| # taz.de -- Nach Angriffen auf Rechte in Budapest: Haftbefehl verhängt | |
| > 2023 hatten Vermummte Teilnehmer einer rechtsextremen Demo teils schwer | |
| > verletzt. Nun hat der Bundesgerichtshof einen Haftbefehl verhängt. | |
| Bild: Der Bundesgerichtshof entschied am Donnerstag über den Haftbefehl eine*r… | |
| Berlin taz | Es waren [1][Angriffe mit Metallstangen, Gummihämmern und | |
| Pfefferspray]:. Seitdem fahnden ungarische und deutsche Behörden nach | |
| [2][neun verschwundenen, deutschen Autonomen]. Vor drei Wochen hatte in | |
| Deutschland dann [3][die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen] – | |
| nun verhängte auch der Bundesgerichtshof einen Haftbefehl. | |
| Nach taz-Informationen wirft die Bundesanwaltschaft den Gesuchten neben der | |
| Bildung einer kriminellen Vereinigung inzwischen auch versuchten Mord vor. | |
| Mehrere der Angriffe in Budapest seien so schwer gewesen, dass sie Menschen | |
| hätten töten können, argumentiert die Behörde. | |
| Diesen Vorwurf machte die Bundesanwaltschaft auch der einzig bisher | |
| festgenommenen Person, Maja T. Die nonbinäre Person aus Thüringen musste | |
| deshalb am Donnerstag vor dem Bundesgerichtshof (BGH) erscheinen – | |
| verhandelt wurde über eine entsprechende Erweiterung des Haftbefehls. Auch | |
| Maja T. gehörte zu den Gesuchten nach den Budapest-Angriffen, [4][wurde im | |
| Dezember dann aber in Berlin gefasst]. | |
| Die Bundesanwaltschaft hatte in Karlsruhe aber nur halb Erfolg: Der BGH | |
| verhängte zwar einen Haftbefehl wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen | |
| Vereinigung und zweier gefährlicher Körperverletzungen, nicht aber wegen | |
| versuchten Mordes. Das bestätigte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft | |
| der taz. Sven Richwin, Anwalt von Maja T., sagte der taz: „Der | |
| Bundesgerichtshof hat der Eskalationspolitik der Bundesanwaltschaft einen | |
| Dämpfer verpasst.“ Ziel sei es offenbar gewesen, den Druck auf Maja, aber | |
| auch auf die noch Gesuchten „maximal zu erhöhen“, so Richwin. „Dieser | |
| Versuch ist zunächst gescheitert.“ | |
| Parallel ermittelt die Bundesanwaltschaft weiter gegen die neun noch | |
| Gesuchten, denen zum Teil auch weitere Angriffe auf Rechtsextreme in | |
| Deutschland vorgeworfen werden. Die zumeist jungen Linken aus Thüringen und | |
| Sachsen werden dem Umfeld der Gruppe um die bereits [5][im Mai 2023 | |
| verurteilte Leipzigerin Lina E. zugerechnet]. Auch ihr früherer | |
| Lebensgefährte Johann G. soll sich an den Budapest-Angriffen beteiligt | |
| haben. | |
| ## Auslieferung nach Ungarn droht weiterhin | |
| Maja T. droht derweil weiter die Auslieferung nach Ungarn. Das | |
| Kammergericht Berlin bestätigte der taz, dass inzwischen ein | |
| Auslieferungshaftbefehl gegen T. verhängt wurde. Eine Auslieferung werde | |
| damit „nicht als offensichtlich unzulässig“ erachtet, sagte eine | |
| Sprecherin. Grundsätzliche Auslieferungshindernisse würden demnach nicht | |
| gesehen. In einem zweiten Schritt werde nun über die Auslieferung an sich | |
| entschieden. | |
| Nach taz-Informationen forderte das Kammergericht nun Berichte von Ungarn | |
| an, wie dort mit nonbinären Personen in Haft umgegangen wird und welche | |
| Schutzmaßnahmen es gibt. In einem Schriftsatz äußerte das Gericht durchaus | |
| Bedenken. „Der Senat verkennt hierbei nicht, dass die Politik der aktuellen | |
| ungarischen Regierung als gender-, homo- und transfeindlich bezeichnet | |
| werden muss“, heißt es dort. | |
| Auch seien „früher in Ungarn erreichte Maßnahmen zur Gleichbehandlung von | |
| Homosexuellen und Trnaspersonen in diskriminierender Weise wieder abgebaut“ | |
| worden. Die ungarische Regierung folge damit „dem Muster auch anderer | |
| populistischer Regime, durch die Stigmatisierung von Homosexuellen und | |
| Transpersonen ein innergesellschaftliches Feindbild zu schaffen“. | |
| Gleichwohl betonte das Gericht, dass Diskriminierungsgefahren für Maja T. | |
| konkret im Einzelfall nachgewiesen werden müssten. | |
| Die Verteidiger von Maja T. hatten [6][früh vor unhaltbaren Haftbedingungen | |
| in Ungarn gewarnt]. Auch sei unter der ungarischen Rechtsaußen-Regierung | |
| von Viktor Orbán kein fairer Prozess für Antifaschist*innen zu | |
| erwarten. | |
| Gegen drei noch im Februar 2023 vor Ort Festgenommene Linke war [7][bereits | |
| im Januar ein Prozess gestartet]. Ein Berliner hatte dabei die Vorwürfe | |
| eingeräumt und war zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Die beiden | |
| anderen bestritten die Vorwürfe, ihr Prozess läuft weiter. Eine | |
| italienische Angeklagte hatte über miserable Haftbedingungen geklagt, im | |
| Saal wurde sie mit Ketten an Händen und Füßen vorgeführt. | |
| Inzwischen haben sich auch [8][mehrere der neun noch gesuchten Linken über | |
| ihre Anwälte bereiterklärt, sich zu stellen] – wenn eine Nichtauslieferung | |
| nach Ungarn garantiert würde. Die anfangs zuständige | |
| Generalstaatsanwaltschaft Dresden soll dafür aber zusätzlich Geständnisse | |
| eingefordert haben, was die Beschuldigten ablehnen. Mit der | |
| Bundesanwaltschaft soll es in dieser Frage noch keine Gespräche gegeben | |
| haben. | |
| Anmerkung der Redaktion: Der Text wurde am 21.03. um 20:20 Uhr um ein Zitat | |
| aktualisiert. | |
| 21 Mar 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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