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# taz.de -- Politik auf Social Media: Werdet endlich auf Tiktok aktiv!
> Die AfD ist die größte Partei auf TikTok. Sie hat Einfluss auf die
> Jungen. Ein Appell an alle, die die Demokratie lieben.
Bild: Zeit, TikTok zu bespielen
Die [1][AfD ist auf Tiktok]. Und zwar so richtig. Keine andere Partei in
Deutschland hat dort auch nur ansatzweise den Erfolg, den rechtsextreme
Influencer dort verbuchen. Gefischt wird vor allem nach der jungen
Zielgruppe, und die begegnet auf Social Media auch kaum anderen Meinungen.
Das ist brandgefährlich.
Vertreter*innen demokratischer Parteien haben es sich viel zu lange
bequem gemacht. Tiktok gilt als Trend, als Pillepalle-Plattform für
Tanzvideos, als unterkomplex und unseriös. All das ist aber im Grunde
wurscht. Denn jetzt gerade, ein halbes Jahr vor den Landtagswahlen im
Osten, ist Tiktok nun mal der Kanal, der die meisten jungen Menschen
erreicht.
Was sie da zu sehen bekommen, entscheidet darüber, was sie als
ernstgemeintes politisches Angebot wahrnehmen. Deshalb: Wer Tiktok
ignoriert, nimmt in Kauf, dass Demagogen und Rechtsextreme von jungen
Menschen als die einzige politische Kraft wahrgenommen werden, die sich für
sie interessiert – und dass ihre [2][Inhalte normalisiert] werden.
Wir brauchen ernsthafte Politikangebote auf Tiktok. Ja, Fake News sind ein
Problem, Hass und Hetze auch. Ja, es braucht Strategien, um all das zu
bekämpfen. Aber gesetzliche Regulatorik ist das eine – Reichweite etwas
ganz anderes. Wer der Dominanz menschenfeindlicher Inhalte etwas
entgegensetzen will, muss eigene Inhalte erarbeiten und sie an die
Zielgruppe bringen. Eitelkeiten und Berührungsängste können wir uns nicht
mehr leisten.
Es stimmt: Inhalte sind auf Tiktok anders aufbereitet als in den
„Tagesthemen“. Ja, da geht manchmal Komplexität verloren. Aber: Es gibt
längst vertikale Videoformate mit Millionen-Reichweite, die anspruchsvolle
Themen aus Wissenschaft und Politik besprechen.
Ja, der Algorithmus und die Aufmerksamkeitsspanne in den Feeds der
Plattformen haben eine starke Auswirkung auf die Dramaturgie von
Videoinhalten. Es sind die ersten Sekunden, in denen der Creator die
Zuschauenden mitnehmen muss – mit Emotionen oder interessanten Fakten. Aber
das heißt nicht, dass politische Themen sich nicht aufbereiten lassen. Im
Gegenteil: Politik liefert die Emotionen, auf die der Tiktok-Algorithmus so
sehnlichst wartet. Die AfD schafft das ja schließlich auch.
Liebe demokratische Politiker*innen: Social Media ist Arbeit. Macht euch
dran – oder bezahlt jemanden dafür. Nehmt die Kommunikation euer Parteien
und Fraktionen auf Tiktok genauso ernst wie die Pressearbeit auf den
traditionellen Kanälen und sorgt dafür, dass ihr in Sachen Reichweite
hinterherkommt.
Dies ist ein Appell an alle, die die Demokratie lieben: Ihr seid gefragt!
Die AfD fürchtet nichts mehr als die Präsenz junger und alter Menschen auf
Tiktok und Instagram, die sich klar und emotional für demokratische Werte
aussprechen. Eine Bewegung, der ihr euch anschließen könnt, gibt es schon:
Unter [3][#ReclaimTikTok] produzieren seit Anfang März diverse
Content-Creator*innen regelmäßig Videos auf der Plattform. Die meisten von
ihnen sind Neulinge auf Social Media, trotzdem kommen sie auf zehn
Millionen Impressionen insgesamt in kürzester Zeit und einige viral
gegangene Videos.
Martin Sellner, Kopf der Identitären Bewegung, und andere rechtsextreme
Influencer macht das offenbar nervös: in entsprechenden Telegram-Channels
reagierten sie auf die Kampagne mit wütenden Emojis. Nicht nur Rechte und
Demokratiefeinde können Tiktok – sondern auch Progressive und Linke. Dafür
müssen wir aber alle aus unserer Komfortzone. Zeit, damit anzufangen.
Klick.
24 Mar 2024
## LINKS
[1] /Antifeminismus-auf-Tiktok/!5995016
[2] /Gefahr-antidemokratischer-Tendenzen/!5937734
[3] https://www.tiktok.com/discover/reclaimtiktok
## AUTOREN
Maurice Conrad
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