dringend | |
| erforderlich“ sei eine Regelung, die „eine zeitweise Zurückstellung von | |
| Anträgen auf bergbauliche Vorhaben mit Einwirkungen auf in Betracht | |
| kommende Standortregionen ermöglicht“, heißt es in einer Vorlage, die bei | |
| der Sitzung der Kommission am Montag beschlossen werden soll. | |
| Auf diese Weise soll verhindert werden, dass mögliche Alternativstandorte | |
| zu Gorleben etwa durch neue Bergwerke oder durch Fracking-Vorhaben von der | |
| Liste verschwinden. Damit reagiert die Kommission auf den Beschluss der | |
| Bundesregierung vom März, die „Veränderungssperre“ für Gorleben um weite… | |
| zehn Jahre zu verlängern. | |
| Diese Entscheidung, die den Standort Gorleben juristisch sichert und bei | |
| den Umweltverbänden und Niedersachsen deshalb großen Protest ausgelöst | |
| hatte, sei „nicht glücklich“, sagte der Vorsitzende der Kommission, Michael | |
| Müller (SPD) am Freitag. Klaus Brunsmeier, der den BUND in der Kommission | |
| vertritt, kritisierte, die Verlängerung sei beschlossen worden „obwohl das | |
| Thema in der Kommission noch nicht ausreichend behandelt ist“. Die Sperre | |
| läuft im August ab, der Bundesrat könnte sie bereits im Mai verlängern. | |
| ## Gleiches Atomrecht für alle | |
| Die Kommission verweist nun auf einen Vorschlag von Wirtschafts- und | |
| Umweltministerium, mit einem Gesetz auch die anderen möglichen Regionen für | |
| ein Endlager vor einer Veränderung durch Bergrecht zu schützen. Im Mai wird | |
| Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) bei der Kommission erwartet, dort | |
| könnte eine solche Regelung abgestimmt werden. | |
| Die Arbeit der Kommission, die im Sommer 2014 ihre Arbeit aufnahm, nannte | |
| die Co-Vorsitzende Ursula Heinen-Esser (CDU) „nicht immer einfach, aber | |
| spannend“. Sie sei zuversichtlich, dass der Zeitplan eingehalten werde, im | |
| nächsten Jahr Kriterien für die Suche nach einem Endlager aufzustellen. | |
| „Wir werden allerdings weder Standorte noch Gesteinsarten für ein Endlager | |
| vorschlagen“, sagte Heinen-Esser. | |
| Vor allem wolle das Gremium die Bevölkerung stärker einbeziehen. Schon | |
| jetzt brächten die öffentlichen Sitzungen, Protokolle und Livestreams mehr | |
| Offenheit als andere Ausschüsse, aber „der Prozess kann nur funktionieren, | |
| wenn die Öffentlichkeit breit beteiligt wird“. Am 20. Juni etwa will sich | |
| die Gruppe öffentlich den Fragen von Interessierten stellen. | |
| ## Entscheidung 2031 | |
| Die Kommission hat nun auch einen möglichen Zeitplan für die Endlagerung | |
| des Atommülls veröffentlicht. Demnach könnte der Auswahlprozess 2018 – also | |
| nach der nächsten Bundestagswahl – beginnen. 2031 soll laut Gesetz eine | |
| Entscheidung fallen, „wofür freilich die Realisierungschancen noch unklar | |
| sind“, heißt es in einem Papier der Kommission. Die Einweihung des | |
| Endlagers sei „frühestens 2045/2050 denkbar“. | |
| Geplant ist, den Müll im Notfall über 100 Jahre wieder zurückholen zu | |
| können. „Das Ende der Einlagerung ist zwischen 2075 und 2130 vorstellbar“, | |
| schreiben die Experten, der Verschluss zwischen 2085 und 2160. Ein | |
| verschlossenes und gesichertes „Endlagerbergwerk wäre denkbar zwischen 2095 | |
| bis 2170 oder später“. Wichtig sei in dem ganzen Prozess, dass „abhängig | |
| von den Entscheidungen zukünftiger Generationen“ das Verfahren jeweils auch | |
| abgebrochen oder „auf andere Pfade umgeschwenkt“ werden könne. | |
| 17 Apr 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Bernhard Pötter | |
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