Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Patiententransport-Reform bei Asklepios: Mehrbelastung für alle?
> In den Hamburger Asklepios-Kliniken sollen Patienten künftig von
> qualifiziertem Pflegepersonal transportiert werden. Das finden nicht alle
> gut.
Bild: Künftig braucht man dafür eine Ausbildung: Patient*innen-Transport im A…
Hamburg taz | Patienten für eine Untersuchung von einer Station zur
nächsten zu bringen, ist in den Krankenhäusern der Asklepios-Gruppe in
Hamburg alltägliche Praxis. Bislang übernehmen Hilfskräfte, die nicht in
der Pflege ausgebildet sind, den Patiententransport. Doch das System, das
sich lange bewährt hat, wird nun schrittweise in allen Asklepios-Kliniken
verworfen. Künftig sollen qualifizierte Krankenpflegehelfer sowie
Gesundheits- und Pflegeassistenten (GPAs) für den Patiententransport
verantwortlich sein. Um sich gegen diesen Vorstoß zu wehren, zog der
Betriebsrat der Asklepios-Klinik in Altona nun vor das Hamburger
Arbeitsgericht.
Jahrelang setzte [1][Asklepios] beim Krankentransport in den Kliniken auf
Hilfskräfte externer Dienstleistungsunternehmen. In den vergangenen Jahren
bot das Klinikunternehmen den Hilfskräften dann eine Ausbildung zum
Krankenpflegehelfer oder Gesundheits- und Pflegeassistenten (GPA) an.
Fertig ausgebildet, werden sie in der direkten Patientenversorgung auf den
Stationen eingesetzt. Aber nicht nur das: Künftig sollen sie auch auf den
Stationen den Patiententransport übernehmen, „wo zuvor das entsprechende
Pflegehilfspersonal aufgebaut wurde“, wie Asklepios-Pressesprecher Mathias
Eberenz erklärt.
Mehr ausgebildete Pflegehelfer – das klingt nach einer Entlastung des
Pflegepersonals, das ohnehin täglich an der Belastungsgrenze arbeitet.
Warum befürchten dennoch gerade die examinierten Pflegekräfte durch das
veränderte System beim Patiententransport eine steigende Arbeitsbelastung?
Axel Hopfmann vom „Hamburger Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus“
erklärt: „Wenn die Hilfskräfte weiterqualifiziert sind, müssen sie oft noch
von dem ausgebildeten Pflegepersonal beaufsichtigt werden.“ Vor allem die
Pflege am Bett sei für die ehemaligen Hilfskräfte herausfordernd, etwa ein
Verbandswechsel oder das Füttern von Patienten.
Und weil GPAs und Krankenpflegehelfer die Patiententransporte bislang nur
in Ausnahmesituationen – wie hohen Krankenständen bei den Hilfskräften –
übernommen haben, werden auch sie durch die Reform in den
Asklepios-Kliniken stärker belastet. Das berichtet auch eine
Krankenpflegehelferin eines Hamburger Asklepios-Klinikums, die schon für
den Patiententransport zuständig ist: „Das raubt uns die letzten Kräfte.“
Sie möchte anonym bleiben, zu groß ist die Angst vor einer Abmahnung durch
Asklepios.
Den Vorstoß des Klinik-Unternehmens noch aufzuhalten – das hat der
Betriebsrat der Asklepios-Klinik in Altona versucht, indem er eine
einstweilige Verfügung einreichte und damit vor das Hamburger
Arbeitsgericht zog. In der Verhandlung vom 5. Januar dieses Jahres kamen
Arbeitgeber und Betriebsrat zu keiner Einigung. Doch schon jetzt steht
fest: Krankenpflegehelfer und GPAs sind in Zukunft auf ausgewählten
Stationen für den Patiententransport zuständig – genau, wie Asklepios es
geplant hatte.
Jetzt versucht der Altonaer Betriebsrat nur noch durchzusetzen, dass
Asklepios immer erst eine Gefährdungsbeurteilung durchführen muss, bevor
die Hilfskräfte abgezogen und damit die GPAs für den Patiententransport
verantwortlich gemacht werden.
Doch warum hält Asklepios trotz des Widerstands ihres Pflegepersonals an
dem neuen Konzept für den Patiententransport fest? Die offizielle
Begründung von Asklepios-Pressesprecher Eberenz lautet: „Wir sind der
Überzeugung, dass es auch bei Transporten von Patient:innen innerhalb
der Klinik von Vorteil ist, wenn weiterqualifiziertes Personal eingesetzt
wird.“ Axel Hopfmann vom „Hamburger Bündnis für mehr Personal im
Krankenhaus“ erklärt, die Krankenhäuser hätten einen finanziellen Anreiz,
möglichst viel Pflegepersonal einzustellen: „Für jede Pflegestelle am Bett
des Patienten bekommt die Klinik Geld aus dem [2][Pflegebudget].“
Ab nächstem Jahr dürfte dieser finanzielle Anreiz für die Kliniken nochmals
steigen. Denn 2024 wird das Pflegebudget gestrafft: Dann bekommen
Krankenhäuser nur für eine qualifizierte Pflegekraft Geld aus dem
Pflegebudget – also etwa für die Krankenpflegehelfer und GPAs, die
Asklepios momentan fleißig ausbildet und unter anderem für den
Patiententransport einstellt.
12 Jan 2023
## LINKS
[1] /Asklepios/!t5021705
[2] /Finanzierung-von-Hebammen/!5894188
## AUTOREN
Lea Scholz
## TAGS
Pflegekräftemangel
Hamburg
Asklepios
Krankenhäuser
Gesundheitspolitik
Hamburg
Streik
## ARTIKEL ZUM THEMA
Gesundheit in Deutschland: Der lange Weg zur Revolution
Kann das Kliniksterben aufgehalten werden? Klar ist, Krankenhäuser brauchen
mehr Geld. Doch die Länder sehen sich finanziell am Limit und wollen erst
einmal verhandeln.
Kostensteigerungen durch Inflation: Kliniken fürchten Versorgungslücken
Hamburger Kliniken wollen einen Inflationszuschlag, um ihre Kosten decken
zu können. Hilfe fordern auch Häuser in Niedersachsen und
Schleswig-Holstein.
Krankenschwester über Pflegestreik: „Sie versuchen, uns zu erpressen“
In den Asklepios-Kliniken in Brandenburg wird seit Juni gestreikt. Der
Konzern zeigt sich kaum kompromissbereit. Ein Gespräch mit einer
betroffenen Krankenschwester.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.