# taz.de -- Leitantrag für Linken-Parteitag im Mai: „Kultur der revolutionä… | |
> Nach ihrem Wahlerfolg will die Linkspartei auf 150.000 Mitglieder | |
> anwachsen. Bei der Außenpolitik bleibt ein neuer Leitantrag vage. | |
Bild: Die Linke will wachsen: Jan van Aken, Ines Schwerdtner und Heidi Reichinn… | |
Berlin taz | Nach ihrem unerwarteten [1][Erfolg bei der Bundestagswahl] hat | |
die Linkspartei große Pläne. „In vier Jahren wollen wir eine Partei mit | |
150.000 Mitgliedern sein“, schreiben die Vorsitzenden [2][Ines Schwerdtner] | |
und [3][Jan van Aken] selbstbewusst in dem von ihnen formulierten | |
Leitantrag für den kommenden Bundesparteitag im Mai in Chemnitz. Die Linke | |
werde „eine zentrale Rolle im Protest gegen Aufrüstung, Sozialabbau, | |
Klimazerstörung und Rechtsruck“ einnehmen. | |
Bei der Bundestagswahl hatte die Linkspartei, die nach der Abspaltung des | |
Wagenknecht-Flügels von vielen bereits totgesagt worden war, mit 8,8 | |
Prozent einen Überraschungscoup gelandet. Ihre Mitgliederzahl ist | |
inzwischen von rund 50.000 Anfang 2024 auf mehr als 100.000 gestiegen. „Das | |
uns durch die vielen Stimmen und Eintritte ausgesprochene Vertrauen ist uns | |
Anspruch und Ansporn“, heißt es in dem Leitantrag, der am Wochenende vom | |
Parteivorstand beschlossen wurde und der taz vorliegt. | |
Ein erster Schritt soll sein, bei den kommenden Kommunalwahlen in | |
Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hessen erfolgreich abzuschneiden sowie im | |
kommenden Jahr bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und in | |
Rheinland-Pfalz erstmals in die Parlamente einzuziehen. Ziel sei, | |
perspektivisch in allen Landtagen vertreten zu sein und „die | |
kommunalpolitische Verankerung in der Fläche auszubauen“. | |
Mindestens ebenso wichtig sei es, die Linke zu einer „kraftvollen | |
sozialistischen Mitgliederpartei“ weiterzuentwickeln, „die auch jenseits | |
von Wahlen in der Lage ist, Kampagnen durchzuführen und sogar zu gewinnen“. | |
Sie müsse „eine organisierende Klassenpartei werden, die die vielfältige | |
Mehrheit der Menschen anspricht und an ihrer Seite für ihre Interessen | |
eintritt“. | |
## „Ort der Gemeinschaft“ | |
Als Lehre aus der früheren chronischen Zerstrittenheit soll „eine Kultur | |
des Willkommens und der revolutionären Freundlichkeit“ etabliert werden. | |
Entgegen ihrer langjährigen Praxis will die Partei künftig „ein Ort der | |
Gemeinschaft sein, wo Menschen sich wohlfühlen, Freund:innen finden und | |
gemeinsame Utopien entwickeln“. | |
Dazu sollen auch die Linken-Parlamentarier:innen stärker als bisher | |
beitragen: „Ein Mandat der Linken verpflichtet dazu, sich am Parteiaufbau | |
zu beteiligen und sich in den Dienst der Partei zu stellen“, heißt es dazu. | |
Um die Glaubwürdigkeit zu stärken, sollen Konzepte für | |
[4][Gehaltsbegrenzung] und Mandatszeitbegrenzung entwickelt werden. | |
Bis 2027 will die Partei ihr altes Grundsatzprogramm aus dem Jahr 2011 | |
überarbeiten. Inhaltlich zentraler Punkt bleibt die Soziale Gerechtigkeit. | |
Einen Fokus legt die Partei dabei auf die Wohnungsfrage und ihren | |
[5][Einsatz für einen bundesweiten Mietendeckel]. Nicht minder wichtig sei | |
die Verteidigung der Einkommen der lohnabhängig Arbeitenden, der Renten und | |
Transferzahlungen. | |
## Außen- und Verteidigungspolitik nur am Rande | |
Darüber hinaus wird in dem Leitantrag noch eine soziale Klimapolitik sowie | |
das bedingungslose Einstehen für eine antirassistische und | |
antifaschistische Haltung als vorrangig benannt. Als politischen | |
Hauptgegner sieht die Partei neben der AfD die CDU von Friedrich Merz. „In | |
Deutschland verkörpert Merz den Wandel vom neoliberalen Transatlantiker zum | |
autoritären Rechtspopulisten“, steht im Leitantrag. | |
Auffällig ist, mit welcher Kürze die Außen- und Verteidigungspolitik | |
abgehandelt wird. Zwar wird konstatiert, dass Donald Trump die westliche | |
Bündnisarchitektur beende. Aber diese Feststellung bleibt freistehend im | |
Raum, ohne dass irgendwelche Schlussfolgerungen daraus gezogen werden. | |
Stattdessen [6][beschränkt sich das Papier auf Altbekanntes]: dass die | |
Linke eine Friedenspartei sei und Aufrüstung ablehne. | |
Tunlichst wird in dem Leitantrag eine Konkretisierung vermieden, was es | |
heißt, die Partei trete „bedingungslos für das Völkerrecht und den Schutz | |
derjenigen ein, die unter den Kriegen dieser Welt leiden“. Der Grund dafür | |
dürfte sein, dass der Parteivorstand „die Positionen, die uns vereinen, in | |
den Mittelpunkt stellen“ will. Ob deshalb der russische Überfall auf die | |
Ukraine mit keinem einzigen Wort Erwähnung findet? „Auf der Höhe der Zeit�… | |
wie die Linke sich gerne sehen würde, wirkt das allerdings nicht. | |
10 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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