# taz.de -- Erdölförderung in Nigeria: Ogoni-Witwen klagen gegen Shell | |
> Sie beschuldigen den Konzern, an der Ermordung ihrer Männer beteiligt | |
> gewesen zu sein. Shell hatte enge Verbindungen zur damaligen | |
> Militärdiktatur. | |
Bild: 2009 gab Shell eine Teilschuld zu und leistete eine Zahlung an die Ogoni | |
Abuja epd | Der Ölkonzern Shell muss sich möglicherweise doch noch wegen | |
der Ermordung nigerianischer Aktivisten in den 90er Jahren vor Gericht | |
verantworten. Vier Witwen von Menschenrechtlern vom Volk der Ogoni im | |
Niger-Delta haben in den Niederlanden Klage gegen Shell eingereicht, wie | |
Amnesty International am Donnerstag mitteilte. Die Kläger wollen | |
nachweisen, dass das Unternehmen Komplize bei der Hinrichtung ihrer | |
Ehemänner war, und eine Entschuldigung sowie Entschädigungen erstreiten. | |
In den 90er Jahren hatten die Ogoni gegen die Verschmutzung ihres | |
Lebensraums durch die Erdölförderung gekämpft. Der Protest wurde von | |
Diktator Sani Abacha blutig niedergeschlagen. Shell hatte enge Verbindungen | |
zur Militärdiktatur. | |
Die Klage gegen den britisch-niederländischen Konzern wurde von Esther | |
Kiobel, der Witwe von Barinem Kiobel, und drei weiteren Frauen bei einem | |
Zivilgericht in Den Haag eingereicht. In der Klageschrift wird Shell | |
bezichtigt, an der ungesetzlichen Verhaftung, dem Gefängnisaufenthalt und | |
der Hinrichtung von neun Männern beteiligt gewesen zu sein, erklärte | |
Amnesty. Die sogenannten Ogoni Nine, darunter Barinem Kiobel und der Autor | |
Ken Saro-Wiwa, wurden wegen ihres Protests am 10. November 1995 gehängt. | |
Sie gehörten der gewaltfreien „Bewegung für das Überleben der Ogoni“ | |
(Mosop) an, die gegen die Ölverschmutzung im Niger-Delta kämpfte. | |
Esther Kiobel geht seit 20 Jahren juristisch gegen Shell vor, vor | |
britischen und amerikanischen Gerichten. Die neue Klage gründet sich auf | |
firmeninterne Notizen, die Amnesty erst jetzt erhalten hat. 2009 [1][zahlte | |
Shell] einigen Hinterbliebenen eine Abfindung von insgesamt 15,5 Millionen | |
US-Dollar, um einen Prozess zu vermeiden. Doch Esther Kiobel und ihre | |
Mitstreiterinnen waren nicht beteiligt. | |
Im Niger-Delta wird seit den 50er Jahren Öl gefördert. Mangroven, Sümpfe | |
und Flussarme sind verseucht. Die Lebensbedingungen des dort ansässigen | |
Ogoni-Volkes wurden nachhaltig beeinträchtigt. Bis heute ist das | |
Trinkwasser mit Öl verschmutzt und Landwirtschaft durch Öllachen auf den | |
Böden unmöglich. Maßgeblich war die britisch-niederländische Ölfirma Shell | |
an den Umweltverschmutzungen beteiligt. Erst 2011 wurden diese Schäden | |
durch einen bahnbrechenden Bericht des UN-Umweltprogramms Unep offiziell | |
anerkannt. Unep schätzte, dass die Säuberungsarbeiten etwa 30 Jahre dauern | |
würden. Der Ölkonzern Shell wehrt sich bis heute gegen die Anerkennung | |
seiner Verantwortung. | |
29 Jun 2017 | |
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