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# taz.de -- Ölverschmutzung im Niger-Delta: Shell muss zahlen
> Ein Den Haager Gericht verurteilt den Ölkonzern Shell zur Entschädigung
> nigerianischer Bauern. Das könnte weitreichende Folgen haben.
Bild: Der Shell-Konzern hat das Nigerdelta mit Öl verschmutzt und muss die Bau…
Berlin taz | Der Ölkonzern Royal Dutch Shell ist für die Verschmutzung von
Land in Nigeria haftbar. Das hat am Freitag das Berufungsgericht in Den
Haag entschieden. Der Konzern sei für mehrere Öllecks im Nigerdelta
verantwortlich, nun muss das Unternehmen Schadenersatz zahlen. Konkret
sollen zwei Dörfer für die Verseuchung ihrer Äcker entschädigt werden. Die
genaue Summe soll später festgelegt werden.
„Es ist ein bittersüßer Sieg, weil zwei von uns, wie mein Vater, das Ende
des Verfahrens nicht mehr miterleben können“, sagte Eric Dooh, einer der
nigerianischen Kläger, laut [1][der Umweltorganisation Friends of the
Earth]. „Aber das Urteil bringt Hoffnung für die Zukunft der Menschen im
Nigerdelta.“ Auch Channa Samkalden ist zufrieden. „Nach jahrelangen
Gerichtsverfahren ist meinen Klienten endlich Gerechtigkeit widerfahren“,
sagte der Anwalt, der die Bauern vor Gericht vertreten hatte.
[2][„Wir weinen vor Glück. Nach 13 Jahren haben wir gewonnen“,] twitterte
die Umweltorganisation Milieudefensie. Sie hatte 2008 zusammen mit vier
Bauern den Konzern mit Hauptsitz in Den Haag verklagt, weil ihr Land im
Nigerdelta durch Öl verseucht worden war. Zudem hatten sie die Sanierung
ihres Bodens gefordert. Shell wies die Vorwürfe immer wieder zurück und
erklärte, dass Saboteure für die Lecks verantwortlich seien. Das sah das
Gericht in Den Haag lediglich in einem Fall als „zweifelsfrei bewiesen“ an.
Die Richter führen die Lecks vielmehr auf schlechte Wartung zurück, Shell
Nigeria sei dafür verantwortlich. Der Mutterkonzern Royal Dutch Shell sei
zwar nicht direkt haftbar, wie das Gericht urteilte, habe aber eine
„Sorgfaltspflicht“ und wurde nun dazu verurteilt, die alten Ölleitungen mit
Sensoren zur Entdeckung von Lecks auszurüsten. Schon 2013 war Shell-Nigeria
in erster Instanz zu Schadenersatz verurteilt worden. Beide Seiten hatten
damals Berufung eingelegt.
## Urteil mit weitreichenden Folgen
Mathias John von [3][Amnesty International] ist mit dem aktuellen Urteil
zufrieden. „Jetzt hat die Justiz ausdrücklich bestätigt, was Shell immer
wieder bestritten hat: Der Konzern ist verantwortlich für die Umweltschäden
durch Öllecks im Nigerdelta, und er muss dafür Entschädigungen zahlen.“ Er
sieht Shell nun auch andernorts unter Druck. „Endlich kann sich der Konzern
seiner Verantwortung für alle Unternehmensaktivitäten auch in anderen
Staaten nicht weiter entziehen.“
Der Fall könnte also weitreichende Folgen weit über Nigeria und das
Nigerdelta hinaus haben. „Dieser Fall zeigt, dass europäische Konzerne sich
verantwortungsvoll zu verhalten haben“, meint Anwalt Samkalden. Donald
Pols, [4][Direktor von Milieudefensie], wird deutlicher: „Das ist eine
Warnung an alle niederländischen Konzerne, die weltweit in
Ungerechtigkeiten involviert sind. Opfer von Umweltverschmutzung, Landraub
oder Ausbeutung haben nun eine größere Chance, gerichtliche Kämpfe gegen
solche Konzerne zu gewinnen.“
29 Jan 2021
## LINKS
[1] https://friendsoftheearth.eu/
[2] https://twitter.com/milieudefensie/status/1355101239017672707
[3] https://www.amnesty.de/
[4] https://milieudefensie.nl/
## AUTOREN
Michael Radunski
## TAGS
Nigeria
Shell
Umweltverschmutzung
klimataz
Schwerpunkt Klimawandel
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