# taz.de -- Bremerin in der EU-Jugendkonferenz: Jugend erbittet Rechte | |
> In den letzten vier Tagen fand die EU-Jugendkonferenz statt. Es ging um | |
> die politische Beteiligung junger Menschen. Auch eine Bremerin war dabei. | |
Bild: Macht gerade Abitur, wenn sie nicht auf der EU-Jugendkonferenz ist: Wendl… | |
BREMEN taz | Die 19-jährige Bremerin Wendla Schaper macht gerade ihr | |
Abitur. Viel Zeit zum Lernen hatte sie am Wochenende aber nicht: Denn in | |
den letzten vier Tagen hat sie an der EU-Jugendkonferenz teilgenommen, am | |
Montag ging diese zu Ende. Die Teilnehmenden haben besprochen, wie sich | |
junge Europäer*innen besser politisch beteiligen können. Schaper ist | |
eine der drei deutschen Vertreter*innen. Auch beim Bremer Jugendring ist | |
sie aktiv und in ihrer Schule hat sie eine AG zu Nachhaltigkeit und | |
Klimaschutz gegründet. | |
Eines ihrer Anliegen ist, dass auch Minderheiten einen guten Zugang zu | |
politischer Partizipation erhalten sollen – unabhängig vom Hintergrund der | |
Jugendlichen. Dafür hat sie sich mit ihrer Gruppe überlegt, dass Trainings | |
helfen könnten. Vor allem Peer-to-Peer-Programme, also ein Training durch | |
Menschen in der gleichen Lebenssituation wie die Beratenen, könnten Mut | |
machen, „Chancen zu ergreifen, sich politisch zu engagieren“, so Schaper. | |
Umsetzen könnten dies am besten [1][Vereine, die ohnehin schon mit | |
LGBTQI-Menschen], von Rassismus Betroffenen oder Menschen mit Behinderung | |
zusammenarbeiten. „In Bremen denke ich da an das Mädchenkulturhaus, das | |
Mädchenhaus oder Together we are Bremen.“ | |
Seit gut zehn Jahren finden [2][die EU-Jugendkonferenzen] statt. Sie sind | |
zentraler Bestandteil des [3][EU-Jugenddialogs], in dem sich Jugendliche | |
für ihre Anliegen stark machen können. Für je 18 Monate steht dabei ein | |
Thema im Mittelpunkt. So sind 2017/18 die elf Jugendziele entstanden: | |
Geschlechtergerechtigkeit, Inklusion, Gesundheit und Nachhaltigkeit sind | |
einige von ihnen. „Sie bündeln Forderungen und Wünsche junger Menschen für | |
eine jugendgerechte europäische Gesellschaft“, heißt es auf der Webseite | |
des Bundesjugendrings. Sie stehen seither im Fokus des EU-Jugenddialogs. | |
Die Konferenzen, an denen 200 Jugendvertreter*innen, Delegierte von | |
internationalen Jugendorganisationen sowie Vertreter*innen der | |
Ministerien aus 40 Staaten teilnehmen, werden von den Ländern organisiert, | |
welche die EU-Ratspräsidentschaft haben: aktuell Deutschland, Portugal und | |
Slowenien. Coronabedingt wurde die in Portugal geplante Konferenz ins | |
Virtuelle verlegt. | |
Thema war das Jugendziel [4][Nummer neun: „Räume und Beteiligung für | |
alle“]. Im Oktober erarbeiteten die Beteiligten bereits [5][mehrere | |
Forderungen], zum Beispiel rechtlich verankerte Mitentscheidungsprozesse | |
auf allen Ebenen, mehr Beteiligung von Minderheiten, das Herabsetzen des | |
Wahlalters für jede Wahl in der EU – auch für das passive Wahlrecht – auf | |
16. In den letzten Tagen ging es nun darum, diese Ziele noch konkreter zu | |
machen. | |
Was während Jugendkonferenzen erarbeitet wird, verschwindet danach nicht in | |
Schubladen, sondern fließt in die Arbeit des Rates der europäischen | |
Jugendminister*innen ein. Die Forderungen aus dem Herbst sind im | |
Dezember tatsächlich in die EU-Politik eingegangen: Der Rat hat die | |
Ergebnisse [6][in einem Papier aufgegriffen] und dort beschrieben, was | |
Mitgliedsstaaten und EU-Kommission tun können, um das demokratische | |
Engagement junger Menschen zu fördern. | |
Einerseits sei es „total toll“, Einfluss zu haben, sagt Schaper. Aber: Es | |
bleibt bei Empfehlungen, es gibt keine rechtlich bindende Wirkung. „Das ist | |
immer ein bisschen beides, ein bisschen Show und ein bisschen echtes | |
Zuhören“, findet auch der 23-jährige Max Schoen aus Berlin. Schoen und | |
Annalena Di Carlo sind die anderen beiden deutschen Vertreter*innen. | |
Auch für andere Beteiligungsformate für Jugendliche, beispielsweise das | |
Bremer Projekt [7][„Jugend im Parlament“], wünscht Schaper sich echten | |
Einfluss. „Warum nicht rechtlich bindend machen? Erst dann wird es auch | |
ernst genommen.“ Nicht nur mehr Wirkung, auch einen leichteren Zugang | |
fordert Schaper für die bereits bestehenden Angebote, so auch in Bremen. | |
Damit der Jugenddialog an Bedeutung gewinnt, müsse er zudem bekannter | |
werden, ergänzt Schoen. | |
Schwerpunkt am Wochenende sei laut Schoen auch die bereits im Herbst | |
formulierte Forderung der Konferenz gewesen, „kritisches Denken“ in | |
Lehrpläne aufzunehmen. „Wir müssen richtige von falschen Nachrichten | |
unterscheiden können, Zusammenhänge erkennen und argumentieren lernen.“ Ein | |
Blick in die Sozialen Medien und Debatten rund um Klimawandel, Rassismus | |
[8][und Pandemie] reicht, um ihn zu verstehen. | |
Die Ergebnisse der Konferenz werden in den nächsten Wochen vom | |
Bundesjugendring veröffentlicht. „Wir hoffen sehr, dass diese Eingang in | |
Ratspapiere der EU finden. Noch viel wichtiger ist jedoch, dass wir im | |
nächsten halben Jahr, bis zur Konferenz in Slowenien, die konkreten | |
Aktionen in Taten umsetzen“, so Schaper. Die EU müsse die Ideen absegnen | |
und dann an die Mitgliedsstaaten vermitteln. | |
16 Mar 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Queer-migrantische-Beratung-in-Bremen/!5739164 | |
[2] https://www.dbjr.de/artikel/erklaervideo-eu-jugendkonferenz/ | |
[3] https://europa.eu/youth/get-involved/eu%20youth%20dialogue/what-eu-youth-di… | |
[4] https://jugenddialog.de/youth-goals/raeume-und-beteiligung-fuer-alle/ | |
[5] https://www.dbjr.de/artikel/ergebnisse-der-eu-jugendkonferenz-an-politik-ue… | |
[6] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A52020XG1201%280… | |
[7] https://www.bremische-buergerschaft.de/index.php?id=560&pk_campaign=jip… | |
[8] /Impfgegner-und-die-Coronapandemie/!5735702 | |
## AUTOREN | |
Alina Götz | |
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