# taz.de -- Streit in der Endlagerkommission: Gegen die Vereinbarungen | |
> Die Endlagerkommission diskutiert, ob die AKW-Betreiber weiter mitwirken | |
> dürfen. In ihren Augen belasten deren Klagen die Arbeit des Gremiums. | |
Bild: Trügerische Idylle: Die Kommission streitet, wer an der Endlagersuche f�… | |
GÖTTINGEN taz | Ein gutes Dreivierteljahr nach ihrem Start steht die vom | |
Bundestag eingesetzte Endlagerkommission vor ihrer bislang größten | |
Belastungsprobe. Der Vorsitzende der Deutschen Umweltstiftung Jörg Sommer, | |
der für die Ökologiebewegung in dem Gremium sitzt, verlangt von den beiden | |
Vertretern der Atomwirtschaft, dass sie ihr Mandat niederlegen oder ruhen | |
lassen. | |
Grund seien die Milliardenklagen gegen den Atomausstieg und das | |
Endlagersuchgesetz, mit denen die AKW-Betreiber derzeit Bund und Länder | |
überziehen. In ihrer 10. Sitzung am Montag will sich die Kommission mit | |
Sommers Antrag befassen. | |
Die vier Energieversorger RWE, Eon, Vattenfall und EnBW haben rund zwei | |
Dutzend Klagen vor deutschen und internationalen Gerichten mit einem | |
Gesamtstreitwert von mehreren Milliarden Euro eingereicht. Neben | |
Schadenersatz für ihre infolge der Fukushima-Katastrophe vorzeitig | |
abgeschalteten Meiler wollen sie unter anderem mit Verfassungsbeschwerden | |
erreichen, dass Castorbehälter auch künftig nach Gorleben rollen – im | |
Endlagersuchgesetz war das aber auf Druck Niedersachsens ausgeschlossen | |
worden. | |
Diese Klagen seien „politisch belastend für die Arbeit der Kommission“ und | |
gefährdeten „das gesamte auf Konsensfindung ausgerichtete Verfahren“, | |
schreibt Sommer in seinem der taz vorliegenden Antrag. Die Kommission solle | |
die Konzerne daher auffordern, die eingereichten Klagen zurückzuziehen und | |
keine weiteren einzureichen. | |
## Eine Mehrheit ist unwahrscheinlich | |
Bernhard Fischer (Eon) und Gerd Jäger (RWE) sollen laut Antrag so lange | |
nicht in der Kommission mitwirken dürfen, bis die Klagen vom Tisch sind. | |
Wenn die Genannten dem nicht nachkommen, solle der Bundestag eine | |
Neubesetzung der beiden für Wirtschaftsvertreter reservierten Sitze in dem | |
Gremium vornehmen. | |
Es gilt zwar als unwahrscheinlich, dass der Antrag in der Kommission, die | |
bis Ende dieses Jahres Grundlagen für die spätere Endlagersuche erarbeiten | |
soll, eine Mehrheit bekommt. Um eine Stellungnahme wird sie aber kaum | |
herumkommen. Denn längst nicht nur Atomkraftgegner kritisieren die | |
juristische Kampagne der Konzerne. Umweltstiftungsvorsitzender Sommer ließ | |
offen, ob er selbst Konsequenzen zieht und sich aus der Kommission | |
verabschiedet, falls diese den Antrag nicht annimmt. | |
Dagegen sieht die Rechtsanwältin und Mediatorin Ulrike Donath in einer | |
weiteren Mitarbeit in der Kommissionsarbeitsgruppe | |
„Öffentlichkeitsbeteiligung“ keinen Sinn mehr. In einem Brief an die | |
Kommissionsvorsitzenden Ursula Heinen-Esser (CDU) und Michael Müller (SPD) | |
begründet sie ihren Rückzug mit den Klagen, aber auch mit dem engen | |
Zeitrahmen für die Kommissionsarbeit und das Fehlen von politischen | |
Voraussetzungen für die Teilnahme atomkritischer Verbände – Organisationen | |
wie Greenpeace oder Ausgestrahlt haben eine Mitarbeit in der Kommission | |
bekanntlich abgelehnt. | |
27 Feb 2015 | |
## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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