| # taz.de -- Einigung bei Vorratsdatenspeicherung: Löschen nach zehn Wochen | |
| > Die Grünen befürchten tiefe Eingriffe in die Bürgerrechte. SPD und CDU | |
| > freuen sich über eine Regelung, die nicht gerichtlich gekippt werden | |
| > kann. | |
| Bild: Die Daten dürfen „nur“ zehn Wochen gespeichert werden. Na dann ist j… | |
| BERLIN afp | SPD und Union haben sich im langwierigen Streit um die | |
| Vorratsdatenspeicherung auf einen Kompromiss verständigt. Die Speicherfrist | |
| für Telefon- und Internetdaten soll auf zehn Wochen beschränkt werden, wie | |
| Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) am Mittwoch vor Journalisten in | |
| Berlin sagte. Danach muss der Provider die Daten löschen – ansonsten droht | |
| eine Geldbuße. Standortdaten dürfen nur vier Wochen gespeichert werden. | |
| Die Vorratsdatenspeicherung ist höchst umstritten, Datenschützer | |
| kritisieren sie als Eingriff in die Bürgerrechte. Zuletzt waren die Rufe | |
| nach der anlasslosen Speicherung von Verbindungsdaten nach den Anschlägen | |
| in Paris zu Beginn des Jahres wieder lauter geworden. Es gehe darum, | |
| „schwerste Straftaten in Zukunft besser aufklären zu können“, sagte Maas. | |
| Die Regelungen zielten auf Terrorismus und kriminelle Vereinigungen, sagte | |
| de Maizière. Es gehe dabei nicht in erster Linie um die Verhütung von | |
| Straftaten oder Anschlägen. Aber die Vorratsdatenspeicherung könne dafür | |
| sorgen, dass die Täter „hinter Schloss und Riegel“ kommen. | |
| Maas nannte die neuen Vorschläge einen „Kompromiss“, der in den Details mit | |
| Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) abgesprochen sei. Die beiden | |
| Minister setzten dabei der Speicherung enge Grenzen, damit die Regelung | |
| nicht gerichtlich gekippt wird. | |
| „Unsere Leitlinien kombinieren zeitlich und inhaltlich eng begrenzte | |
| Speicherfristen mit sehr strengen Abrufregelungen“, sagte Maas. „Wir | |
| bringen die Ziele der Verbrechensbekämpfung mit hohen Datenschutzstandards | |
| in Einklang.“ De Maizière räumte ein, er habe in den Verhandlungen mit | |
| Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) Abstriche machen müssen. Das Ergebnis | |
| könne sich aber sehen lassen. | |
| ## Maas hat Widerstand aufgegeben | |
| Demnach dürfen Inhalte von Kommunikation in keiner Weise gespeichert | |
| werden, wie de Maizière betonte. Auch Persönlichkeits- und Bewegungsprofile | |
| dürfen den Vorschlägen zufolge nicht erstellt werden. Zudem ist der | |
| „gesamte E-Mail-Bereich komplett von der Speicherung ausgenommen“, erklärte | |
| Maas. Auch für Berufsgeheimnisträger sollen die Regeln nicht gelten. Der | |
| Justizminister äußerte die Hoffnung, dass die Vorschläge „zügig“ zu ein… | |
| Gesetzesentwurf einfließen könnten. | |
| Während de Maizière die vorübergehende Speicherung von Kommunikationsdaten | |
| zur schnelleren Aufdeckung von Straftaten forderte, hatte sich Maas lange | |
| dagegen gewehrt. Er bezeichnete die Verhandlungen mit dem Innenminister als | |
| „konstruktiv“. | |
| In den vergangenen Jahren waren zunächst das deutsche Gesetz zur | |
| Vorratsdatenspeicherung vor dem Bundesverfassungsgericht und schließlich | |
| eine [1][EU-Richtlinie dazu vor dem EuGH gescheitert]. Die Bundesregierung | |
| suchte daher nach einer neuen Lösung. | |
| ## „SPD räumt Bürgerrechte ab“ | |
| NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) bezeichnete den Kompromiss als | |
| „ausgewogenen Vorschlag für einen sachgerechten Ausgleich zwischen den | |
| Sicherheitsinteressen des Einzelnen und datenschutzrechtlichen Vorgaben“. | |
| Die Grünen hingegen kritisierten die Pläne der Regierung und warfen Maas | |
| vor, gescheitert zu sein. „Vom entschiedenen Widerstand gegen die | |
| Vorratsdatenspeicherung bis zur fertigen Einigung in weniger als sechs | |
| Wochen“, erklärte die Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt. „Die SPD | |
| räumt Bürgerrechte in atemberaubendem Tempo ab.“ | |
| Göring-Eckardt kritisierte: „Die Vorratsdatenspeicherung greift tief in | |
| unsere Rechte ein, ohne terroristische Anschläge zu verhindern.“ Dennoch | |
| häufe die Bundesregierung jetzt „einen Haufen an Daten unbescholtener | |
| Bürger“ an. | |
| 15 Apr 2015 | |
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