# taz.de -- Kostensteigerungen durch Inflation: Kliniken fürchten Versorgungsl… | |
> Hamburger Kliniken wollen einen Inflationszuschlag, um ihre Kosten decken | |
> zu können. Hilfe fordern auch Häuser in Niedersachsen und | |
> Schleswig-Holstein. | |
Bild: Könnte bald wieder überfüllt sein: Notaufnahme in der Asklepios-Klinik… | |
HAMBURG taz | Weil die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser dramatisch | |
sei, fordern Kliniken in Hamburg „so schnell wie möglich einen | |
Inflationszuschlag“, sagt Joachim Gemmel, Erster Vorsitzender der | |
Hamburgischen Krankenhausgesellschaft. Gehe die Situation unverändert | |
weiter, drohten überfüllte Notaufnahmen, lange Wartelisten und sogar | |
Schließungen. | |
96 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland könnten ihre Kosten nicht mehr | |
aus laufenden Einnahmen decken. Dies geht aus einer Umfrage des Deutschen | |
Krankenhausinstituts hervor. Kliniken sehen sich durch die Inflation | |
zunehmenden Energie-, Personal- und Einkaufskosten gegenüber. Einer Studie | |
des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung zufolge droht die Situation | |
sich 2023 zu verschlechtern. | |
Für Schließungen könnten bereits die steigenden Energiekosten sorgen, so | |
der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß. | |
Aktuelle Berechnungen prognostizierten Energie-Mehrkosten von sechs | |
Millionen Euro pro Krankenhaus im kommenden Jahr – Ausgaben, die nicht | |
gedeckt seien. Insgesamt sei bundesweit ein Fehlbetrag der Krankenhäuser | |
von bis zu zehn Milliarden Euro zu erwarten. Kurzfristige Finanzhilfen | |
dieser Größenordnung konnten in der jüngeren Vergangenheit auch | |
beispielsweise für die Rettung der Lufthansa mobilisiert werden – nun sei | |
es auch Zeit, dies für Krankenhäuser zu leisten, betont Gaß. | |
Anders als in der freien Wirtschaft können Kliniken die Teuerung nicht an | |
die Kund:innen weitergeben. Sie könnten ihre Verluste daher vorrangig nur | |
durch Personalabbau bekämpfen, welcher bereits die pandemiebedingten | |
Bettensperrungen und dadurch entstandenen [1][Engpässe in der | |
Gesundheitsversorgung] mitverursacht hatte. Käme es in der „angespannten | |
Lage“, so der HKG-Vorsitzende Gemmel, zu Entlassungen, entstünden | |
Versorgungslücken, „die im Herbst und im kommenden Jahr für die Menschen | |
auch bei uns in Hamburg spürbar werden“. | |
Der Versorgungsaufschlag in Krankenhäusern und Kliniken, welcher | |
coronabedingt notwendige organisatorische und hygienische Zusatzmaßnahmen | |
finanzierte, endete zum 1. Juli. Eine zusätzliche Finanzierung habe es | |
seither nicht gegeben. Mit Blick auf den Herbst und den [2][zu erwartenden | |
Anstieg der Infektionszahlen] fordert die Hamburgische | |
Krankenhausgesellschaft von Gesundheitsminister Lauterbach, den | |
Versorgungsaufschlag zu revitalisieren. | |
Auch Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) hatte | |
bereits einen „gesetzlichen Inflationsausgleich mit Mitteln aus dem | |
Bundeshaushalt“ gefordert. Vor dem Hintergrund dieser „existenziellen | |
Krise“, so Behrens, „deren Auslöser mit dem Gesundheitssystem selbst aber | |
gar nichts zu tun hat“, sei es nur folgerichtig, diesen Ausgleich aus | |
Steuermitteln des Bundes zu finanzieren. | |
„Die Gesundheitsversorgung steht vor genügend schwierigen | |
Herausforderungen“, betont auch Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin | |
Kerstin von der Decken (CDU), „eine zusätzliche Belastung durch | |
explodierende Kosten kann deshalb nicht unbeantwortet bleiben und erfordert | |
kurzfristig, unkompliziert und schnell Unterstützung durch den Bund“. | |
Das Bundesgesundheitsministerium hat wegen der stark gestiegenen | |
Betriebskosten unterdessen ein Hilfspaket angekündigt. Entsprechende | |
Konzepte seien bereits in Arbeit. DKG-Vorstandsvorsitzender Gaß kritisiert | |
jedoch genau diese Vorgehensweise „von Hilfspaket zu Hilfspaket“. Es | |
[3][müssten auch langfristige Strukturänderungen her]. Dem stimmt auch das | |
Bundesministerium zu. In den nächsten Wochen sollen konkrete Vorschläge mit | |
den Ländern abgestimmt werden. | |
27 Sep 2022 | |
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## AUTOREN | |
Marco Fründt | |
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