# taz.de -- Neue Empfehlungen für Fleisch: Ein Schnitzel, fünf Scheiben Wurst | |
> Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung reduziert ihre Empfehlungen zum | |
> Konsum tierischer Produkte. Jede:r Zehnte isst bereits kein Fleisch | |
> mehr. | |
Bild: Weniger is(s)t mehr: Fleisch sollte man nur in Maßen zu sich nehmen | |
BERLIN taz | Deutschlands wichtigste Ernährungsberater:innen haben | |
ihre [1][Empfehlungen zum Konsum von Fleisch] korrigiert: Während der | |
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) bisher 300 bis 600 Gramm | |
wöchentlich angemessen erschienen, empfiehlt sie von nun an maximal 300 | |
Gramm. Das entspricht etwa einem Schnitzel und fünf Scheiben Wurst. Auch | |
bei anderen [2][tierischen Produkten] raten die Expert:innen höchstens | |
zu moderatem Konsum, zum Beispiel zu einem Ei pro Woche. Pro Tag empfehlen | |
sie höchstens 400 Gramm Milch oder Milchprodukte, etwa ein Drittel weniger | |
als bisher. | |
Damit nimmt der tierische Teil der Gesamternährung in der Empfehlung etwas | |
ab. Die vorgeschlagene Menge Fisch bleibt mit knapp 200 Gramm wöchentlich | |
unverändert. Das gilt auch für Obst und Gemüse mit 550 Gramm täglich. Die | |
Bedeutung von Hülsenfrüchten wie Erbsen, Bohnen, Linsen sowie Nüsse hebt | |
die DGE stärker hervor. „Eine gesundheitsfördernde und ökologisch | |
nachhaltigere Ernährung besteht zu mehr als drei Vierteln aus pflanzlichen | |
Lebensmitteln und zu knapp einem Viertel aus tierischen Lebensmitteln“, | |
heißt es. | |
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ist eine wissenschaftliche | |
Institution, die als Verein organisiert ist und teils aus Bundesmitteln | |
finanziert wird. [3][Ihre Empfehlungen zur Ernährung gelten als die | |
bedeutsamsten in Deutschland.] [4][Es ist aber niemand gezwungen, sich | |
daran zu halten.] | |
Die Überarbeitung der Empfehlungen basiert auf einem neuen mathematischen | |
Modell. Eingeflossen sind Daten zur Gesundheit, Nachhaltigkeit und den | |
Verzehrgewohnheiten der Bundesbevölkerung. In gesundheitlicher Hinsicht | |
dienen die Ratschläge unter anderem dazu, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu | |
reduzieren und Dickdarmkrebs vorzubeugen. Hoher Fleischkonsum begünstigt | |
solche Krankheiten. Andererseits betonen die Wissenschaftler:innen | |
auch, dass in tierischen Produkten wichtige Nährstoffe enthalten sind, die | |
der menschliche Körper braucht. Veganer:innen, die komplett darauf | |
verzichten, müssen also darauf achten, dass es nicht zu Nährstoffdefiziten | |
kommt. | |
## Landnutzung und Treibhausgase Teil der Berechnungen | |
Die Umweltauswirkungen der Ernährung hat die DGE zwar auch bisher schon | |
berücksichtigt, doch nun sind erstmals Daten zur [5][Landnutzung und zum | |
Ausstoß von Treibhausgasen] in die Berechnungen eingeflossen. Intensive | |
industrielle Landwirtschaft und Tierhaltung verursachen klimaschädliche | |
Emissionen, die sich zum Teil vermeiden ließen. Wenn weniger Fleisch | |
gegessen wird, kann das dazu beitragen, die Treibhausgase zu verringern. | |
Die Empfehlungen würden auf „gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen“ | |
beruhen, betont die DGE. „Wer sich überwiegend von Obst und Gemüse, | |
Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten, Nüssen und pflanzlichen Ölen ernährt, | |
schützt nicht nur seine Gesundheit“, sagte Ernährungswissenschaftler und | |
DGE-Präsident Bernhard Watzl. „Wenn wir uns gesund ernähren und | |
gleichzeitig die Umwelt schonen wollen, müssen wir unsere Ernährung jetzt | |
ändern.“ | |
Die Ratschläge gelten für gesunde Erwachsene im Alter von 18 bis 65 Jahren, | |
die sich mit einer Mischkost ernähren. Das sei noch die am weitesten | |
verbreitete Ernährungsweise, erklären die Expert*innen ihre | |
Herangehensweise. Es sei aber geplant, nach und nach auch Empfehlungen für | |
weitere Ernährungsweisen zu erarbeiten, zum Beispiel vegetarisch oder | |
vegan. Denkbar ist auch ein Fokus auf andere Bevölkerungsgruppen mit | |
besonderen Bedürfnissen, etwa Kinder und Jugendliche oder Senior:innen. | |
Viele Bürger:innen haben ihren Lebensstil bereits geändert und ihren | |
Fleischkonsum reduziert. Während der Fleischverzehr 2018 hierzulande noch | |
61 Kilogramm pro Kopf und Jahr betrug, sank er bis 2022 auf 52 Kilogramm. | |
Mehr als jede:r Zehnte isst gar kein Fleisch: Neun Prozent der Bevölkerung | |
ernähren sich vegetarisch, drei Prozent vegan. Das ergibt sich aus einer | |
[6][Forsa-Umfrage]. Fast die Hälfte, nämlich 41 Prozent, der Befragten | |
bezeichneten sich demnach als Flexitarier. Das bedeutet, dass sie | |
versuchen, nur gelegentlich Fleisch zu essen. | |
5 Mar 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.dge.de/presse/meldungen/2024/gut-essen-und-trinken-dge-stellt-n… | |
[2] /Buergerrat-fuer-Ernaehrungsfragen/!5959241 | |
[3] /Ernaehrungsstrategie-der-Bundesregierung/!5983202 | |
[4] /Irrefuehrender-BILD-Artikel-ueber-Fleisch/!5935525 | |
[5] /Cem-Oezdemir-zum-Umbau-der-Landwirtschaft/!5908655 | |
[6] https://www.bvlh.net/presse/bvlh-foodnews/meldung/raus-aus-der-nische | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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