# taz.de -- Wahlfälschung in Sachsen: Mit gezinkten Kreuzen | |
> Bei der sächsischen Landtagswahl gab es 130 gefälschte Stimmen für die | |
> „Freien Sachsen“. Das LKA ermittelt, der Wahlausschuss prüft | |
> Konsequenzen. | |
Bild: Wahlbetrug: Martin Kohlmann, Vorsitzender der Freien Sachsen, gibt sich s… | |
Berlin taz | Großspurig hatten die [1][Freien Sachsen] den Einzug in den | |
Landtag zum Ziel erklärt, hatten weitflächig plakatiert und [2][gegen | |
Geflüchtete oder Regierungspolitiker:innen gehetzt]. Am Ende kam | |
die rechtsextreme Kleinpartei aber nur auf 2,2 Prozent der Stimmen und | |
verfehlte die Fünf-Prozent-Hürde deutlich. | |
Und nun bringt auch eine Wahlfälschung die Freien Sachsen in Misskredit. | |
[3][Nachdem bereits am Montag bekannt wurde], dass es mehrere manipulierte | |
Briefwahlzettel gab, folgten Dienstag weitere Meldungen. Laut Polizei | |
wurden inzwischen 130 gefälschte Stimmzettel festgestellt, neben Dresdner | |
Wahlkreisen nun auch in Wahlbezirken im Kreis Radeberg. Am Dienstag | |
übernahm deshalb das sächsische LKA die Ermittlungen. | |
Laut der Stadt Dresden waren die Fälschungen bereits beim Auszählen | |
entdeckt worden. Das Wahlamt hatte darauf Anzeige bei der Polizei gestellt. | |
Am Donnerstag will der Kreiswahlausschuss über den Vorfall und das finale | |
Wahlergebnis für Dresden beraten. Die Landeswahlleitung teilt der taz mit, | |
dass auch dort die wahlrechtlichen Konsequenzen geprüft würden. Eine | |
Entscheidung werde wohl auf der Sitzung des Wahlausschusses am 13. | |
September fallen. | |
[4][Martin Kohlmann], Vorsitzender der Freien Sachsen, gab sich | |
schmallippig. Er wisse nicht, wer für die Aktion verantwortlich sei und | |
sehe keinen Anlass für Konsequenzen, sagte er der taz. Auf ihren Social | |
Media Kanälen nannte es die Partei „Unsinn“, dass sie die Wahl manipuliert | |
habe. Die 2021 gegründeten Freien Sachsen sind ein Sammelbecken für | |
Rechtsextreme, Reichsbürger und Coronaleugner. Auch Aktivisten der | |
„Heimat“, einst NPD, traten bei der Wahl für die Freien Sachsen an. In | |
Kommunalparlamenten hält die Partei [5][bereits rund 110 Mandate], | |
kooperiert dort teils mit der AfD. | |
## Stimmen für die „Freien Sachsen“ kosteten AfD den Sieg | |
Im Landtagswahlkampf hatten die Freien Sachsen [6][offensiv um | |
AfD-Wähler:innen geworben]: Da die AfD ja reichlich Direktmandate gewinnen | |
werde, sei sie nicht auf die Zweitstimme angewiesen. Diese soll man lieber | |
den Freien Sachsen geben. Im Landtag könnten beide Parteien dann „eine | |
Mehrheit gegen die Blockparteien“ bilden. | |
Die AfD hatte die Kampagne zurückgewiesen und gewarnt, Stimmen für | |
Kleinstparteien zu verschwenden. Am Ende waren die 2,2 Prozent der Freien | |
Sachsen tatsächlich für die AfD die entscheidenden, die ihnen fehlten, um | |
vor der CDU auf dem Spitzenplatz zu landen. Was AfD-Abgeordnete wie Martin | |
Sichert offen beklagten – denn so sei auch eine Sperrminorität für | |
Verfassungsänderungen verhindert worden. | |
Die AfD kündigte am Dienstag zudem an, ein Prüfverfahren einzuleiten, | |
nachdem die Landeswahlleitung [7][der Partei und der CDU je einen Sitz im | |
Landtag wieder aberkannt hatte]. Die Landeswahlleitung hatte einen | |
Softwarefehler angeführt, der zu einer falschen Sitzverteilung geführt | |
habe. „Wir wollen haargenau wissen, was genau schief gelaufen ist“, sagte | |
AfD-Spitzenkandidat Jörg Urban. Bei Unregelmäßigkeiten werde man | |
juristische Schritte einleiten. | |
Derweil beschloss der sächsische CDU-Landesvorstand inzwischen, dem Bündnis | |
Sahra Wagenknecht (BSW), der SPD und den Grünen zeitnah Gespräche für | |
Sondierungen anzubieten. Nach der Wahl zeichnet sich eine Koalition der CDU | |
mit BSW und SPD ab. Sowohl bei den sächsischen Konservativen als auch der | |
SPD gibt es aber auch einige Bedenken gegen die Wagenknecht-Partei. | |
3 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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