| # taz.de -- Petition gegen Freie Sachsen: Wählen oder verbieten? | |
| > Die rechtsextremen „Freien Sachsen“ hoffen bei der Landtagswahl auf einen | |
| > Erfolg, wohl vergebens. Eine Petition fordert nun, die Partei zu | |
| > verbieten. | |
| Bild: Anhänger der Partei „Freie Sachsen“ protestieren gegen eine Kundgebu… | |
| Berlin taz | Es ist das übliche Repertoire, mit dem die [1][„Freien | |
| Sachsen“] in den Wahlkampfendspurt ziehen: Mit Plakaten mit Slogans wie | |
| „Asylflut stoppen“ überziehen sie Sachsen. Das [2][Solingen-Attentat] | |
| instrumentalisieren die Rechtsextremen als „Islamisten-Massaker“, fordern | |
| eine „millionenfache Remigration“. Wo immer [3][CDU-Ministerpräsident | |
| Michael Kretschmer] oder Bundespolitiker auftauchen, wird zu Störungen | |
| aufgerufen, für Freitag auch gegen einen Besuch von Olaf Scholz, dem | |
| „Kriegskanzler“, in Chemnitz. Die Forderung: Es müsse mit den Regierenden | |
| an den Wahlurnen „abgerechnet“ werden. | |
| Großen Erfolg dürfte die rechtsextreme Partei bei der [4][sächsischen | |
| Landtagswahl] damit nicht haben: Umfragen zählen die „Freien Sachsen“ unter | |
| „Sonstige“, sehen sie unter der Fünf-Prozent-Hürde. Aber schon bei den | |
| Kommunalwahlen im Juni erzielten die Rechtsextremen Achtungserfolge, holten | |
| sachsenweit gut 110 Mandate in den Kreistagen und Kommmunalparlamenten. In | |
| Luzenau wurde eine Vertreterin der „Freien Sachsen“ gar zur | |
| stellvertretenden Bürgermeisterin gewählt. | |
| Für die Landtagswahl setzen die Freien Sachsen nun auf die Forderung nach | |
| einem „Säxit“, einem Austritt Sachsens aus Deutschland, oder Provokationen | |
| wie in Riesa, als sich der „Freie Sachse“ Peter Schreiber, ein früherer | |
| NPD'ler, uneingeladen auf ein Wahlpodium setzte. Vor allem aber setzt die | |
| Partei auf eine Kampagne zum Stimmen-Splitting: Da die AfD in den meisten | |
| Wahlkreisen die Direktmandate gewinnen werde, spiele deren Zweitstimme doch | |
| keine Rolle, behauptet die Partei. Daher solle man die Zweitstimme den | |
| „Freien Sachsen“ geben, damit sie im Landtag mit der AfD „eine Mehrheit | |
| gegen die Blockparteien“ bilden könne. | |
| AfD-Spitzenkandidat Jörg Urban verwahrte sich dagegen: Jede Stimme für eine | |
| Partei, die keine fünf Prozent erreiche, sei verschenkt. Die AfD führt die | |
| „Freien Sachsen“ formal auf einer Unvereinbarkeitsliste – im Kommunalen | |
| allerdings stehen Vertreter*innen beider Parteien gemeinsam auf der | |
| Straße, in Eilenburg oder Zittau wurde jeweils ein Vertreter der „Freien | |
| Sachsen“ in die AfD-Fraktion aufgenommen. | |
| ## Verbot als „Schlag gegen organisierten Rechtsextremismus“ | |
| Kurz vor der Wahl kommt Gegenwind nun woanders her: Die sächsische | |
| Piratenpartei fordert in einer Petition [5][ein Verbot der „Freien | |
| Sachsen“] – wie es andere Initiativen auch tun. Die Partei sei ein | |
| Sammelbecken von Neonazis, von früheren NPD-lern und völkischen Siedlern, | |
| heißt es in der Petition. Die „Freien Sachsen“ bekämpften die Demokratie, | |
| bedrohten Vertreter*innen anderer Parteien, schafften ein „regionales | |
| Klima der Angst“. Ein Verbot sei daher „notwendig“ und wäre „ein | |
| entscheidender Schlag gegen den organisierten Rechtsextremismus“. Die | |
| Initiator*innen befürchten auch, dass die „Freien Sachsen“ je nach | |
| Wahlergebnis 200.000 bis 300.000 Euro über die staatliche | |
| Wahlkampfkostenerstattung erhalten könnten. Bisher unterschrieben gut 4.400 | |
| Personen die Petition. | |
| Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) hatte zuletzt auf taz-Nachfrage | |
| erklärt, [6][über Verbotsüberlegungen rede er grundsätzlich nicht]. Das | |
| seien „rechtliche Entscheidungen, keine politischen“. | |
| Der sächsische Verfassungsschutz hatte die Partei aber bereits kurz nach | |
| ihrer Gründung 2021 als gesichert rechtsextrem eingestuft. Er sieht sie | |
| auch aktuell als „Mobilisierungsmaschine“ der rechtsextremen Szene. Im | |
| Landtagswahlkampf seien die „Freien Sachsen“ jedoch weit weniger präsent | |
| mit Wahlkampfständen oder Plakaten als bei der jüngsten Kommunalwahl, sagte | |
| eine Sprecherin der taz. Ihre Vertreter*innen fielen hauptsächlich auf, | |
| indem sie Auftritte von Landes- und Bundespolitikern „stören und diese | |
| öffentlich diffamieren“. Die Politiker würden als „Heuchler“ und | |
| „Volksverräter“ verächtlich gemacht, das Vertrauen in die Demokratie werde | |
| so „untergraben“. Gleiches treffe auch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. | |
| Auch [7][Michael Nattke vom Kulturbüro Sachsen,] das Kommunen im Umgang mit | |
| Rechtsextremen berät, betont, dass die „Freien Sachsen“ „zweifellos | |
| aggressiv-kämpferisch“ gegen die demokratische Grundordnung vorgingen. | |
| „Insofern sollte es in einer wehrhaften Demokratie selbstverständlich sein, | |
| dass ein Parteiverbot geprüft wird. Es ist schade, dass es dafür eine | |
| Petition braucht und die staatlichen Behörden nicht von sich aus handeln.“ | |
| Die Neonazis würden indes auch nach einem Verbot noch aktiv sein, mahnt | |
| Nattke. Deshalb sei auch ein „viel konsequenteres Vorgehen“ gegen | |
| Straftaten ihrer Mitglieder nötig. Immer wieder grenzten ihre Reden an | |
| Volksverhetzung, übler Nachrede oder Beleidigung, komme es zu Verstößen | |
| gegen das Versammlungsgesetz, so Nattke. „Hier könnten die ‚Freien Sachsen… | |
| bereits ohne ein Verbot zur Verantwortung gezogen werden. Leider passiert | |
| das aber viel zu wenig.“ | |
| 29 Aug 2024 | |
| ## LINKS | |
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| [4] /Wahlen-in-Ostdeutschland-2024/!t5993946 | |
| [5] https://fs-verbot.de/ | |
| [6] /Saechsischer-Innenminister-ueber-Asyl/!6020725 | |
| [7] /taz-Panter-Forum-in-Chemnitz/!6032082 | |
| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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