| # taz.de -- Kommentar Atomausstieg: Zu spät für eine gute Lösung | |
| > Der Staat muss einen hohen Preis von Akw-Betreibern verlangen. Denn die | |
| > brauchen dringend eine Einigung bei den Endlagerkosten. | |
| Bild: Ausgebrannt. Wer soll für die Lagerung des Atommülls zahlen? | |
| Nein, gerecht klingt es wirklich nicht, was die Kommission unter Leitung | |
| von Jürgen Trittin zur Finanzierung der Atom-Altlasten vorschlägt: Die | |
| Konzerne, die jahrzehntelang Milliarden mit der gefährlichen Technik | |
| verdient haben, bekommen offenbar ihren Wunsch erfüllt, das finanzielle | |
| Risiko für die Endlagerung des strahlenden Mülls zu einem großen Teil auf | |
| den Staat zu übertragen. | |
| Entweder zahlen Eon, RWE, EnBW und Vattenfall neben den Rückstellungen, die | |
| sie für die Endlagerung gebildet haben, vorab einen Risiko-Aufschlag in | |
| noch unklarer Höhe an den Staat und sind die Verantwortung damit | |
| vollständig los. Oder sie geben nur die Rückstellungen ab und haften | |
| weiterhin für Mehrkosten – aber auch dann maximal bis zur doppelten Höhe | |
| und nur bis zur Fertigstellung des Endlagers. Steigen die Kosten noch | |
| stärker oder gibt es nach der Einlagerung noch Probleme – die Asse lässt | |
| grüßen – zahlt dafür allein der Steuerzahler. | |
| Doch die Lösung, die Opposition und Umweltverbände fordern – dass die | |
| Konzerne weiterhin unbegrenzt für die Endlagerkosten haften –, ist leider | |
| auch nicht praktikabel. Die Sorge, dass ein solches Risiko in nicht | |
| bezifferter Höhe die Kreditwürdigkeit und damit die Überlebensfähigkeit der | |
| Unternehmen bedroht, scheint durchaus berechtigt. | |
| Und wenn die Stromkonzerne vor Fertigstellung des Endlagers pleitegehen, | |
| zahlt auch der Steuerzahler. Eine wirklich gute Lösung wäre möglich | |
| gewesen, solange die Konzerne wirtschaftlich stark waren – heute ist es | |
| dafür zu spät. | |
| Eine Obergrenze für die Haftung ist also sinnvoll. Dafür muss die Politik | |
| einen hohen Preis verlangen. Dazu gehört nicht nur ein hoher Aufschlag auf | |
| die Rückstellungen, um alle künftigen Risiken abzudecken. Sondern auch die | |
| Zusage, alle Klagen gegen den Atomausstieg zurückzuziehen. Die Konzerne | |
| brauchen die Einigung dringender als der Staat. Die Politik kann und muss | |
| darum hart verhandeln. | |
| 24 Feb 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Malte Kreutzfeldt | |
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