# taz.de -- Aktivist über Ökozide: „Der Kolonialismus ist nicht vorbei“ | |
> Peter Emorinken-Donatus kämpft gegen die Aubeutung und Zerstörung Afrikas | |
> durch europäische Konzerne. Am Donnerstag spricht er in Hamburg. | |
Bild: Von Shell kontaminiert: Schild in der Gemeinde Ogale im Niger Delta im M�… | |
taz: Herr Emorinken-Donatus, wer sollte am Donnerstag zu Ihrem Vortrag | |
kommen? | |
Peter Emorinken-Donatus: Alle Menschen, die wissen wollen, wie die | |
Klimakatastrophe mit Kolonialismus und Rassismus zusammenhängt, sollen | |
kommen. Wenn sie über Lösungen sprechen und afrikanische Antworten auf | |
diese Probleme kennenlernen wollen, sollen sie auch kommen. Alle sind | |
eingeladen! | |
Wie hängen diese Themen denn miteinander zusammen? | |
Der Globale Süden ist seit Jahrhunderten Opfer des kolonialen | |
Extraktivismus. Das Ankommen des „weißen Mannes“ in Afrika vor 500 Jahren | |
markiert nicht nur den Anfang des Kulturraubs gegenüber den Menschen in | |
Afrika, sondern auch den Beginn der Beraubung und Verseuchung ihres Landes | |
und die massive Vernichtung der Lebensgrundlagen. Europäer sind mit einem | |
klaren Ziel nach Afrika gekommen: Die Suche nach Rohstoffen. Die Ausbeutung | |
und Zerstörung von Biodiversität dauert bis heute an. In Afrika gilt für | |
Europäer bis heute Gesetzlosigkeit über die Zerstörung der Umwelt. Der | |
[1][Kolonialismus] ist nicht vorbei und europäische Konzerne begehen immer | |
noch Ökozide in Afrika. | |
Ökozide sind ein wichtiges Stichwort. Sie nennen sich auch | |
Anti-Ökozid-Aktivist. Was bedeutet das? | |
Ökozid meint schwerste, nachhaltige Zerstörung der Umwelt in einem Maße, | |
das die Nutzung dieser Gebiete praktisch unmöglich macht, was zu | |
Vertreibung und Zwangsmigration führt. Ich will, dass [2][Ökozide zu einem | |
völkerrechtlichen Verbrechen erklärt werden], denn es braucht ein global | |
durchsetzbares Instrument zu ihrer Unterbindung. Das EU-Parlament hat die | |
Kommission bereits dazu aufgefordert, sich für die Anerkennung des Ökozids | |
als Völkerrechtsverbrechen einzusetzen. Diese Regeln müssen weltweit | |
gelten, damit europäische Konzerne nicht in Afrika Dinge tun können, die | |
hier verboten sind. | |
Wie sind Sie Aktivist geworden? | |
Ich bin in Nigeria aufgewachsen. Als Student war ich sehr aktiv in | |
politischen Bewegungen. Wir haben uns gegen den Militärterror, die | |
Zerstörung der Umwelt und die Ausbeutung von Indigenen gestellt. Damals hat | |
[3][der Shell-Konzern einen Ökozid im Nigerdelta verübt] und tut dies | |
weiterhin. In den 90ern haben wir gegen diese Missstände einen großen | |
Nationalstreik durchgesetzt. Das Militär hat mit seiner üblichen Methode | |
reagiert. Auch ich wurde inhaftiert. Mein Vater konnte mich aber freikaufen | |
und ich bin nach Deutschland gekommen. Eine wichtige Figur in den Protesten | |
war [4][Ken Saro-Wiwa]. Er war der Erste, der den Kampf gegen Ökozide in | |
Nigeria zu einer Bewegung gemacht hat. Er ist mein Idol. 1995 wurde er | |
zusammen mit acht Mitstreitern [5][wegen friedlicher Proteste von der | |
Militärdiktatur hingerichtet]. Ich setze seinen Kampf fort. | |
Ken Saro-Wiwa war selbst Literat – und Sie halten Ihren Vortrag im Rahmen | |
des „[6][Festivals contre le Racisme]“. Wie wichtig sind Kultur und | |
kreative Formate im Kampf gegen Rassismus und Umweltzerstörung? | |
Ich bin ein Fan von Edutainment, also Education und Entertainment. Es ist | |
aber wichtig, dabei eine gute Balance zu finden. Es geht um ernste | |
politische Themen, nicht um Unterhaltung. Ich setze auf Aufklärungs- und | |
Bildungsarbeit und möchte besonders junge Menschen erreichen. Es ist | |
wichtig, dass wir generationsübergreifend und auf verschiedenen Ebenen | |
arbeiten. | |
8 Aug 2023 | |
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[5] /Ermordete-Umweltschuetzer/!5052013 | |
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Festival_contre_le_racisme | |
## AUTOREN | |
Marta Ahmedov | |
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