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# taz.de -- Tödlicher Unfall in Endlager: Frankreich hat keinen Plan B
> Ein Todesfall im geplanten Atommüllendlager Bure verstärkt Zweifel, dass
> der Standort geeignet ist. Allerdings hat Paris keine Alternative.
Bild: Zweifelhafte Stabilität: Frankreich sucht nach einem Endlager für seine…
PARIS taz | Bereits zum zweiten Mal hat sich im ostfranzösischen Bure bei
der Vorbereitung der Untertag-Endlagerung hochradioaktiver Rückstände aus
Atomkraftwerken ein tödlicher Unfall ereignet. Am Dienstagmittag ist ein
Gang des unterirdischen Forschungslabors aus noch ungeklärten Gründen
teilweise eingestürzt.
Ein 42-jähriger Techniker kam dabei ums Leben, er wurde unter dem fallenden
Gestein begraben. Ein zweiter konnte von der Rettungsmannschaft verletzt
geborgen werden. Bei dem Todesopfer handelt es sich laut Firmenangaben um
einen erfahrenen Mitarbeiter, der die Umgebung und die Bedingungen unter
Tage bestens gekannt habe.
„Wir wissen nicht, warum es zu diesem Unfall kommen konnte“, erklärte der
Direktor des Projekts, Jean-Paul Baillet. Man wisse lediglich, dass sich
mehrere Kubikmeter Gestein gelöst haben, als die beiden Techniker im Gang
angeblich Analysen der Elektrizitäts- und Wasserdurchlässigkeit vornahmen.
Laut Baillet waren alle Sicherheitsbestimmungen respektiert worden.
Bei der nun angeordneten Untersuchung müssen Sicherheit und Stabilität der
Stollen geprüft werden, in denen laut Plänen der Behörde für die
Atommüllentsorgung (Andra) ab dem Jahr 2025 die verbrauchten Brennstäbe
französischer Meiler in etwa 500 Metern Tiefe gelagert werden sollen. Der
Standort im lothringischen Bure liegt gut 120 Kilometer von der deutschen
Grenze entfernt.
Bislang gibt es in Bure noch kein radioaktives Material. Mithilfe eines
unterirdischen Forschungslabors wird derzeit untersucht, ob es möglich ist,
unter einer 130 Meter dicken Lehmschicht stark radioaktive Abfälle mit
ausreichender Sicherheit zu lagern. Die geologische Stabilität von
Schichten in 500 Meter Tiefe spielt dabei eine wesentliche Rolle. Die
Entsorgungsbehörde hofft, gestützt auf die Ergebnisse dieser Vorstudien,
bis 2020 endgültig grünes Licht für das Projekt zu bekommen. Für die
Atomkraftgegner stellt die Anlage dagegen „einen 300 Hektar großen
Mülleimer mit 15 Quadratkilometer unterirdischen Stollen“ dar.
Der erneute Unfall geschah zwar im unterirdischen Forschungszentrum und
nicht in der nahe gelegenen möglichen Lagerstätte – bezüglich der
Sicherheit in den Stollen bestärkt der Vorfall jedoch erneut bestehende
Zweifel. Das könnte die Bewilligung verzögern oder gar infrage stellen. Für
die Atomindustrie im Land wäre das eine Katastrophe.
Sie hat für die Endlagerung keinen Plan B. Frankreich plant schon länger,
in Bure Atomabfälle einzulagern. Die Grundlage schuf ein Gesetz aus dem
Jahr 2006. Zweifel bestehen auch bezüglich der Kosten dieses Projekts, das
für hundert und mehr Jahre gedacht ist. Laut Umweltministerium soll das
Endlager rund 25 Milliarden Euro kosten. Umweltschützer, die seit Jahren
das Vorhaben kritisieren, halten diese Schätzung für weit untertrieben.
27 Jan 2016
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Schwerpunkt Frankreich
Atommüll
Atommüllendlager
Unfall
Urananlage Gronau
Schwerpunkt Atomkraft
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Areva
Atomaufsicht
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